Eine anspruchsvolle Aufgabe mit vielen Facetten

von Redaktion

Mitgliederversammlung des Vereins Pro Arbeit – Einschnitte im Bereich Berufsintegration – Beschäftigte geehrt

Rosenheim – Jugendlichen aus schwierigen sozialen Verhältnissen all die Hilfestellungen zu geben, die in einer funktionierenden Familie mit geregeltem Einkommen selbstverständlich sind – auf diesen kurzen Nenner brachte Harald Neu, Vorsitzender des Vereins Pro Arbeit, den Begriff Sozialarbeit. Dass es sich dabei jedoch um eine ausgesprochen anspruchsvolle Aufgabe mit vielen Facetten handelt, spiegelte sein Jahresbericht bei der Mitgliederversammlung wider.

Der Träger der freien Jugendhilfe, der vor 24 Jahren mit einer ABM-Stelle startete, beschäftigt mittlerweile 57 Angestellte. Allein 33 Fachkräfte kümmern sich an 26 Schulen in der Stadt und im Landkreis Rosenheim um benachteiligte Kinder und Jugendliche. Im Rahmen der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) werden dort inzwischen jährlich mehr als 700 Einzelfälle betreut. Hinzu kommen zahlreiche Gruppenarbeiten für ganze Klassen. Ohne das finanzielle Engagement seitens der Stadt und des Landkreises Rosenheim sei dieses Hilfsangebot aber gar nicht möglich, betonte Neu. Sie trügen den Löwenanteil der tatsächlichen Kosten von JaS, das Bayerische Sozialministerium übernehme lediglich einen Teil.

Bereits seit 18 Jahren stehen zudem ehrenamtliche Qualipaten – derzeit sind es 28 – benachteiligten, aber motivierten Schülern an den vier Rosenheimer Mittelschulen zur Seite. Sie greifen den Jugendlichen bei schulischen Schwierigkeiten unter die Arme, geben Hilfestellung beim Schreiben von Bewerbungen und haben ein offenes Ohr für die Probleme und Sorgen ihrer Schützlinge.

Aber auch nach dem Schulleben werden die Heranwachsenden nicht alleine gelassen. So umfasst das Leistungsspektrum von Pro Arbeit auch den Bereich Ausbildungsvermittlung inklusive Nachbetreuung und Vermittlungscoaching: Drei Mitarbeiter haben im Auftrag der Jobcenter der Stadt und des Landkreises Rosenheim im vergangenen Jahr wieder zahlreichen Jugendlichen unter die Arme gegriffen. Zusätzlich ist mit dem „Start ins Berufsleben“ ein Modellprojekt angelaufen, das der Rotary-Club Rosenheim mit 90000 Euro unterstützt und das Jugendlichen, die bereits alle anderen Maßnahmen erfolglos durchlaufen haben, nochmals einen Anschub gibt, um doch noch auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Schmerzliche Einschnitte wird es zum großen Bedauern des Vorsitzenden im Herbst allerdings im Bereich Berufsintegration/Berufsvorbereitung geben. Etwa 180 Schüler wurden bis dato in insgesamt elf Klassen von den Fachkräften von Pro Arbeit an den Berufsschulen in Rosenheim, Bad Aibling und Wasserburg sozialpädagogisch begleitet. Weil die staatlichen Gelder dafür bereits jetzt nicht ausreichten, hatte der Verein zugunsten einer intensiven und individuellen Betreuung der jungen Menschen rund 20000 Euro aus Spendengeldern zugeschossen. Nun aber seien die Förderkriterien seitens der Bayerischen Staatsregierung grundlegend geändert worden, weshalb sich die Organisation laut Neu „schweren Herzens“ dazu entschlossen habe, nicht mehr teilzunehmen.

Die Folgen der Pandemie und deren Ausmaß seien heute noch gar nicht abzuschätzen, hatte Oberbürgermeister Andreas März eingangs in seinem Grußwort zu bedenken gegeben. Ohne Zweifel hätten die Kinder in besonderem Maß gelitten. Denn „wie kann Bildung und Erziehung funktionieren, wenn der Kontakt zu den Schlüsselpersonen, den Erziehern, Lehrern und Sozialpädagogen, fehlt?“.

Eine Ehrung wurde abschließend Dilek Mermer-Kollmuß, Hannah Specht, Maria Speer und Sonja Zilcher zuteil. Alle vier sind seit zehn Jahren bei Pro Arbeit beschäftigt.

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