Hilfe in schwierigen Situationen

von Redaktion

Stadt und Landkreis Rosenheim als Modellregion für das Koordinierungsbüro Gesundheit

Rosenheim – Das Koordinierungsbüro Gesundheit soll ab 2022 eine neue Anlaufstelle für Menschen aus der Region in schwierigen Lebenssituationen sein. Stadt und Landkreis sind für das neue Konzept die Modellregion. In einer digitalen Auftaktveranstaltung erklärten die Verantwortlichen, darunter Elmar Stegmeier, Geschäftsführer der Koordinierungsgesellschaft Gesundheit aus Aschau, die Bedeutung des neuen Koordinierungsbüros.

Optimale Versorgung
der Patienten

Es soll Menschen in komplexen Lebens- und Versorgungssituationen helfen, erklärt Stegmeier. Es gibt oft viele Gründe, die einen Menschen in eine schwierige Lage versetzen: Eine chronische Krankheit, ein fehlendes soziales Netzwerk, oder eine finanzielle Schieflage – für alles gibt es helfende oder medizinische Angebote. Damit sie optimal genutzt werden, gibt es ab kommendem Jahr das Koordinationsbüro. „Die Patienten sollen einen Zugang zu den Leistungen bekommen“, so der Geschäftsführer.

Denn das Problem sei, dass es zwar die entsprechenden Angebote gebe, um den Menschen in seiner Notlage zu unterstützen, sie aber „für den Menschen gar nicht mehr ersichtlich sind“. Der Hausarzt als einer der ersten Ansprechpartner könne nicht immer alle Belastungen des Patienten, vor allem im sozialen Bereich, erkennen.

„Wenn Unterstützungsangebote für Menschen nicht optimal genutzt werden können, dann minimiert sich der Behandlungs- und Therapieerfolg“, erklärt Stegmeier. Deswegen erstellt das Koordinierungsbüro derzeit eine umfangreiche Versorgungslandkarte. Hier werden alle Angebote erfasst, seien sie medizinischer Art wie der Spezialist oder die Reha-Einrichtung bis hin zu ehrenamtlichen Angeboten und Selbsthilfegruppen. Wichtig sei es, in aller Tiefe das Angebot zu analysieren. Das Wissen könne dann zur Verfügung gestellt werden.

In einem zweiten Schritt muss erkannt werden: Wer benötigt gerade die Hilfe des Koordinierungsbüros? Hier kommt der Hausarzt ins Spiel. Als jemand, der die medizinische und meist auch die soziale Situation des Patienten kennt, kann er per Fragebogen feststellen, ob das Koordinierungsbüro helfend eingreifen kann. Der Fragebogen ist von der Universitätsklinik Erlangen auf Grundlage einer Systematik der Weltgesundheitsorganisation entwickelt, sagt Priv.-Doz. Dr. Thomas Kühlein, Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeinmedizin. Grob gesagt werde abgefragt: „Was kann der Mensch und was braucht der Mensch.“

Aufgrund dieses Fragebogens können das Koordinierungsbüro sowie der Hausarzt erkennen, welche Bedürfnisse der Patient hat. Zusammen mit ihm entwickelt das Koordinierungsbüro einen Hilfeplan. Auf ihm sind alle Unterstützungs- und Hilfsangebote sowie die Leistungserbringer der Region aufgelistet. Über den Koordinierungsplan erhält die Person außerdem alle wichtigen Kontaktinformationen. Der Plan werde in enger Absprache mit dem Patienten getroffen, so Stegmeier, „er wählt sein Angebot selber aus.“

Der gesamte Koordinierungsplan wird digital erfasst. Es können Informationen zwischen den Akteuren ausgetauscht und wichtige Unterlagen eingesehen werden. „Die Plattform wird so aufgebaut, dass sie auch auf andere Regionen übertragbar ist“, sagt Dr. Asarnusch Rashid vom Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen.

Inwieweit der Patient den Koordinierungsplan einhält, wird vom Hausarzt verfolgt. Der Patient profitiert von einer besseren Qualität der Therapie, der Arzt wird durch das Koordinierungsbüro entlastet und erhält wichtige Informationen über den Menschen. Stadt und Landkreis kommen die Vernetzungsstrukturen zugute. Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und wird durch das bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert.

Projekt ist
wichtiger denn je

Die Anzahl von Menschen in komplexen Lebens- und Versorgungssituationen werde aufgrund der Corona-Pandemie in der Zukunft ansteigen, verdeutlicht Elmar Stegmeier die Aktualität des Projekts. Stellvertretender Landrat Josef Huber unterstrich die Bedeutung des Projekts für die Region: „Es wird vielen unsere Bürger immense Vorteile bringen. Denn was hilft es, wenn die Möglichkeiten da sind, aber mangels Unwissenheit Angebote nicht so genutzt werden, wie sie genutzt werden könnten.“

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