Studentin baut Posaune aus Carbon

von Redaktion

3D-Drucker läuft drei Wochen am Stück

Rosenheim Mit einem außergewöhnlichen Projekt hat die 24-jährige Anna-Lena Rotter aus Rosenheim ihr Maschinenbau-Studium an der Technischen Hochschule (TH) Rosenheim abgeschlossen. Für ihre Bachelorarbeit baute die Hobby-Musikerin eine Posaune aus carbonfaserverstärkten Kunststoffen. Das Musikinstrument wiegt deutlich weniger als eine klassische Posaune aus Blech. Das Projekt begann mit einer „Schnapsidee“, als die Studentin ihren Freund beim Modellbau beobachtete. „Ich dachte mir, man könnte ausprobieren, mit dieser Technik ein Musikinstrument zu bauen anstelle eines Flugzeugrumpfs“, erzählt Rotter.

Zunächst musste die Studentin die einzelnen Elemente einer Blechposaune vermessen, um ein virtuelles 3D-Modell zu bekommen. Außerdem untersuchte sie den Luftfluss des Instruments und stellte Berechnungen zur Materialauswahl an. Die Herstellung erfolgte mit ihrem 3D-Drucker, dieser lief insgesamt drei Wochen am Stück.

Dann ging es an die Montage. „Bei manchen Verbindungen musste ich schon etwas knobeln, damit es hält“, sagt Rotter. Nach etwa einem halben Jahr stellte sie das Projekt fertig: „Ich war sehr gespannt, was da herauskommt. Der erste Ton war etwas schräg, aber mit der Gewöhnung an das andere Ansprechverhalten geht es inzwischen ganz gut. Im Vergleich zum Blechblasinstrument ist der Klang hörbar dunkler.“

Neben dem Gewichts- und Klangunterschied sei ein Vorteil, dass sich eine Kunststoff-Posaune individuell gestalten lasse. Preislich gesehen liegt die Carbon-Ausführung unter dem Instrument aus Blech.

Für den Betreuer ihrer Bachelorarbeit, Prof. Dr.-Ing. Martin Reuter, rage das Projekt heraus, weil es verschiedene Themenfelder eines technischen Studiums mit einem ganz anderen Fachgebiet, dem Instrumentenbau, kombiniere. Für die Zukunft sei durchaus denkbar, daraus ein Geschäftsmodell zu entwickeln.

Vom Instrument angetan ist auch Wolfgang Gahabka, Musiklehrer am Ignaz-Günther-Gymnasium in Rosenheim. Er hat die Posaune getestet und befindet: „Der Klang ist weich und dunkel, also sehr angenehm. Vor allem hat mich das geringe Gewicht der Posaune überrascht.“ Auch die Robustheit des Materials sieht er als Vorteil: „Fällt ein Instrument aus Blech auf den Boden, kann es schnell eine Delle geben. Das kann mit einer Kunststoff-Posaune nicht so schnell passieren.“

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