Rosenheim – Egal ob für Bauteile in der Raumfahrttechnik, kleine Implantate in der Medizin oder einen individuellen Schriftzug auf dem Auto: Die Herstellung von Gegenständen mithilfe von 3D-Druckern ist seit Jahren auf dem Vormarsch. Mit dem sogenannten additiven Fertigungsverfahren werden Kunststoffe oder Metalle in kleinsten Schichten computergesteuert aufgetragen, bis daraus ein dreidimensionaler Gegenstand entsteht.
Um mit der fortschreitenden Technologie Schritt zu halten, hat die Technische Hochschule (TH) Rosenheim für rund eine Million Euro ein Labor eingerichtet, das sich auf den 3D-Druck spezialisiert. Bei einem Rundgang erklärt der Leiter des Labors, Professor Fabian Riß, was mit der neuen Technik möglich ist.
Moderne Geräte auf
60 Quadratmetern
„Wir haben hier alles, was in den kommenden fünf bis zehn Jahren in der Industrie verwendet werden wird“, sagt Riß. Auf einer Fläche von 60 Quadratmetern befinden sich zahlreiche Maschinen, die man zur Fertigung von unterschiedlichen Bauteilen braucht. Angefangen vom einfachen Kunststoffdrucker bis hin zum professionellen Multilaser.
„Das funktioniert grundsätzlich wie ein normaler Tintendrucker“, beschreibt Riß die Arbeitsweise der Geräte. So wird beispielsweise Kunststoffpulver nach und nach schichtweise aufeinandergelegt, bis das vorher einprogrammierte Werkstück fertig ist. In kleinen Schritten arbeitet der Drucker gemäß den vorgegebenen Einstellungen dabei vollkommen automatisch. „Das Prinzip wird in der Fertigung nicht mehr wegzudenken sein“, prognostiziert der Bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler in seiner Videobotschaft zur Eröffnung. Er geht davon aus, dass in naher Zukunft viele Unternehmen aus der Region mit der 3D-Technik arbeiten werden. Die finanzielle Unterstützung mit einer Million Euro für das Labor sei daher gut investiertes Geld.
„Nun können unsere Studenten, gerade die der Ingenieurwissenschaften und Holztechnik, praxisnah arbeiten und sich mit der additiven Fertigung vertraut machen“, sagt Professor Heinrich Köster, Präsident der Rosenheimer Hochschule. Für ihn ist es ein Meilenstein, dass das Labor nach den ersten Ideen im Jahr 2018 in relativ kurzer Zeit umgesetzt wurde und nun offiziell eröffnet ist.
„Es ist eine elegante Lösung“, findet auch der Kuratoriumsvorsitzende und Rosenheimer Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner. Ihm ist es nach eigenen Angaben wichtig, im gesamten Landkreis wettbewerbsfähig zu bleiben. Daher freue er sich besonders, mit dem bayernweit bisher einzigartigen Projekt wieder „ein bisschen schneller und cleverer“ gewesen zu sein und damit die Ideen junger Leute fördern zu können.
Die ersten Einfälle konnten die Studenten im 3D-Labor bereits austesten. Neben einem kleinen Laufrad, das der Kunststoffdrucker innerhalb von acht Stunden produzierte, entstand beispielsweise ein selbst entwickeltes Sparschwein. Im Rahmen diverser Masterarbeiten sind zudem weitere Projekte geplant, wie verstellbare Achsen für Skateboards oder Bauteile für Autos.
Möglichkeiten noch
nicht ausgeschöpft
„Wir lernen immer noch dazu“, berichtet Laborleiter Riß. Die technischen Möglichkeiten seien sehr vielfältig, weshalb die Einrichtung nach wie vor optimiert wird. Zudem könnte in den kommenden Jahren ein Umzug bevorstehen, wenn der neue Technologiepark gebaut worden ist. Denn dann sollen alle Labors der Hochschule in einem Gebäude zusammengefasst werden. Da der Baubeginn dafür allerdings erst für 2023 geplant ist, bleibt für die Mitarbeiter und Studenten an der TH genügend Zeit, das neue 3D-Druck-Labor ausgiebig zu testen.