Rosenheim – Jonas Droste hat sich gestern noch Sorgen gemacht. Der Leiter der Kindersportschule des TSV 1860 Rosenheim kritisierte die neuen Corona-Regeln. Denn: Kinder ab zwölf Jahren sollten ohne Impf- oder Genesenen-Nachweis nicht mehr am Sporttraining in der Halle teilnehmen dürfen. „Ohne Sport werden Kinder träge, manchmal sogar übergewichtig. Das Sozialverhalten leidet“, sagt er.
Begleitpersonen brauchen 2G-Nachweis
Dann gab Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Kabinettssitzung gegen 13 Uhr eine Pressekonferenz und vollzog eine Kehrtwende: Minderjährige Schüler über zwölf dürfen mit ihren Schülertests nun doch am Sport teilnehmen – bis zum Jahresende. „Das finde ich gut, es ist auf alle Fälle eine Erleichterung“, sagt Droste bei einem zweiten Telefonat.
Wenn Eltern oder Verwandte ihre Kinder zum Sport begleiten wollen, müssen sie jedoch zwingend geimpft oder genesen sein. Viele Eltern seien deswegen sauer, berichtet er.
Auch für andere Sportler ist Söders Ankündigung eine gute Nachricht. Christian Hlatky und seine SBR-Basketballer würde die 2G-Regel vor große Probleme stellen. In der U14-Mannschaft der Männer seien beispielsweise nur 20 Prozent geimpft. An einen Spielbetrieb wäre so „gar nicht zu denken“, sagt Hlatky. Für eine Mannschaft und deren Zusammenhalt wäre solch eine strenge Vorschrift alles andere als gut.
Thomas Jahn sieht die 2G-Regel entspannt. Der Geschäftsführer der Aib-Kur organisiert mit seinem Team das Gitarrenfestival „Saitensprünge“ in Bad Aibling. „Bis jetzt ist alles im grünen Bereich“, sagt Jahn. Bei über 1000 Karten für sieben Konzerte hätten bisher nur sehr wenige Menschen ihre Tickets zurückgegeben. Der Geschäftsführer spricht von einer Zahl zwischen zehn und 20. Seine Mitarbeiter würden am Eingang streng die Geimpft- oder Genesenausweise kontrollieren. Alle Konzerte fänden ohne Pause statt, damit sich keine Gruppen bildeten.
Anders ist die Stimmung beim Tourismusverband Chiemsee-Alpenland. „Es herrscht große Verunsicherung bei den Gästen, Einheimischen und den Betrieben in der Region“, berichtet Pressesprecherin Patrizia Scravaglieri. Das Angebot für die Gäste sei aufgrund der dynamischen Lage nicht planbar.
Seit Beginn der Pandemie beobachte der Verband ohnehin, dass viele Menschen besonders kurzfristig Hotels oder Unterkünfte buchten. Ein Großteil der Betreiber befürchte, die vorher erwarteten Buchungen für die Weihnachts- und Wintersaison blieben jetzt aus.
Weniger Reservierungen verzeichnet Rainer Lechner in seinem Restaurant im „Aschbacher Hof“ in Feldkirchen-Westerham bereits jetzt. „Vom Geschäftsvolumen her ist es auf alle Fälle gedämpfter im Restaurant“, sagt der Zweite stellvertretende Dehoga-Kreisvorsitzende. Er kritisiert die neuen Vorschriften scharf. 3G-plus sei in Wahrheit schon 2G, auch, weil die PCR-Tests so kurzfristig kostenpflichtig geworden seien. Er nennt das „eine Katastrophe“. „Das gefährdet Arbeitsplätze. Gerade in der Gastronomie, wo es ohnehin schon schwierig ist.“ Zudem seien seine Mitarbeiter aufgrund der Impf- und Testdiskussionen verunsichert.
Testregel
„definitiv sinnvoll“
Denn neu ist auch: Für fast alle Betriebe mit mehr als zehn Beschäftigen gilt für alle Mitarbeiter, die während der Arbeitszeit Kontakt zu anderen Menschen haben können, die 3G-Regel. Ungeimpfte müssen zweimal pro Woche einen negativen Corona-Test vorlegen.
„Um die Ausbreitung des Virus zu verhindern und Mitarbeiter, Familien und den Betrieb zu schützen, ist das definitiv sinnvoll“, sagt Andreas Bensegger, Vorsitzender des Rosenheimer IHK-Regionalausschusses. „Es ist ein kalkulierbarer Schritt und einfach umzusetzen.“