Wird Gastro die Kröte schlucken?

von Redaktion

Corona-3G-Regel: Wirte, Friseure und Touristiker sind besorgt

Rosenheim – Seit Dienstag ist klar: Wer bislang auf eine Corona-Impfung verzichtet hat, für den wird das Leben spätestens ab dem 23. August komplizierter. Der Bund und die Länder einigten sich im Format der Ministerpräsidentenkonferenz auf die sogenannte 3G-Regel: Wer künftig Restaurants oder den Friseur besuchen will, muss gegen Corona geimpft, genesen (mit positivem PCR-Test nicht älter als sechs Monate) oder negativ getestet sein.

Beim gemeinsamen Impfzentrum von Stadt und Landkreis Rosenheim auf der Loretowiese haben die Meldungen aus Berlin noch keinen Ansturm verzeichnen können. Die Zahl der Neuregistrierungen habe nach Bekanntgabe der Ergebnisse bei rund 150 gelegen, dies sei ein Normalwert, heißt es vonseiten der Stadt Rosenheim, die für das Zentrum verantwortlich zeichnet.

Letztes Wort noch
nicht gesprochen

Dass vor allem die Hotellerie, Gastronomie, aber auch die Kulturbetriebe wieder unter verschärften Corona-Regeln leiden müssen, kritisiert die Vorsitzende des Rosenheimer Kreisverbands des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), Therese Albrecht. „Wir wissen, wie Hygiene funktioniert, die vulnerablen Gruppen sind durchgeimpft, und jeder hat die Möglichkeit, sich impfen zu lassen. Jetzt ist die Zeit für mehr Freiheit“, fordert sie und kritisiert zudem, dass Industriebetriebe von den Regeln ausgenommen sein werden. Hinzu komme, dass ihrer Branche mal wieder der bürokratische Aufwand für die Prüfung der Dokumente über Testung, Genesung oder Impfung aufgebürdet werde. Albrecht ist überzeugt, vonseiten ihres Verbandes ist das letzte Wort noch nicht gesprochen: „Ich glaube, dass Gastronomie und Hotellerie das nicht so einfach schlucken werden.“

Auch für die Friseure wird das Leben mit der Einführung der 3G-Regel nicht leichter, wie die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft Rosenheim, Mirjana Berndanner, schildert. Wie Albrecht klagt sie darüber, dass der bürokratische Aufwand auch bei den Friseuren hängen bleibe. Größere Befürchtungen hegt sie indes mit Blick auf die Inzidenzzahlen. Auch wenn die Politik anderes beteuert, hält sie einen erneuten Lockdown nicht für unmöglich. Auch unter den Friseuren gebe es enorme Ängste, dass sie ihre Salons wieder für geraume Zeit schließen müssen.

Mit dem alleinigen Blick auf die Inzidenzzahlen hadert auch der Bad Aiblinger Geschäftsführer der Dehoga Oberbayern und Mitglied der Mittelstandsunion, Dr. Thomas Geppert: „Das ist ein Wert, der die Realität nicht mehr richtig widerspiegelt“, findet er und verweist darauf, dass dieser inzwischen von der Belastung des Gesundheitssystems entkoppelt sei. Halte man allein an diesem Faktor fest, würden auch jene belastet, die nichts zum Pandemiegeschehen beitrügen, darunter Kinder. Für die mittelständische Wirtschaft sei die wichtigste Botschaft, dass Bund und Länder einen erneuten Lockdown zumindest für Geimpfte und Genesene ausschließen wollen. Das biete den Unternehmen Planungssicherheit. Darüber hinaus müsse aber noch entschieden werden, welche Erleichterungen für Geimpfte und Genesene gelten sollen, sprich: Gilt auch für diese Gastronomie-Besucher weiterhin ein Abstandsgebot und die Pflicht, sich mit ihren Daten zu registrieren?

Die Geschäftsführerin des Chiemsee-Alpenlandtourismus, Christine Pfaffinger, will zunächst die Umsetzung der Beschlüsse in Bayern abwarten, ist aber zumindest froh, dass die Politik einen weiteren Lockdown verhindern will. Doch Pfaffinger mahnt: Die Umsetzung der 3G-Regeln sollte im Alpenraum einheitlich erfolgen. Sonst drohe eine Wettbewerbsverzerrung zwischen den Regionen.

Artikel 9 von 11