Munition war nicht geeignet

von Redaktion

Polizist schießt vergeblich auf Kuh

Bad Feilnbach – Massive Schäden sind beim Großbrand eines Bauernhofs in Au (Bad Feilnbach) entstanden. Wie berichtet, sind fünf Rinder ums Leben gekommen. Vier Kälber konnte die Familie des Landwirts nicht mehr aus den Flammen retten. Eine Kuh hatte schwere Verbrennungen. Deshalb versuchte ein Polizist, sie mit fünf Kugeln zu erlösen – auf ausdrücklichen Wunsch des Bauers, wie Polizeisprecher Martin Emig betont. Der Versuch misslang. Wie kann das sein? Wir haben nachgefragt bei Franz Sommer, Vorsitzender der Jägervereinigung Rosenheim. Demnach steckten in der Pistole des Polizisten die falschen Kugeln für solch einen Einsatz. „Eine Kuh hat einen massiven Schädel mit dickem Knochen“, erklärt Sommer. „Dafür bräuchte man Kugeln eines Hochwildkalibers.“ Jagdmunition besitze eine „große Schockwirkung“, was bedeutet, dass die Kugel sich im Körper des Tieres aufspaltet und die Organe verletzt. So stirbt es schneller. Die Munition der Polizei ist Emig zufolge nur vom Kaliber 9 mal 19 und damit nicht für große Tiere geeignet. „Sie ist darauf ausgelegt, im Einsatz Menschen abzuhalten“, sagt er.

Tiere bei Einsatz voller Adrenalin

Den Vorfall am Mittwochabend nennt Jagdexperte Sommer „eine sehr schwierige Situation.“ Der Polizist habe auf die Schnelle einfach keine andere Waffe zur Verfügung gehabt und die Tiere „waren sehr aufgebracht und voller Adrenalin.“ „Das vermindert die Schockwirkung der Schüsse“, erklärt er. Sein Fazit: Man braucht die richtige Waffe, die richtige Munition und muss wissen, wo der Schuss zu setzen ist. Bei einer Kuh sei der Kopfbereich zu empfehlen. Dorthin hat der Polizist am Mittwochabend auch geschossen. Laut Emig lernen Polizeianwärter das in der Ausbildung. „Wir sprechen theoretisch darüber, aber praktisch machen wir natürlich nichts.“ Die Kuh in Au hat ein Tierarzt eingeschläfert. Alternativ könne man einen Jäger holen, der das Tier erschießt, sagt Sommer.

Familie des Landwirts geht es gut

Der Landwirt aus Bad Feilnbach hat in dieser Nacht nicht nur fünf Rinder verloren, sondern auch seinen Stall und das Nebengebäude. Der Familie geht es laut Marinus Astner junior, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Au, einigermaßen gut. „Es passt schon“, sagt er. „Aber sie können sich überhaupt nicht erklären, wie das passieren konnte.“ Astner war in der Brandnacht im Einsatz. Er kennt die Familie gut. „Sie waren geschockt, aber nicht am Boden zerstört.“ Die Familie plane, den Stall wieder aufzubauen, sei „motiviert“.

In der Nacht auf Freitag haben Feuerwehrler Astner zufolge noch kleine Glutnester im Nebengebäude durch das abgedeckte Dach gelöscht. „Die sind durch Wind nochmal aufgeflammt“, erklärt er. Stand Freitag sei der Einsatz aber komplett abgeschlossen. Wie hoch der Schaden ist, steht laut Emig noch nicht fest.

Artikel 4 von 11