Ein langer Weg für kurze Beine

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Für mich gibt es an freien Tagen nichts Schöneres, als den Alltag hinter mir zu lassen und in die Berge zu gehen. Nun muss ich aber ehrlich zugeben, dass das nicht immer so war. Als Kind konnte es mir keine große Begeisterung entlocken, wenn schon wieder eine Bergtour angesagt war. Aus heutiger Sicht weiß ich auch warum: Für meine kurzen Beine war der Aufstieg auf den Berg immer sehr viel mühsamer als für meine Eltern.

Selbst wenn diese die Möglichkeiten von uns Kindern bezüglich der Länge der Tour schon im Blick hatten, bedeutete dann einer der riesengroßen Schritte meines Vaters auf demselben Weg für mich zwei oder drei. Demnach bin ich, von der Anzahl meiner Schritte her gesehen, dann eigentlich auch doppelt oder dreifach so weit gegangen wie er. Eine Logik, die nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Wenn ich heute kleine Sprösslinge maulend auf den Berg trotten sehe, erinnere ich mich wieder daran.

Für meine Eltern war es sicher nicht einfach, mich mit der Aussicht auf Pause und Brotzeit immer wieder bis zur nächsten Wegbiegung zu motivieren. Für eines aber bin ich ihnen heute dankbar: dass sie sich und mir diese Mühe nicht erspart haben. Gewachsen ist mit den Jahren nicht nur die Liebe zu den heimatlichen Bergen, sondern auch meine Ausdauer.

Dazu gehört auch das Durchhaltevermögen im Leben, wenn ich zu einer Aufgabe eigentlich gar keine Lust habe oder eine Sache schwierig wird. Diese Disziplin brauche ich heute in vielen anderen Situationen noch sehr viel öfter als auf einer langen Bergtour.

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