Die Corona-Impfquoten für die Region, Bayern und Deutschland. Klinger
Rosenheim – Der stabile Abwärtstrend bei den Corona-Fallzahlen in der Region setzt sich fort – und dennoch schrillen im Gesundheitsamt Rosenheim immer wieder die Alarmglocken. Zuletzt: Als sich diese Woche ein Ausbruch auf einen Biergarten zurückverfolgen ließ. Vier von sechs Personen an einem Tisch hatten sich angesteckt – und das trotz negativer Antigentests. Allesamt haben laut Gesundheitsamt ernst zu nehmende Krankheitsverläufe.
Für Behördenleiter Dr. Wolfgang Hierl Grund genug, seine Warnungen, die Regeln und Vorschriften einzuhalten, zu wiederholen: „Bei aller Freude über die zu Recht wiedererlangten Freiheiten beschleicht mich ein leichtes Unbehagen, wenn ich das wiedererwachte soziale Leben in der Öffentlichkeit und das Treiben in den Fußgängerzonen und Biergärten sehe.“
Biergarten führte
keine Gästeliste
Besonders prekär: Im Fall des Biergarten-Infektionsherdes habe die Behörde nur durch die „gewissenhafte Ermittlung“ die Neuinfektionen diesem Umfeld zuordnen und als Ausbruch identifizieren können – „denn vorschriftsmäßige Gästelisten wurden nicht geführt“, beklagt Hierl und warnt: „Auch den Betreibern der geöffneten Betriebe kommt hier eine äußerst wichtige Aufsichtsfunktion zu. Jetzt wird die Saat für einen späteren Wiederanstieg des Infektionsgeschehens gelegt.“ Die entscheidende Frage sei, ob es gelinge, durch den Impffortschritt und die Schaffung einer Herdenimmunität einen exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen und damit eine vierte Welle zu verhindern. Nähere Angaben, in welcher Gemeinde sich der betreffende Biergarten befindet, machte die Behörde nicht. Insgesamt gingen beim Gesundheitsamt Rosenheim seit dem letzten Wochenbericht täglich zwischen zwei und 16 neue Fälle (insgesamt 68 Neumeldungen, Stand 10. Juni 24 Uhr; Vorwoche: 98) ein. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt aktuell für die Stadt Rosenheim bei 31,47 (Vorwoche 29,90), für den Landkreis bei 18,37 (Vorwoche 30,23). Die Gesamtzahl der Fälle von Covid-19 stieg damit auf 17781 (Landkreis: 13853, Stadt: 3928). Als genesen dokumentiert: 16744. 520 Personen (+ 6 gegenüber der Vorwoche) sind bislang an der Erkrankung gestorben (Landkreis: 458, Stadt: 62). Von den zuletzt Verstorbenen waren zwei Personen über oder gleich 80 Jahre alt und vier zwischen 70 und 80. Zwei der Verstorbenen waren in einem Heim betreut worden.
Brasilianische Variante
in der Region
Die besorgniserregenden Varianten des Coronavirus bilden auch in der Region weiter die Mehrzahl der Fälle (im Mai circa 68 Prozent): Bislang wurden dem Gesundheitsamt 3018 Fälle einer besorgniserregenden Variante gemeldet, wovon 3002 Fälle auf die Alpha-Variante (britische Variante B.1.1.7), elf Fälle auf die Gamma-Variante (brasilianische Variante P.1), vier auf die Delta-Variante (indische Variante B.1.617.2) und ein Fall auf die Beta-Variante (südafrikanische Variante) entfallen.
Seit dem letzten Wochenbericht wurden sieben neue Fälle der Gamma-Variante gemeldet, von denen bei sechs Fällen eine Übertragung im privaten Bereich beziehungsweise Arbeitsumfeld detektiert werden konnte. Drei der vier bekannten Fälle der Delta-Variante sind einem Ausbruch im beruflichen Umfeld zuzuordnen.
Die Belegung der Kliniken in Stadt und Landkreis mit Covid-19-Patienten ist weiterhin leicht rückläufig. Gestern wurden zwölf Patienten auf den Intensivstationen behandelt, wobei es sich laut Gesundheitsamt größtenteils um Patienten mit sehr langen Krankheitsverläufen handelt. Somit sind noch zwölf Prozent aller verfügbaren Intensivplätze mit Covid-19 belegt. Auf den Normalstationen befinden sich noch 36 Patienten mit teilweise ebenfalls sehr langwierigen Verläufen einer Covid-19-Erkrankung.
Infektionsübertragungen ereignen sich weiter überwiegend im privaten Umfeld, das 67 Prozent der bekannten Infektionsursachen ausmacht. Etwa fünf Prozent fallen auf den Arbeitsplatz. Als Lichtblick sieht das Gesundheitsamt, dass kaum mehr Infektionen bei Bewohnern von Heimen auftreten. So wurden lediglich zwei Fälle positiv getesteter Mitarbeiter in zwei Heimen gemeldet. Zwei Fälle traten diese Woche in einer Kita auf (St. Margaretha Frasdorf).
Die Fälle wurden entdeckt bei Testungen aufgrund von Symptomen (47 Prozent), im Rahmen von Reihentestungen (28 Prozent) und in Folge von Untersuchungen bei der Kontaktpersonennachverfolgung (21 Prozent).
Fortschritte gibt es weiter beim Impfen: Insgesamt sind bisher in Stadt und Landkreis gut 204000 Corona-Impfungen durchgeführt worden, davon circa 136920 über das Impfzentrum. Hinzu kommen 67549 Erst- und Zweitimpfungen in Arztpraxen.