Rosenheim – Die Zukunft von Beschäftigten und ihren Familien sowie die Forderungen der Gewerkschaften zur Bundestagswahl standen im Mittelpunkt des Sommerpressegesprächs des Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in Rosenheim.
Unter dem Motto „Echt gerecht – Deine Wahl“ wurden anstehende Herausforderungen aufgezeigt. „Es gilt solidarisch und gerecht aus der Corona-Krise zu kommen und die anstehenden Veränderungen in der Arbeitswelt im Interesse der Beschäftigten zu gestalten“, so der DGB Regionsgeschäftsführer für Oberbayern, Günter Zellner. Weiter meint er: „Statt Reiche mit einer Abschaffung des Solis weiter zu entlasten müsse mehr Geld in Bildung, Gesundheit und in die sozialen Sicherungssysteme fließen.“
Dr. Stefan Plenk, Gewerkschaftssekretär der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) erklärte, sie bekennen sich klar zur Notwendigkeit des Klimaschutzes und sind bereit, die notwendigen Schritte zu gehen. Die Politik müsse aber endlich Rahmenbedingungen hierfür setzen.
Mit der Entwicklung eines Tarifvertrages „Moderne Arbeitswelt“ geht die IG BCE hier voran. Dieser regelt die Arbeitsbedingungen in neuen Tätigkeitsfeldern wie zum Beispiel Homeoffice oder mobiles Arbeiten. Mit dem ersten Tarifvertrag zum Aufbau einer tariflichen Pflegezusatzversicherung im Chemie und Pharmabereich ist es der IG BCE zudem gelungen für rund 800000 Beschäftigte bundesweit eine Lösung zur Schließung der Versorgungslücke im Bereich der Pflege einzuführen. Heike Stoffels, stellvertretende Regionalleitung der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) berichtete anschließend über ihre Branche. Gerade geringverdienende Beschäftigte in der Floristik oder der Gebäudereinigung kämpften mit negativen Folgen der derzeitigen Krise.
Dagegen sei die Baubranche kaum von Corona betroffen. Auch wenn die Baubranche wirtschaftlich gut dastehe, gab es hier seit 2016 keine Anpassung des Tarifvertrages. Wichtigste Forderung in den derzeitigen Tarifverhandlungen ist eine Wegezeitentschädigung. Für die katholische Betriebsseelsorge als Kooperationspartner des DGB blickt Alexander Kirnberger mit Sorge auf die Diskussion über den arbeitsfreien Sonntag. Besonders der Einzelhandel drängt auf eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten an Sonntagen. Der genaue Blick in manches Wahlprogramm der Parteien macht deutlich, dass ein Anlassbezug aufgehoben werden soll. Im Anschluss schilderte Simone Stefan, Jugendsekretärin des DGB Oberbayern, mit welchen Herausforderungen Auszubildende und Studierende zu kämpfen haben. Das Angebot an Ausbildungsplätzen gehe dramatisch zurück, so Stefan. Rund 80 Prozent aller Betriebe bildeten aktuell keine Azubis aus.
Um dieser Entwicklung entgegenzusteuern, forderte die Jugendsekretärin eine gesetzliche Garantie auf einen Ausbildungsplatz. Finanziert werden solle der Anspruch durch einen umlagefinanzierten Zukunftsfonds. Jeder Betrieb ab fünf Beschäftigte zahle in den Fonds ein und trage so dazu bei, die duale Berufsausbildung auf solide Füße zu stellen.