Tuntenhausen – Mit großem Aufgebot hat die Gemeinde Tuntenhausen die zweifache Goldmedaillengewinnerin Jessica von Bredow-Werndl empfangen. Vor dem Rathaus der Kommune hat Bürgermeister Georg Weigl die Dressurreiterin gemeinsam mit rund 150 begeisterten Tuntenhausenern im Empfang genommen. Mitgebracht hatte von Bredow-Werndl auch ihre beiden Goldmedaillen für ihren Einzel- und Mannschaftserfolg in Tokio. Rathauschef Weigl versprach deswegen schon zu Beginn seiner Laudatio, dass er es dem Bürgermeister der japanischen Stadt Nagoya nicht nachmachen wolle und davon absieht, in die Medaille zu beißen.
„Das ist etwas ganz Besonderes für die Gemeinde Tuntenhausen und den Landkreis Rosenheim. Es ist einfach unbeschreiblich“, würdigte Weigl die Leistungen der 35-Jährigen. Ebenso hob er hervor, mit zwei Goldmedaillen überrage allein Tuntenhausen die Erfolge der österreichischen Olympioniken.
Kalte Dusche
für die Sieger
Im Gespräch mit OVB-Sportredakteur Thomas Neumeier berichtete von Bredow-Werndl über ihre Erlebnisse in Tokio. Während zur Siegerehrung die deutsche Nationalhymne erklang und die Fahne gehisst wurde, habe sich ihre gesamte Karriere als Sportreiterin vor ihrem inneren Auge abgespielt.
„Im Kopf hält man das für möglich, den Sieg zu erreichen“, schilderte die zweifache Goldmedaillengewinnerin, welche mentale Einstellung es brauche, um wirklich zu siegen. Aber den Sieg wirklich zu erreichen, sei letztendlich „schwieriger als man denkt.“ Vermisst habe sie die Möglichkeit, nach den Wettkämpfen das olympische Dorf besuchen zu können, um sich mit Olympioniken anderer Sportarten austauschen zu können. Aber im Kader hatte man sich darauf geeinigt, hierauf zu verzichten, um kein Infektionsrisiko einzugehen. Dafür gab es zur Siegesfeier im Stall aus dem Hinterhalt eine kalte Dusche von der Bundestrainerin und den Pferdepflegern – als Ersatz für den Brauch, den Gewinner eines Turniers in den Wassergraben der Springreiter zu werfen.
Liebeserklärung an Tuntenhausen
„Ich bin immer noch dieses kleine Mädchen, das mit Pferden zusammensein möchte“, umschrieb die 35-Jährige ihre enge Bindung zu den Tieren, und damit die Vertrauensbasis zwischen Reiter und Pferd, die für den Erfolg notwendig sei. Sechs bis acht Jahre dauere es, bis ein Pferd bereit sei, um an einem Turnier teilnehmen zu können.
Mit einer Liebeserklärung an die Gemeinde Tuntenhausen wartete Jessica von Bredow-Werndl am Ende der Willkommensfeier auf: „Ich danke, dass ich hier leben darf, auf diesem wunderschönen Fleckchen Erde“, sagte sie und dankte den erschienenen Tuntenhausenern für den Empfang. Die Energie aus der Gemeinde habe, sagte sie, bis Tokio gereicht und ebenso für einen Ansporn gesorgt.
In drei Wochen beginnt die Europameisterschaft ihrer Disziplin. Auch hier will die erfolgreiche Athletin aus Tuntenhausen mit Pferd Dalera antreten. Zurückhaltend zeigte sich die Olympionikin bei der Frage nach den Aussichten auf den nächsten Titel. Ihr Motto: „Klappe halten und gut reiten.“