Bundesweit zweithöchster Wert

von Redaktion

Corona-Inzidenz steigt in der Stadt Rosenheim rasant auf knapp unter 200

Rosenheim – Die vierte Welle der Corona-Pandemie, sie baut sich nicht langsam auf, sie bricht vielmehr über Rosenheim herein: Innerhalb von 24 Stunden stieg die Sieben-Tage-Inzidenz der Stadt um über 30 Prozent von 147,9 auf 196,7. Die Kommune verzeichnet damit den zweithöchsten Wert in ganz Deutschland.

Das nahende Ende der Sommerferien spielt offenbar die entscheidende Rolle. Denn das Gesundheitsamt sieht einen klaren Auslöser für den rasanten Anstieg – den Andrang der Reiserückkehrer vor allem aus dem Balkan. Die Stadt Rosenheim wird Konsequenzen ziehen, nach den Worten von Sprecher Thomas Bugl ist eine Allgemeinverfügung in Vorbereitung.

95 Ansteckungen
binnen einer Woche

Aus Stadt und Landkreis Rosenheim waren dem Gesundheitsamt innerhalb eines Tages 95 neue Infektionen gemeldet worden, davon 50 aus dem Landkreis. Die Inzidenzzahl im Landkreis stieg gegenüber Dienstag von 55,5 auf 62,4. 70 Prozent der Infektionen sind auf Reisen zurückzuführen. 30 Prozent gehen auf das private Umfeld zurück – etwa innerhalb von Familien, in die möglicherweise wiederum ein Reiserückkehrer den Virus eingeschleppt haben könnte.

Dr. Wolfgang Hierl, der Leiter des Gesundheitsamts Rosenheim, spricht von einem „fulminanten Anstieg“. Ein Großteil der Infektionen sei auf Aufenthalte im Ausland, insbesondere im Kosovo, in Albanien, Nordmazedonien, Kroatien und Serbien zurückzuführen.

Hierl spricht von vergebenen Möglichkeiten. Die Zeit, in der man durch mehr und mehr Impfungen eine Herdenimmunität hätte erreichen können, „wurde verspielt“, sagt Hierl. Nur damit hätte man den exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen im Rahmen einer vierten Welle verhindern können. Innerhalb der vergangenen sieben Tage verdoppelte sich der Inzidenzwert, die Zahl der gemeldeten Infektionen pro 100000 Einwohner stieg um über 130 Prozent von 78,7 auf 196,7. Dabei hatte sich die Stadt in der Woche von 4. bis 10. August sogar noch im einstelligen Bereich bewegt.

Die Durchimpfungsrate in Stadt und Landkreis sei zu gering, sagt Hierl. Ein Befund, den die Zahlen bei den Reiserückkehrern bestätigten. Die Infektionen seien weit überwiegend bei Tests von Menschen entdeckt worden, die bereits Symptome aufwiesen. Ein Großteil der Fälle – 86 Prozent – sei bei nichtgeimpften oder noch nicht ausreichend geimpften Personen aufgetreten. Die Inzidenzzahl an sich bereitet Medizinern gar nicht so viele Sorgen. „Wir schauen eher, wie viele Menschen schwerer erkranken“, sagt Pandemiebeauftragter Dr. Hanns Lohner von den Romed-Kliniken. Und da falle der schnelle, frühe Anstieg ins Auge. Von 21 stationär behandelten Patienten am 19. August stieg die Zahl im Landkreis bis zum gestrigen Mittwoch auf 33. Im selben Zeitraum stieg die Zahl der Intensiv-Patienten von sieben auf zehn. Bereits am Dienstag hat das Romed-Klinikum seine Covid-19-Stationen wieder eröffnet. Mit Stirnrunzeln registriert auch Thomas Bugl, Wirtschaftsdezernent und Sprecher der Stadt Rosenheim, die Entwicklung. „Wir müssen reagieren“, sagt er. Eine neue Allgemeinverfügung sei in Arbeit. Es sei eine Herausforderung, Freiheitsrechte und die Pflicht zum Schutz der Gesundheit abzuwägen. Eine Verschärfung der Kontaktregeln sei zu erwarten, auch mit Blick auf die Zahl von Besuchern bei Veranstaltungen. Legitim sei außerdem die Überlegung, ob die 3G-Regeln – Zutritt nur für Genesene, Geimpfte oder Getestete – nicht auch im Bereich der Wirtschaft für die Belegschaften gelten sollten. Die Verwaltung prüfe dies. Allerdings sei die Inzidenz nicht alleinentscheidend, auch Gesundheitsminister Spahn (CDU) habe von den ursprünglich strengeren Inzidenz-Grenzwerten Abstand genommen. Nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres erscheine die Entwicklung bei näherem Hinsehen nicht mehr so dramatisch wie ehedem.

Impfmobil

kommt gut an

Möglicherweise überzeugen die steigenden Inzidenzzahlen mehr Menschen, sich gegen Corona impfen zu lassen. Bereits die Ankündigung, ab Oktober nicht mehr kostenlos zu testen, hat nach Bugls Beobachtung beim Impfzentrum für erhöhte Nachfrage gesorgt. Erfolgreich seien vor allem die niederschwelligen, mobilen Impfangebote. Der Impfbus auf dem Max-Josefs-Platz am Samstag sei von 143 Impfwilligen aufgesucht worden. Das sei ein Höchstwert, sagt Bugl.

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