Rosenheim – Die Zeit an der Spitze der Bayerischen Architektenkammer ist für die Rosenheimerin Christine Degenhart beendet. Nach fünf Jahren im Amt musste sich die 57-jährige Architektin bei den Neuwahlen der Vertreterversammlung geschlagen geben und ihr Amt an Professor Lydia Haack aus München abgeben. Obwohl Degenhart den Wahlprozess kritisch sieht, nimmt sie die Niederlage an und blickt zufrieden auf die vergangenen fünf Jahre zurück.
Nach fünf Jahren im
Amt ist Schluss
„Ich habe bei der Wahl zur Vertreterversammlung fast doppelt so viele Stimmen wie meine Nachfolgerin bekommen“, stellt Degenhart fest und ist enttäuscht, dass sie trotz der guten Vorzeichen letztlich nicht wieder gewählt wurde. Denn obwohl sie bei der Wahl der Vertreter die meisten Stimmen der 25000 Kammermitglieder bekam, entschied sich die Mehrheit der 125 Abgeordneten gegen eine zweite Amtszeit der Rosenheimerin. Die nicht öffentliche Wahl der 13. Vertreterversammlung ging laut Degenhart knapp an die neue Präsidentin Haack, die sich darauf freut, die Interessen der Kammer in den kommenden fünf Jahren vertreten zu dürfen.
Den Grund für die neue Ausrichtung der Führungsposition sieht Degenhart im aktuellen Zeitgeist. Die Interessen der Professoren, sich ausschließlich auf den Klimaschutz zu konzentrieren, träfen zwar das aktuelle Interesse. „Die ganze Breite des Berufs wird dadurch aber nicht abgedeckt.“ Die Rosenheimerin sieht die Bedeutung der Architekten nicht nur beim Thema Klima, sondern vor allem bei der Stadtplanung, dem Miteinander der Generationen sowie der Barrierefreiheit.
Trotz der „problematischen Mehrheit“ wünscht Degenhart ihrer Nachfolgerin alles Gute und betont, dass es keinen Streit zwischen den Beteiligten gibt. Ganz im Gegenteil: „Ich hatte fünf wunderbare Jahre und war mir von Anfang an bewusst, dass die Zeit als Präsidentin begrenzt ist“, resümiert die Rosenheimer Stadträtin. Sie hat den Eindruck, dass das Thema Architektur in den vergangenen Jahren immer relevanter geworden ist und war dementsprechend darauf bedacht, dass die Kammer ihren Teil dazu beiträgt.
Als eine Körperschaft des öffentlichen Rechts ist die Bayerische Architektenkammer dafür zuständig, junge Anwärter nach dem Studium offiziell als Architekten einzutragen und weiterzubilden. Um qualifizierte Kräfte für die Baubranche zu fördern, war es zudem ein Herzensprojekt von Degenhart, die Regelstudienzeit für die Innen- und Landschaftsarchitektur von sechs auf acht Semester zu verlängern. Nach jahrelanger Arbeit ist sie nun guter Dinge, dass ihr Vorhaben bald umgesetzt werden kann. „Wir sind da sozusagen am Elfmeterpunkt“, scherzt die 57-Jährige.
Als Mitglied der Vertreterversammlung bleibt Degenhart auch weiterhin in der Kammer aktiv. Der neue Vorstand hat in einer Pressemitteilung angekündigt, sich vor allem mit den Themen Klimaschutz, Digitalisierung und der Nachwuchsförderung auseinandersetzen zu wollen. Für Degenhart geht es zusätzlich um die Schaffung einer Baukultur, die die unterschiedlichen Ansprüche aus Stadt- und Landbebauung vereint. „Gerade Rosenheim als Schnittstelle von urbanen und ländlichen Gegenden ist für diesen Ansatz ein gutes Beispiel“, ist sich die Architektin sicher.
Engagement soll
bestehen bleiben
Auch in Zukunft will sich die Rosenheimerin für ihr Fachgebiet einsetzen und sich dafür in der Öffentlichkeit ehrenamtlich engagieren. Auch wenn ihre Zeit als Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer vorbei ist, will sie keine Ruhe geben und die Entwicklung der Baubranche von ihrem Büro in Rosenheim aus weiter vorantreiben, wie sie im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen ankündigte. Korbinian Sautter