„Ich wollte nur Geld“: 30-Jähriger gesteht Brandstiftung in Discounter

von Redaktion

Psychisch kranker Bosnier muss sich seit gestern vor dem Landgericht Traunstein verantworten – Rund 3,5 Millionen Euro Schaden in Großkarolinenfeld

Traunstein/Großkarolinenfeld – Bei einem Großbrand in Großkarolinenfeld am 25. Juni wurde ein Supermarkt in Schutt und Asche gelegt (wir berichteten). Der Gesamtschaden belief sich auf etwa 3,5 Millionen Euro. Ein psychisch kranker Bosnier (30) gestand gestern vor der Zweiten Traunsteiner Strafkammer mit ihrem Vorsitzenden Richter Andreas Bartschmid die Brandstiftung.

In dem Sicherungsverfahren geht es einzig um die Frage einer Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Bestraft werden kann der mutmaßlich schuldunfähige Mann nicht. Staatsanwalt Markus Andrä geht von einem Gesamtschaden von mindestens 3,5 Millionen Euro aus – 200000 Euro für den Abriss der Brandruine, 2,3 Millionen Euro für einen Neubau sowie einer Million Euro für vernichtete Waren und Verdienstausfall.

Laute Geräusche in dem Discounter an der Wendelsteinstraße hörte an jenem Freitag kurz vor 22 Uhr ein in der Nachbarschaft wohnender Polizeibeamter. Er verständigte die Einsatzzentrale. Mehrere Streifen rückten an. Sie stießen auf die mit einem Stein eingeschlagene Eingangstüre des Netto-Marktes und eine Person im Gebäude. Der Mann ließ sich widerstandslos festnehmen.

Dabei entdeckten die Beamten vier Brandstellen. Sofortige Versuche mit vorgefunden Feuerlöschern, die schon etwa einen Meter hohen Flammen zu löschen, scheiterten. Auch angerückten Feuerwehren aus der Umgebung konnten das Ausbreiten des Brandes nicht mehr verhindern. Insgesamt 170 Hilfskräfte waren in jener Nacht im Einsatz. Dazu ein Ermittler der Kripo: „Alles ging sehr schnell. Die Helfer waren machtlos.“ Letztlich stürzte das gesamte Gebäude ein. Personen kamen nicht zu größerem Schaden. Lediglich ein Polizist erlitt einen Schnitt an der Hand.

Obwohl Verteidigerin Gabriele Sachse aus Rosenheim angekündigt hatte, der 30-Jährige werde keine Angaben zu der Tat machen, berichtete der Beschuldigte von sich aus freimütig darüber: „Ich habe das getan. Ich fühle mich schlecht und beschämt.“

Der sichtlich reuige Mann wuchs in Bosnien-Herzegowina auf. Vor etwa neun Jahren kam er über Österreich nach Deutschland, war zumeist als Bauarbeiter, zeitweise auch als Paketzusteller tätig. Einen festen Job für längere Zeit fand er nach seinen Worten nie. Wegen der Familie, die ihm Arbeit und Wohnung besorgte, zog er nach Großkarolinenfeld. Er habe bis zu elf Stunden täglich, auch sonntags, schwarz für seinen letzten Auftraggeber geschuftet.

An jenem Tag hatte der Bosnier nach seinen Worten „wirklich viel Stress“ – beruflich wie privat. Gegen 21 Uhr sei er aufgewacht und zu dem Supermarkt gegangen. Er bestätigte das ihm zur Last liegende Geschehen in allen Details und beteuerte: „Ich wollte keinen so großen Schaden.“ Eigentlich habe er nur Geld gesucht, aber keines gefunden. „Dann ist irgendwas passiert mit mir. Ich habe das Feuer mit einem Feuerzeug und einem Deospray aus dem Geschäft gelegt.“

Von „Geräuschen“, von „Summen“ in seinem Kopf war das Leben des 30-Jährigen nach seinen Worten in den letzten Jahren dominiert. Ärzte hätten nichts feststellen können. Einmal hatte er vermutet, von seiner Arbeit am Bau ein „Metallstück im Kopf“ zu haben. In einer österreichischen Klinik äußerte er den Verdacht, ihm sei ein Mikrochip eingepflanzt worden. Aktuell fühle er sich besser. Die Geräusche im Kopf seien weniger, alles friedlicher geworden.

Einen Zusammenhang mit den Medikamenten, die er nach seiner Festnahme in der vorläufigen Unterbringung in der Psychiatrie erhalten hatte, sah der Bosnier nicht. Er würde sie lieber nicht nehmen – weil er sie nicht brauche, sagte er gestern.

Die Hauptverhandlung wird am Montag, 6. Dezember, fortgesetzt.

Monika Kretzmer-Diepold

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