Verwüstungen im Raum Wasserburg – Rosenheim bleibt verschont

von Redaktion

Große regionale Unterschiede bei Unwettern sind nach Angaben eines Meteorologen reiner Zufall

Rosenheim – Über die Region zogen in den vergangenen zwei Tagen schwere Unwetter. Es blitzte, donnerte und hagelte teilweise Körner so groß wie Tischtennisbälle. Im Vergleich zum Altlandkreis Wasserburg wurde Rosenheim aber bislang verschont.

Albaching traf es besonders hart. Mitten im Sommer war der Winter ausgebrochen. Die Spuren der Unwetter sind auch am Tag danach noch deutlich zu sehen: zerbrochene Fenster, beschädigte Fassaden, abgeschlagener Putz, umgestürzte Bäume, Blumenkübel und Balkonkästen, in denen statt wunderbare Blüten nur noch abgebrochene Stängel zu finden sind. Die Getreidefelder der Landwirte wurden teilweise vom Hagel niedergemäht. „Es ist trostlos, unser Dorf schaut aus wie eine Wüste. So viel ist vernichtet“, sagt Bürgermeister Rudolf Schreyer.

Niemand hatte mit diesem Ausmaß der Zerstörung gerechnet. Ein schwarzer Strich am Himmel habe den Bürgermeister an Bilder von Tornados erinnert. Dann ergossen sich die Gewitterwolken innerhalb weniger Minuten über die Dörfer – es stürmte und hagelte. Bis zu 20 Zentimeter hoch lagen die Hagelkörner auf den Straßen. Der Winterdienst musste Autos freischaufeln.

Rosenheims Kreisbrandrat Richard Schrank zählte 60 Einsätze im nördlichsten Teil des Landkreises. Vor allem Orte links der Bundesstraße 304 benötigten Hilfe. Neben Albaching waren auch Randbereiche von Pfaffing, Edling, Ramerberg sowie von Haag, Maitenbeth/Rechtmehring und Gars betroffen. Hagelkörner, die teilweise einen Durchmesser von vier bis fünf Zentimetern hatten, töteten sogar Tiere. Tauben und Wildtiere wurden erschlagen. Viele Jäger waren an den Waldrändern unterwegs, um nach getöteten Tieren zu suchen.

Während die Unwetter in der Wasserburger Region wüteten, sah die Situation rund 35 Kilometer nördlich anders aus. „Rosenheim ist ein bisschen verschont geblieben“, sagt Andreas Friedrich, Diplom-Meteorologe und Pressesprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Eine schwere Gewitterzelle sei vom Allgäu über den Ammersee und den Norden Münchens, dann die Donau entlang in Richtung Bayerischer Wald gezogen.

Eine weitere Unwetterzelle habe sich in den Alpen entwickelt und zog dann über Teile Südbayerns. „Östlich vom Chiemsee bis Salzburg gab es erhebliche Niederschläge“, meint der Experte. In Rosenheim sei hingegen „praktisch überhaupt nichts“ passiert.

Doch warum haben die Gewitterwolken Rosenheim verschont? „Das war Glück“, sagt Friedrich. Das Prinzip sei zufällig, wie wenn eine Person einen Topf Wasser auf den Herd stelle. Je nachdem wie stark die Platte heize, würden sich nach fünf bis zehn Minuten Wasserblasen bilden, die dann aufsteigen. „Nur wo die Wasserblasen hochkommen, das wissen Sie nicht“, erläutert der Sprecher. Genauso sei es in der Atmosphäre. Die Experten wüssten am Morgen zwar, dass sich schwere Gewitter entwickeln werden, wo sie auftreten jedoch nicht. „Das ist chaotisch und zufällig“, sagt Friedrich. Eine Regel könne der DWD nicht festlegen. Die Unwetter hätten genauso Rosenheim treffen können, die Unglücklichen waren dieses Mal aber Bürger in und um Wasserburg. Paula L. Trautmann

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