Schafft er auch das Abi mit links?

von Redaktion

OVB-Leser zeigen Herz Wie Elias aus Raubling sein neues Leben meistert

Rosenheim/Mühldorf – Die Geschichte von Elias (14) ist eine Geschichte, die niemanden kalt lässt. Eine rätselhafte Krankheit hat sein Leben vor fünf Jahren auf den Kopf gestellt. Aus heiterem Himmel. Über Nacht.

Am 29. Juli 2016 war das. Alles ist wie immer an diesem letzten Schultag. Nur dass der Bub aus Raubling diesmal das Zeugnis dabei hat – und Kopfschmerzen.

Das Kopfweh geht nicht weg. Und dann: Lähmungen, erst Arme, dann Gesicht, schließlich der ganze Körper – unfassbar, ein Albtraum. Es besteht akute Lebensgefahr, Elias wird nach München geflogen, dort maschinell beatmet. Er kommt durch, und dann in die Schön Klinik Vogtareuth.

„Darf ich wieder
heim, irgendwann?“

Die OVB-Heimatzeitungen haben die Geschichte von Elias 2016 schon einmal erzählt. Doch die Fragen, die den Buben quälten, blieben offen: Gehen die Kopfschmerzen irgendwann wieder weg, irgendwann? Darf ich wieder heim, irgendwann? Kann ich wieder zur Schule gehen, irgendwann? Werde ich doch wieder gesund, irgendwann – auch wenn die Ärzte das für ausgeschlossen halten? Heute gibt es die Antworten.

Die OVB-Weihnachtsaktion 2021 ist dem Verein Silberstreifen in Vogtareuth und dem HPZ Aschau gewidmet – und damit Kindern, die wie Elias Pech hatten, ihr Leben mit Einschränkungen meistern müssen. „Ohne Silberstreifen, Schön Klinik und HPZ Aschau hätten wir beide das nicht gepackt“, ist Mutter Annette, Zahnarzthelferin in Vollzeit und alleinerziehend, dankbar für die „fantastische Unterstützung“.

Ein Jahr lag Elias in der Schön Klinik, dann besuchte er die vierte Klasse in Aschau. Aber zurück zu den offenen Fragen. Die schlechte Nachricht zuerst: Die Lähmungen sind geblieben, die Gesundheit hat Elias niemand wiedergegeben. Er sitzt im Rollstuhl, muss nachts beatmet, rund um die Uhr versorgt werden.

Aber er hat eine Schokoladenseite: der linke Unterarm. Damit kann er Hand und Finger bewegen, tippen, greifen, zupacken. Und sonst? Ja, die Kopfschmerzen sind weg. Ja, Elias ist wieder daheim. Ja, er geht in die Schule, aufs Gymnasium sogar, samt intensivmedizinischer Fachkraft. Seine 8a, eine Tabletklasse, ist wie geschaffen für ihn. Dass das Gymnasium Raubling in Sachen Digitalisierung früher dran war als andere – für Elias ein Glücksfall.

Ist das Abitur mit links zu schaffen? Das wird sich zeigen, aber mit einem aktuellen Notenschnitt von 1,7 schaut es gut aus. Liebend gern würde sich Elias später mal in der Luft- oder Raumfahrt nützlich machen. Da läuft ja fast alles digital über Bildschirmarbeitsplätze.

Das Auto umgebaut – es war ein Neunsitzer

Aber das ist Zukunftsmusik. Im Heute setzt er beim Schach gern den einen oder anderen Mitschüler matt oder zockt an der Playstation. Das geht in jedem Fall mit links. Oder er fährt mit Mama Annette im extra umgebauten Kleinbus, ein Ford Tourneo, vorher ein Neunsitzer, nach Limone oder San Felice del Benaco. Dort lässt sich der wunderschöne Gardasee auch mit dem Rollstuhl gut erkunden.

Und die Diagnose? AFM, akute schlaffe Myelitis, eine seltene Kinderkrankheit, die Medizin und Forschung vor Rätsel stellt. Robert-Koch-Institut – ja, das gab es schon vor Corona – und Wissenschaftler in Kalifornien befassen sich seit vielen Jahren in Studien damit.

Bei Elias zeigt das MRT einen Grauschleier im Rückenmark, vermutlich eine Entzündung, ausgelöst von Enteroviren, wohl irreparabel. Aber natürlich hofft Elias weiter auf ein kleines Wunder. Beide Arme bewegen können, aufstehen oder gehen, das wär‘s. Oder den barrierefreien Spielplatz testen, der dank der OVB-Aktion Wirklichkeit werden soll – auch wenn ein pubertierender Gymnasiast mit fast 15 andere Träume hat als einen Kletterwürfel. Eine Flugreise zum Beispiel.

Zahlscheine für

OVB-Aktion liegen bei

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