Regiobahn fällt weiter zurück

von Redaktion

Ranking der BEG: Zugnetze in der Region unterm Bayern-Durchschnitt

Rosenheim/Mühldorf – Die Zugnetze in der Region hängen dem bayernweiten Qualitätsdurchschnitt hinterher. Das hat das Halbjahresranking der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) ergeben.

Der Durchschnittswert stieg demnach im Vergleich zum Jahreswert 2020 um rund zehn Punkte an. Ende Juni lag er auf einer Skala von -100 bis +100 Punkten bei rund 56,1 Punkten. Die Züge in der Region sind dadurch nur noch im Mittelfeld beziehungsweise gar im unteren Drittel der bewerteten Netze zu finden.

Die BEG überprüft regelmäßig den Regional- und S-Bahn-Verkehr im Freistaat in Hinblick auf Sauberkeit, Komfort und Kundenorientierung. Externe Tester und Fahrgäste bewerten die einzelnen Netze. Die Werte bezüglich der Pünktlichkeit der Züge fließen nicht in das Servicequalitätsranking mit ein, hingegen Punkte wie Barrierefreiheit und Klimatisierung schon. Heuer liegen zum ersten Mal seit der Einführung des Messsystems im Jahr 2008 alle 31 bewerteten Netze in Bayern über Null. Das bedeutet, dass sie die Mindestanforderungen der BEG erfüllen.

Schulungen
für Mitarbeiter

Das Chiemgau-Inntal-Netz, das die Bayerische Regiobahn betreibt, landet unter den bewerteten Netzen im unteren Drittel auf Platz 21. Im Jahresranking 2020 lag das Netz noch auf dem 13. Platz. Es deckt den Bereich Rosenheim, Traunstein und Mühldorf ab und erreicht einen Wert von rund 47,1 Punkten. Das bedeutet ein Minus von mehr als zwei Punkten im Vergleich zum Jahreswert 2020.

Annette Luckner, Pressesprecherin der Bayerischen Regiobahn, zeigt sich angesichts dessen gelassen. „Im Gesamttrend über die vergangenen Jahre können wir auch im Netz Chiemgau-Inntal einen stabilen Trend verzeichnen und eine sehr gute Entwicklung feststellen“, sagt sie auf Anfrage. Trotzdem sei man mit der Bewertung „nicht rundherum zufrieden“ und wolle sich mit dem Chiemgau-Inntal-Netz im Ranking wieder verbessern. Funktionieren soll das laut Annette Luckner beispielsweise mithilfe von Schulungen der Mitarbeiter für einen besseren Kundenservice und konkrete Maßnahmen, damit sich Türen problemlos schließen.

Günther Polz, Sprecher der Rosenheimer Stadt- und Kreisgruppe des Fahrgastverbandes Pro Bahn, kann das schlechtere Ranking der BEG für das Meridian-Netz nicht nachvollziehen. Er benutze den Meridian oft und könne keine gravierenden Mängel feststellen. Lediglich dass Türen sich oft nicht öffnen ließen, sei ihm aufgefallen. „Aber das ist wohl ein Problem des Herstellers“, sagt er.

Die Verantwortlichen der Bayerischen Oberlandbahn haben dagegen Grund zur Freude. Ihr Oberland-Netz, dessen Züge bis Bayrischzell fahren, hat sich innerhalb eines halben Jahres um rund neun Punkte gesteigert und liegt jetzt bei einem Wert von 52,5. Das Netz landet damit auf Platz 17 im Mittelfeld.

Auch der Linienstern Mühldorf, der zum Netz der Südostbayernbahn (SOB) gehört, hat sich verbessert. Die Züge haben insgesamt 35,5 Punkte erreicht und sich damit im Vergleich zu 2020 um rund drei Punkte gesteigert. Trotzdem ist es im Vergleich zum Jahresranking 2020 um sechs Plätze nach unten gerutscht und erreicht den 26. Platz.

Matthias Krause, Sprecher der Südostbayernbahn, freut sich über die höhere Punktzahl. „Das ist super“, sagt er. Krause führt diese Entwicklung auf eine verbesserte Fahrgastinformation und auf die neue Reinigungsfirma zurück, deren Einsätze sich nun langsam besser einspielten. Er sieht aber auch die Defizite, die bei Kundenbefragungen deutlich würden.

Demnach kritisierten Fahrgäste, dass alte Züge weder klimatisiert noch barrierefrei seien. Diese Bahnen fahren laut Krause vor allem auf Nebenstrecken, wie von Rosenheim nach Landshut. „Ab Dezember 2024 sollen alle Züge des Liniensterns barrierefrei und mit Klimaanlagen ausgestattet sein“, verspricht er.

Punkte für Sauberkeit
für alle Netze in Bayern

Auf dem ersten Platz sind in diesem Halbjahresranking gleich zwei Netze gelandet. „Kahlgrund“, ein Regio-Netz der Deutschen Bahn im Norden von Bayern, hat 100 Punkte erreicht. Mit der vollen Punktzahl hat die BEG auch das Agilis-Nord-Netz der Agilis Verkehrsgesellschaft bewertet. Abgeschieden auf dem letzten Platz ist das Netz Regio Allgäu-Schwaben mit 5,6 Punkten.

Laut der BEG konnten alle Netze in Bayern bei der Sauberkeit ihrer Fahrzeuge punkten. Grund seien die optimierten Reinigungskonzepte. Aber auch dass während der Pandemie „deutlich weniger Fahrgäste“ in den Regionalzügen unterwegs gewesen seien, habe dazu beigetragen.

„Saubere Züge und eine starke Kundenorientierung entscheiden mit darüber, wie zufrieden die Fahrgäste mit dem Angebot im Bahnland Bayern sind“, sagt Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU). „Das gilt umso mehr in Corona-Zeiten.“ Wenn alle Beteiligten kontinuierlich an Qualitätsverbesserungen arbeiteten, werde das Bahnfahren umso attraktiver.

Bärbel Fuchs freut sich vor allem darüber, dass zum ersten Mal alle Netze über den Mindestanforderungen ihres Unternehmens liegen. „Unsere Mess- und Anreizsysteme entfalten demnach Wirkung“, berichtet sie. Die Ergebnisse der Messungen haben finanzielle Auswirkungen auf die Betreiber. Liegt ein Unternehmen über dem Wert Null, erhält es eine Bonuszahlung. Wer Minuspunkte verzeichnet, zahlt Strafe.

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