Volkstrauertag und kein Ende in Sicht

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Es ist schon spät am Abend, als es noch an der Tür unseres Pfarrhauses läutet. Draußen steht ein junger Mann. Er sei Soldat, sagt er. Morgen gehe sein Flugzeug nach Afghanistan. Ob er noch einen Segen haben könne? Aus seinem Gesicht spricht die Angst. Diese Situation in meiner früheren Einsatzpfarrei liegt nun schon einige Jahre zurück, und doch erinnere ich mich bis heute, wie an diesem friedlichen Abend plötzlich und unvermittelt das Grauen des Krieges in unser Haus einzog.

Da wollte einer noch einmal reden – und einen Segen. Segen heißt übersetzt „die gute Zusage“. Den Segen haben wir ihm damals mitgegeben, aber natürlich nicht als Zusage und Versprechen einer gesunden Heimkehr. Dafür aber „die gute Zusage“, so wie die Bibel den Segen bezeugt: „Ich, dein Gott, gehe mit dir überallhin, wohin du auch gehst!“

Am vergangenen Sonntag haben wir am Volkstrauertag unserer Toten der beiden Weltkriege gedacht. Bedingt durch die Pandemie sind die Feierlichkeiten an den Kriegerdenkmälern zum zweiten Mal in Folge ausgefallen. Auch in den Jahren zuvor hat das Interesse daran immer mehr nachgelassen.

Die beiden Weltkriege sind einfach schon zu lange her, und die letzten Veteranen haben wir bald zu Grabe getragen. Das Anliegen ist aber nicht einfach nur Geschichte. Gott gibt uns „die gute Zusage“ seiner Begleitung und damit auch den Auftrag, seinen Segen lebendig werden zu lassen. Mitarbeiter seines Segens werden wir auch da, wo wir an Unrecht, an Krieg und Vertreibung erinnern, damit sich so etwas nie wiederholt.

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