Wertvolle Geigen als Motiv für Folter und Tod?

von Redaktion

Nach Mord an Bernard von Bredow und dessen Tochter aus Siegsdorf nimmt paraguayanische Polizei drei Deutsche fest

Siegsdorf/Areguá – Er fand die zwei Todesopfer und löste einen Mordalarm aus. Denn der Anblick „ließ einem das Blut in den Adern gefrieren.“ So erschüttert zeigte sich Stephen M. (51) gegenüber einem Sender über die abscheulichen Morde an dem Siegsdorfer Forscher Bernard von Bredow und dessen Tochter Loreena (14) in Paraguay (wir berichteten).

Alles nur Show eines angeblichen Freundes? Die Ermittler haben ihn und zwei weitere deutsche Auswanderer – Volker G. (58) und Yves S. (60) – wegen des Doppelmords in U-Haft genommen. „Alle drei werden verdächtigt, an der Tat beteiligt gewesen zu sein“, sagte der Leiter des Morddezernats der Nationalpolizei, Hugo Grance. In der Wohnung von Volker G. in der Stadt Areguá wurden neben Schusswaffen auch einzigartige Musikinstrumente gefunden, die mutmaßlich dem Opfer gehörten. Volker G. könnte der Drahtzieher des Verbrechens an dem Wissenschaftler und seiner Tochter sein. Im Haus von Stephen M. war eine Schusswaffe versteckt, die mit der Tat in Verbindung gebracht wurde.

Um die entdeckten Instrumente, wohl Violinen und Violoncelli, ging es bei dem zunächst rätselhaften Raubmord. Von Bredow, der als Teenager ein Mammutskelett fand, als renommierter Paläontologe galt, wurde am 22. Oktober in seinem Haus tot aufgefunden. Seine Mörder hatten ihn mit einem Genickschuss hingerichtet, nachdem sie ihn zuvor gefoltert hatten. In der vollen Badewanne fand sich seine ebenfalls ermordete Tochter. Die Killer hatten ihr in den Bauch geschossen.

Wie nun Ermittlungen ergaben, hatte von Bredow wertvolle Saiteninstrumente seinem Freund Yves S. in Obhut gegeben, während er Deutschland besuchte. Während der Abwesenheit soll das Haus von Yves S. mit den darin befindlichen Instrumenten ausgebrannt sein. Bei den in Volker G.‘s Haus gefundenen Instrumenten handelt es sich um die angeblich zerstörten Instrumente.

Die Ermittler gehen nun davon aus, dass von Anfang an geplant war, die Geigen – es soll sich nach südamerikanischen Medien um Stradivaris handeln – zu behalten und sie später zu einem hohen Preis zu verkaufen. Dies gehe aber nur mit Echtheitszertifikaten, deswegen wird von Staatsanwältin Lorena Ledesma vermutet, dass Bernard von Bredow gequält wurde, um die Zertifikate herauszugeben.

Staatsanwältin Ledesma: „Wir wissen, dass diese Antiquitäten weltweit gefragt sind, sie können überall auf der Welt gehandelt werden.“ Die Preise gestalten sich astronomisch, fangen bei einer Million Euro an und schaukeln sich hoch. Wie viele solcher Violinen von Bredow besaß, erwähnte Staatsanwältin Ledesma nicht. Markus Christandl

Mammutheum: Zukunft ungewiss

Das von Bernard von Bredow privat in einem Siegsdorfer Einfamilienhaus betriebene Mammutheum ist schon seit vier bis fünf Jahren geschlossen. Siegsdorfs Bürgermeister Thomas Kamm kann nur Vermutungen über dessen Zukunft anstellen, konkrete Kenntnisse hat er nicht, wie er sagt. Er gehe aber davon aus, dass es nicht mehr geöffnet werde. Er selbst habe zuletzt vor etwa sieben Jahren mit Bredow Kontakt gehabt. Das private Mammutheum ist übrigens nicht zu verwechseln mit dem Naturkundemuseum in der Ortsmitte, das nach wie vor geöffnet hat. tw

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