Es sind zweifellos Olympische Spiele der besonderen Art. Der Pandemie geschuldet finden die Wettkämpfe ohne Zuschauer in leeren Stadien statt. Andererseits ermöglichen die Übertragungen im Fernsehen eben doch, dass sehr viele Menschen überall auf der ganzen Welt daheim mitfiebern können.
Damit sind sie freilich nicht live dabei, aber ich erinnere mich an die letzten Lebensjahre meines verstorbenen Vaters, der sich auf die Wochen mit viel Sport im Fernsehen immer sehr gefreut hat. Nie werde ich seine Begeisterung vergessen, vielleicht gerade weil seine eigenen Bewegungsmöglichkeiten stark eingeschränkt waren. Und warum sollten die Sportler, die jahrelang hart auf dieses Ereignis hintrainiert haben, sich der Herausforderung des Wettkampfs nicht stellen dürfen.
Viel mehr schmerzen mich die Skandale, die Olympia den eigentlichen Glanz nehmen. Mit unkalkulierbaren Doping-Attentaten und der Weigerung eines algerischen Judoka, gegen einen israelischen Sportler anzutreten, kann man die olympische Idee vergessen: „Das Wichtigste an den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme, wie auch das Wichtigste im Leben nicht der Sieg, sondern das Streben nach einem Ziel ist. Das Wichtigste ist nicht, erobert zu haben, sondern gut gekämpft zu haben“, heißt es in der Grundregel des IOC.
Manchmal denke ich mir, unser kompliziertes Leben ist selbst schon eine eigene olympische Disziplin. Es braucht die tägliche Fairness, die menschliche Größe, Siege und Niederlagen anzuerkennen und nicht zuletzt viel heitere Freude am Spiel.