CSU muss Federn lassen

von Redaktion

Daniela Ludwig wieder im Bundestag – Grüne und SPD mit Zugewinn

Rosenheim – Der Bundestrend spiegelt sich auch in Stadt und Landkreis Rosenheim bei den Bundestagswahlen wider: Die CSU muss mit 31,0 Prozent gegenüber 2017 (40,5) weiter Federn lassen. Zu den Gewinnern zählen die SPD (14,4 Prozent), die damit zweitstärkste Kraft ist, sowie die Grünen (13,6 Prozent).

Im Bundestag vertreten wird die Region weiter von Daniela Ludwig, wobei die CSU-Bewerberin, die gegen elf weitere Kandidaten angetreten war, erneut Verluste verkraften muss. Ihr Stimmenanteil sank um fast zehn Prozentpunkte von 45,9 auf 36,1 Prozent. 2013 lag sie noch bei 58,1 Prozent der Stimmen. Ihr bestes Ergebnis erzielte sie bei ihrer ersten Wahl 2005 mit 60,3 Prozent.

Daniela Ludwig zeigte sich im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen erfreut über das Wiedererlangen des Direktmandats und gleichzeitig erleichtert, mit ihren 36,1 Prozent der Stimmen noch deutlich über dem Gesamtergebnis ihrer Partei zu liegen. Sie bekannte aber auch, sich nicht vom Gesamttrend abkoppeln zu können. „Die CSU büßt ein, und das spiegelt sich hier im Wahlkreis wider.“ Als Gründe nannte Ludwig das sich aufspaltende Parteienlager, aber auch „Verwerfungen“ während der Corona-Pandemie sowie Themen wie Mittelstand, Handwerk, Dienstleistung und Landwirtschaft, die wieder stärker bearbeitet werden müssten. Als weiteren bedeutenden Punkt sieht Ludwig das Infrastrukturprojekt Brenner-Nordzulauf, „was die Menschen in der Region sehr umtreibt.“

Victoria Broßart
an zweiter Stelle

Zweitstärkste Kandidatin hinter Daniela Ludwig ist Victoria Broßart von den Grünen. Sie konnte 13,8 Prozent der Stimmen auf sich vereinen (2017: Korbinian Gall mit 9,4 Prozent). Bei den Zweitstimmen landeten die Grünen mit 13,6 Prozent auf Platz drei in der Region (2017: 10 Prozent).

Vom bundesweiten Aufwind profitierte auch die SPD in der Region: Sie wurde mit 14,4 Prozent bei den Zweitstimmen zweitstärkste Kraft (2017: 11,3 Prozent). Kandidat Pankraz Schaberl kam auf 12 Prozent der Erststimmen. 2017 musste sich Abuzar Erdogan noch mit 11,8 Prozent begnügen.

Grüne und SPD lösen damit die AfD ab, die 2017 noch zu den großen Gewinnern der Bundestagswahl in der Region Rosenheim zählte. Vier Jahre später ein anderes Bild: Die AfD landete mit 8,7 Prozent (2017: 13,9 Prozent) bei den Zweitstimmen abgeschlagen hinter CSU, Grünen, SPD, FDP und den Freien Wählern; ebenso deren Kandidat Andreas Kohlberger (8,3 Prozent), der gegenüber Andreas Winhart, der vor vier Jahren in den Ring gestiegen war (13 Prozent), kräftig verloren hat.

Deutlich zulegen konnten die Freien Wähler im Stimmkreis Rosenheim. Mit ihrem Kandidaten Gerhard Schloots erlangten sie 8,9 Prozent (2017: 3,3 Prozent, Mary Fischer). Bei den Zweitstimmen verpassten sie mit 9,6 Prozent ein zweistelliges Ergebnis nur knapp (2017: 2,4 Prozent).

Ein kleines Plus konnte in der Region auch die FDP verbuchen. Deren Kandidat Michael Linnerer kam auf 9,3 Prozent der Stimmen für sich (2017: 7,4 Prozent). Bei den Zweitstimmen kletterte die FDP auf 12,1 Prozent (2017: 11 Prozent).

Zu den Verlierern in der Region zählt Die Linke. Linken-Kandidat Ates Gürpinar kam auf magere 2,2 Prozent (2017: 3,8 Prozent, Sebastian Misselhorn), ein ähnliches Bild bei den Zweitstimmen mit 2,4 Prozent (2017: 5,1). Abgeschlagen ebenso die ÖDP und Bayernpartei (jeweils 0,9 Prozent).

Mit Kritik an der Corona-Politik war die neue Partei Die Basis auf Stimmenfang – im Stimmkreis Rosenheim ging das mit Kandidat Nino Kornhaß offenbar auf. Er erreichte 4,8 Prozent der Erststimmen, die Basis kam auf 3,2 Prozent an Zweitstimmen.

Das stärkste Ergebnis in der Region holt die CSU traditionell in der kleinen Gemeinde Chiemsee ein, wo Kandidatin Daniela Ludwig auf 51,1 Prozent und die Christsozialen auf 41,6 Prozent der Zweitstimmen kamen.

Die Grünen erreichten in Breitbrunn mit 18,4 Prozent bei den Erst- und 17 Prozent bei den Zweitstimmen ihre größten Erfolge.

Die SPD holte in Wasserburg ihren Spitzenwert mit 19,3 bei den Zweitstimmen. SPD-Kandidat Pankraz Schaberl konnte indes in seiner Heimatgemeinde Feldkirchen-Westerham punkten mit 17,5 Prozent.

Wahlbeteiligung
bei 80,7 Prozent

Die Wahlbeteiligung lag mit 80,7 Prozent um 0,9 Prozentpunkte höher als bei der Bundestagswahl 2017 mit 79,8 Prozent. Die fleißigsten Wähler stammen aus der Gemeinde Chiemsee mit einer Wahlbeteiligung von 90,1 Prozent. Die wenigsten Bürger zog es in der Stadt Wasserburg an die Urne. Dort lag die Wahlbeteiligung bei 73,3 Prozent.

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