Amerang – Im Alter von 99 Jahren starb Else Freiberger, die als Unternehmerin zusammen mit ihrem Mann Ernst die positive Entwicklung von Amerang in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend mitgeprägt hat. Sie kam als Tochter von Martin und Therese Rechl am 2. März 1922 zur Welt. Die Eltern betrieben eine Landwirtschaft und führten zudem einen Gasthof und eine Metzgerei.
Der Vater
starb 1943
Nach dem Besuch der Volksschule besuchte die Verstorbene das Institut der Englischen Fräulein in Wasserburg und schloss mit der mittleren Reife ab. Anschließend wechselte sie auf die renommierte Hotelfachschule Speiser in Bad Wiessee. Familiäres Leid und der Zweite Weltkrieg zerstörten die ursprünglichen Lebensplanungen der jungen Frau. Der Vater starb 1943, die drei Brüder waren an der Front. Else Freiberger musste deshalb die Ausbildung im Hotelfach abbrechen und in Amerang Verantwortung übernehmen. Gemeinsam mit der Mutter und ihrer Schwester führte sie den elterlichen Betrieb. Im Jahr 1949 heiratete sie ihren Mann, der einer Ameranger Bauern- und Handwerkerfamilie entstammte. Die Ehe war auch die Keimzelle einer erfolgreichen Unternehmensgeschichte.
Am 1. Mai 1949 begann die Eisproduktion im „Eishäusl“, einem Schuppen gegenüber der von der Familie ihres Mannes geführten Bäckerei in der Ameranger Ortsmitte. 1950 wurde Sohn Ernst geboren. In den 50er- und 60er-Jahren zeichnete das Ehepaar für die Erfolgsgeschichte der Firma EFA-Eiscreme verantwortlich, die zum drittgrößten Hersteller von Eiscreme in Deutschland avancierte. Die Tagesproduktion von rund 800 Portionen Steckerleis im „Eishäusl“ war auf circa 500000 Portionen angewachsen. Das Unternehmen beschäftigte 550 Mitarbeiter und unterhielt einen Fuhrpark von 350 Spezial-Lieferwagen. Auch nach der Geburt von Tochter Elisabeth im Jahr 1962 blieb Else Freiberger in der Unternehmensführung.
1977 beendeten Else und Ernst Freiberger ihr Wirken in der Lebensmittelindustrie und wandten sich einem neuen Geschäftszweig zu. Die EFA-Kurkliniken wurden zum Fundament für die heutige Unternehmensgruppe Medical Park.
Die unternehmerische Leidenschaft von Else Freiberger war stets gepaart mit liebevoller Hingabe für ihre Kinder Ernst und Elisabeth. Auch für die Enkelkinder Felicitas, Beatrice, Philipp, Constantin und Elena war sie immer da, wenn sie als Oma gebraucht wurde.
Diskrete Hilfe für Menschen in Not zu leisten, war der Verstorbenen sehr wichtig. Ihr soziales Engagement beschränkte sich nicht nur auf Amerang und sein Umfeld. Else Freiberger kümmerte sich beispielsweise auch um ein Waisenhaus in Straubing. Das Sammeln von Porzellanfiguren aus der Epoche der Meisterwerke des Barock und Rokoko war eine große Leidenschaft der Verstorbenen.
Das Schicksal hat dieser unerschütterlich optimistischen Persönlichkeit schwere Prüfungen nicht erspart. Die schmerzlichste war der Tod ihres Mannes im August 1997. Während seines krankheitsbedingten Leidensweges wich sie ein Jahr lang nicht von seiner Seite und war ihm auch während diverser Klinikaufenthalte in dieser Zeit eine große Stütze.
Freude über Geburt
der Urenkelinnen
Auch nach dem Tod ihres Mannes blieb Else Freiberger der Sicherheit und Geborgenheit ausstrahlende Mittelpunkt der Familie. Die große Freude ihrer späten Jahre waren Familienurlaube, deren Strapazen sie stets souverän meisterte. Ihre Fröhlichkeit hat sie sich bis in die letzten Wochen ihres Lebens bewahrt. Es war ihr eine große Freude, die Geburt ihrer Urenkelinnen Matilda und Josephine noch erleben zu dürfen.
Bis zuletzt galt ihr Interesse auch der Entwicklung von Amerang und den im Dorf lebenden Menschen. In diesem Ort hatte sie ihre Wurzeln, hier fand sie jetzt auch ihre letzte Ruhestätte.