Rosenheim – „Es kann losgehen!“ Mit diesen Worten leitete Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den Start des digitalen Impfpasses ein. Auf der gestrigen Pressekonferenz kündigte er die sogenannte CovPass-App an, die in den kommenden Tagen zum Download bereit stehen soll. Ab Montag soll es dann möglich sein, sich mithilfe von Apotheken und Ärzten einen digitalen Nachweis ausstellen zu lassen. Das Problem: Die dafür notwendige Software steht den Medizinern im Landkreis noch gar nicht zur Verfügung.
Unsicherheit
schon vor Beginn
„Wir wissen noch gar nicht, wie das Programm aussieht“, stellt Dominik Simon, Inhaber der Heilig-Geist-Apotheke in Rosenheim, klar. Er wartet seit der Ankündigung durch die Politik vergebens auf die Software, die es ihm als Apotheker ermöglichen soll, die notwendigen Daten einzutragen. Was er bisher weiß ist, dass es spätestens ab kommenden Montag ein Programm geben soll, mit dem man einen QR-Code generieren kann. Der Geimpfte kann dann mit seinem gelben Heftchen in die Apotheke gehen, um sich diesen Code als Ausdruck in Papierform erstellen zu lassen. Anschließend kann man den erhaltenen Code mit der angekündigten CovPass-App oder der Corona-Warn-App einscannen. Die App speichert die Informationen und kann als Impfnachweis in Restaurants oder an Grenzkontrollen vorgezeigt werden.
Bis dieses System funktioniert, könnte es allerdings laut Dr. Fritz Ihler, Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbandes Rosenheim, noch etwas dauern. „Da hat die Politik wieder etwas sehr schnell angekündigt, während wir noch ganz am Anfang stehen.“ Demnach sei es zwar durchaus möglich, einen digitalen Nachweis auszustellen. Allerdings bedürfe das noch mehr Vorlaufzeit als nur bis zum Anfang der nächsten Woche.
„Das ging alles ganz plötzlich“, meint auch Eva Laxganger, Leiterin der Marien-Apotheke in Prien. Durch die frühe Ankündigung gebe es bereits seit Tagen die ersten Anfragen von Kunden – ohne, dass die passende Software dafür bereit steht. Sobald es jedoch die Möglichkeit zum Eintragen der Daten gibt, ist die Apothekerin überzeugt, trotz des Mehraufwandes direkt starten zu können.
Positiv gestimmt ist Ulrike Bayer, Leiterin der Linden- und Frühlings-Apotheke in Bad Aibling. Sobald das Programm freigeschaltet wird, will sie loslegen und hofft, dass sie die Leute bis dahin nicht überrennen. „Das kriegen wir aber schon hin“, ist sie überzeugt. Bei welcher Apotheke der Pass digitalisiert werden kann, könne man jedenfalls ab sofort auf der Webseite www.mein-apothekenmanager.de einsehen.
Etwas anders ist die Stimmung laut Dr. Mario Zöllner bei den Ärzten in der Region. Nach der zusätzlichen Arbeit, die das Impfen der Patienten mit sich brachte, reißt sich demnach niemand darum, jetzt auch noch den digitalen Impfpass zu organisieren. Als Mitglied des Fachkreises Digitalisierung des Bayerischen Hausärzteverbandes ist sich der Priener Arzt sicher, dass die geplante Vorgehensweise mit viel Aufwand verbunden ist. Wenn die Technik es hergibt, würde er allerdings „wohl oder übel“ auch diese Aufgabe übernehmen.
Abwarten und
Ruhe bewahren
Apotheker Simon ruft aufgrund der aktuellen Lage dazu auf, sich, auch wenn es die CovPass-App schon gibt, nicht am Montag direkt zur Apotheke zu begeben. „Wenn plötzlich Zigtausend Apotheken auf das gleiche Programm zugreifen wollen, könnte es schnell zu Serverüberlastungen kommen“, meint er. Um das zu vermeiden, gelte es daher, trotz aller Euphorie erst einmal Ruhe zu bewahren. KOrbinian Sautter