Rosenheim – Im Grunde genommen war es die Lehre rund um einen einzigen Rohstoff, aus dem sich vor 50 Jahren die Technische Hochschule (TH) Rosenheim gründete. Denn aus der Ausbildung von Fachkräften im Rosenheimer Holztechnikum entstand am 1. August 1971 die staatliche Ingenieurschule, die den Grundstein für die heutige Hochschule in der Region legte. Der amtierende Präsident der TH, Professor Heinrich Köster, war ein Student der ersten Stunde und erinnert sich genau an die Anfänge in den 70er-Jahren.
Einschreibung mit
einer Postkarte
„Damals konnte man einfach noch eine Postkarte hinschicken, um sich zu bewerben“, berichtet Köster lächelnd. Er freute sich, als er 1974 die Zusage für den Studiengang Holztechnik bekam und sich im Alter von 23 Jahren auf den Weg von der Deutschen Marine in Sylt nach Rosenheim machen durfte. Als einer von rund 100 „Holzern“ war Köster Teil der damals renommiertesten Studienrichtung, neben der noch Allgemeinwissenschaften, Betriebswirtschaft und Kunststofftechnik angeboten wurden.
Mit rund 500 Studenten sowie 30 Dozenten entwickelte sich laut dem Präsidenten eine ganz spezielle Großfamilie. „Wir kamen damals von überall her und kannten sonst niemanden in der Stadt“, erzählt Köster. Mit wenig Technik und Notenübersichten auf Karteikarten begann der Aufschwung der damals kleinsten Hochschule Bayerns.
„Es war ein unaufhaltsamer Aufstieg“, bestätigt auch Helmut Harnika, der zwischen 1973 und 2002 als Kanzler der TH arbeitete. Der 85-Jährige erlebte in dieser Zeit, wie aus vier grundlegenden Studiengängen eine ganze Hochschulregion entstand und ist bis heute erstaunt über die Entwicklung. „Zu Beginn hatte man quasi jeden Einzelnen gekannt und eine enge Verbindung zu Studenten, Dozenten und Mitarbeitern, die bis heute bestehen geblieben ist“, erzählt der damals für die Finanzen zuständige Harnika.
So übersichtlich ist es laut den Statistiken der TH allerdings nicht lange geblieben. Schon innerhalb der ersten zehn Jahre wuchs die Zahl der Studierenden bereits auf über 1000. Bis zum Ende der 80er-Jahre waren über 3000 Studenten eingeschrieben. Aktuell, im Sommersemester 2021, studieren 6300 an der Rosenheimer TH.
Aber auch das Angebot an der Hochschule hat sich über die vergangenen 50 Jahre entwickelt und die Anforderungen für die rund 30 unterschiedlichen Studiengänge haben sich verändert. „Es ist alles deutlich technischer geworden“, bilanziert Köster. Es geht demnach mittlerweile mehr darum, fachspezifische Schwerpunkte zu setzen. Im Studiengang der „Holzer“ kann man sich zwischen Varianten wie Innenausbau, Gebäudephysik oder Energieeffizienz entscheiden. „Zudem ist im Gegensatz zu meiner Studienzeit das Abitur eine Grundvoraussetzung“, scherzt Köster. Die lokalen Strukturen der Hochschule seien jedoch größtenteils erhalten geblieben. Gut 80 Prozent der Bewerber, die am Campus Rosenheim, Burghausen, Traunstein oder Mühldorf studieren, kommen aus der Region.
Die Feier zum 50-Jährigen fällt aus zweierlei Gründen kleiner aus. Zum einen gelten aufgrund der Corona-Pandemie Restriktionen für Großveranstaltungen. Zum anderen folgt bereits in vier Jahren das nächste Jubiläum. Dann nämlich jährt sich der Ursprung der TH, das Holztechnikum Rosenheim, das 1925 gegründet wurde, zum 100. Mal. Dann wird groß gefeiert.
Mehr Studenten
brauchen Platz
Bis dahin soll allerdings noch einiges passieren, wie der Präsident versichert. Mit dem neuen Technologiepark sollen auf dem Gelände der ehemaligen Bogensiedlung an der Hochschulstraße moderne Labore eingerichtet werden, um die Forschung zu unterstützen und noch mehr Studenten aufzunehmen. „Wir wollen in der Region die Nummer eins werden“, stellt Köster klar und setzt sich das Ziel, die Zahl der Studierenden in den kommenden Jahren auf 10000 zu erhöhen. Der Grundstein, der vor 50 Jahren gelegt wurde, soll dementsprechend nicht umsonst gewesen sein.