„Wenn sich nichts tut, zerreißt es uns“

von Redaktion

Mitarbeiter von Rohrdorfer Medizinprodukthersteller streiken am Rosenheimer Romed-Klinikum

Rosenheim Die Gewerkschaft Verdi weitet ihre Warnstreiks im Tarifkonflikt um die Bezahlung von Klinikmitarbeitern des Öffentlichen Dienstes aus. An zahlreichen Universitätskliniken Bayerns fanden gestern Protestaktionen statt, die auch vor Rosenheim keinen Halt machten.

Vor dem Romed-Klinikum versammelten sich die Mitarbeiter der Rohrdorfer Firma Sengewald Klinikprodukte, um auf die zusätzliche Belastung von Krankenhauspersonal seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie aufmerksam zu machen. Neben dem solidarischen Akt streikten sie dabei auch für ihre eigenen Ziele. Auch wenn das Personal der Klinik nicht bei der Versammlung auf dem Ichikawa-Platz teilnahm, freuten sich die Mitarbeiter über die Unterstützung aus Rohrdorf.

„Es tut gut, endlich mal keine Querdenker-Demo vor unserer Haustüre zu haben“, berichtet Volker Schmidt. Der Verdi-Fachbereichsleiter für Gesundheit und Soziales ist Krankenpfleger in der Romed-Klinik. „Wir retten uns von Tag zu Tag und versuchen irgendwie, alle Leute zu versorgen.“ Die Belastung für das Personal sei allerdings immens. Einige Mitarbeiter würden dem Druck nicht mehr lange standhalten und seien überlastet. „Wenn sich nicht bald etwas ändert, zerreißt es uns“, befürchtet der Krankenpfleger.

Um auf die Probleme aufmerksam zu machen, versammelten sich rund 20 Angestellte des Medizinproduktherstellers Sengewald. „Wir bekommen zwar immer wieder verbalen Zuspruch von der Regierung. Wenn es allerdings um die Bezahlung geht, kehren sie uns den Rücken zu“, beschwert sich Mustafa Sari, Betriebsratsvorsitzender des Zulieferers. Er befindet sich mit rund 60 Prozent der rund 100 Mitarbeiter seit 33 Tagen im Streik und kämpft um mehr Wertschätzung in Form einer Tarifbindung mit einer damit verbundenen Lohnerhöhung. Die Rohrdorfer Firma ist ein direkter Zulieferer von OP-Abdecksystemen für die Romed-Kliniken. Laut Schmidt sind diese lokalen Anbieter unerlässlich, da bei langen Lieferketten aus Asien immer wieder Engpässe entstehen. „Zu Beginn der Pandemie waren es Schutzausrüstung oder Masken, aktuell fehlen uns Katheter“, klagt der Fachbereichsleiter.

Laut Verdi-Bezirkssekretär Andreas Reinshagen könnten sich sowohl die Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband der Bundesländer (TdL), als auch mit dem Rohrdorfer Zulieferer noch eine Weile ziehen. Zu wenig erfolgsversprechend seien die bisherigen Gespräche gewesen. Korbinian Sautter

Artikel 3 von 11