Rosenheim/Kufstein – Zwei junge Polizisten der Bundespolizei Rosenheim haben einem Mann das Leben gerettet, der am Kufsteiner Bahnhof kurz vor einem einfahrenden Zug auf die Gleise gefallen war (wir berichteten). Die OVB-Heimatzeitungen haben mit den beiden Beamten über den lebensgefährlichen Einsatz gesprochen.
Es gibt Momente im Leben von Polizisten, die sich ins Gedächtnis einbrennen. Christina M. (21) und Christian S. (23) haben eine solche Situation am vergangenen Mittwoch erlebt.
Ihr Tag beginnt wie viele andere. Die beiden jungen Bundespolizisten, die erst im März 2019 ihren Dienst angetreten haben, fahren zum Bahnhof in Kufstein. Von dort aus wollen sie in einen Eurocity-Zug steigen, um die Einreise der Passagiere ab der deutschen Grenze zu kontrollieren. Doch daraus wird an diesem Tag nichts: Die Polizisten stehen am Bahnsteig 2, als ihnen ein 43-jähriger Österreicher auffällt. Er geht in Zickzack-Linien, schwankt und läuft fast gegen eine Säule. Auf die Beamten wirkt er orientierungslos, verwirrt und alkoholisiert. Der Mann läuft weiter, nähert sich der Bahnsteigkante. „Wir hatten schon das Gefühl, dass gleich was passieren könnte“, sagt Christina M.
Während die beiden noch rund zehn Meter von ihm entfernt sind, tritt der Mann mit dem linken Bein ins Leere und fällt zwischen die beiden Gleiskörper. Christina M. und ihr Kollege sprinten los. In diesem Moment funktionierten sie wie Roboter, so beschreibt es die Polizistin: „Wir waren wie in einem Tunnel und machten einfach.“ Angst um das eigene Leben hat in diesem Moment keinen Platz. Als sie zu dem Mann gelangen, ist der einfahrende Zug nur noch rund 500 Meter entfernt. Die beiden werfen sich auf die Knie, strecken sich in die Tiefe in Richtung Gleise und packen den 43-Jährigen an den Armen. Aus eigener Kraft kann der Mann nicht mehr aufstehen. „Allein hätte ich das nicht geschafft“, sagt Christian S. Die Beamten ziehen den 43-Jährigen auf den Bahnsteig – wenige Sekunden, bevor der Zug einfährt. „Das war schon knapp“, sagt der junge Polizist.
Den Mann packen sie sodann auf eine Bank, verständigen die Kollegen der Polizei Kufstein. „Wir waren schon erleichtert, als er draußen war. Und immer noch nervös“, sagt Christina M. Als die Rettungssanitäter und die Kollegen aus Kufstein da sind, ziehen sich die Bundespolizisten zurück. Sie steigen in den nächsten Eurocity und setzen ihren Dienst fort.
Es war das erste Mal, dass die beiden so etwas erlebt haben. Und es war eine Situation, die so in keinem Lehrbuch steht. Über den glimpflichen Ausgang sind sie zutiefst erleichtert. Und: „Es war eine Bestätigung, dass man bei so etwas einfach funktioniert“, sagt Christina M. „Das zu wissen, ist schon schön“, ergänzt Christian S.
Thorsten Kleinschmidt, stellvertretender Inspektionsleiter, lobt den Mut der beiden: „Alltäglich oder gar selbstverständlich ist das in keiner Weise.“ Die Beamten hätten ein „hohes Eigenrisiko“ in Kauf genommen. „Dafür gebühren Ihnen mein persönlicher Respekt und meine höchste Anerkennung“, sagt er an die beiden gerichtet. Alexandra Schöne