Traunstein – Er erwarb das Vertrauen der Kinder – und missbrauchte es vielfach. Gegen den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs von Kindern in über 200 Fällen, der Körperverletzung und der Urkundenfälschung muss sich ein 31-Jähriger ab Dienstag vor dem Landgericht in Traunstein verantworten. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hat der gebürtige Bad Aiblinger seine Taten 14 Monate lang an einem Integrationskinderhort im südlichen Landkreis Rosenheim verübt. In dem Hort hatte er als Integrationsfachkraft die Aufgabe, Kinder zwischen sechs und 14 Jahren vor allem nachmittags zu betreuen.
Eine Aufgabe, die der Erzieher nach Ansicht des Anklägers zu schweren Übergriffen in unfassbarer Zahl nutzte. Zwischen September 2019 und November 2020 soll es zu den bestürzenden Taten gekommen sein. Im November 2020 machten die Behörden dem denn auch ein Ende, der 31-Jährige sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Die schwersten Vorwürfe lauten auf sexuellen Missbrauch von Kindern und Schutzbefohlenen.
Ermittler vermuten fast tägliche Vergehen
Der Beschuldigte hat sich nach der Überzeugung der Ermittler in steigender Häufigkeit an Kindern vergangen. Die Eltern ahnten zunächst nichts, auch sie sollen dem Mann ihr Vertrauen geschenkt haben.
Im September 2019, so vermuten es die Behörden, soll er begonnen haben, Kinder über Messenger-Dienste in den Hort einzubestellen. Angeblich für Übungen, die der Erziehung dienen sollten. Seine Einladungen verschickte der Beschuldigte demnach nicht nur an Werktagen, sondern auch am Wochenende, und zwar außerhalb der Hortzeit, nach 18 Uhr, zunächst unregelmäßig, dann immer häufiger. Die Staatsanwaltschaft legt ihm gewalttätige und sexuelle Übergriffe zur Last. Die Kinder soll er unter anderem unsittlich berührt und aufgefordert haben, sich auszuziehen.
Einen Buben schubste der Erzieher zudem angeblich zu Boden, er packte ihn am Hals und trat ihn. Andere Kinder tastete er nach Überzeugung des Staatsanwalts ab, vorgeblich, um sie zu durchsuchen, dazu mussten sie sich bis auf die Unterhose ausziehen. Den Nachweis seiner Qualifikation stellte er sich offenbar auch selbst aus: So wird ihm vorgeworfen, überdies eine Bestätigung über Zertifizierungen gefälscht zu haben.
Die Verhandlung vor der Jugendkammer des Landgerichts beginnt am Dienstagmorgen, am Mittwoch soll sie fortgesetzt werden.we