Rosenheim – Egal ob in der Kletterhalle, der Therme, im Kino oder sogar auf dem Golfplatz: Die Betreiber von Freizeit, Sport und Kulturanlagen ringen mit den aktuellen Corona-Beschränkungen. Denn die Rückkehr aus dem rund zweiwöchigen Lockdown wird nun durch die bayernweite 2G-plus-Regelung erschwert. Wer beispielsweise ein Fitnessstudio, ein Konzert oder eine Sporthalle besuchen möchte, braucht nicht nur einen Impf- oder Genesennachweis, sondern auch einen negativen Corona-Test. Für viele Inhaber bedeutet das zusätzliche Arbeit, sinkende Besucherzahlen und jede Menge Frust.
„Wir haben
keine Wahl“
„Wir haben ja nie wirklich eine Wahl“, sagt Stefan Barber, Werkleiter der Therme Bad Aibling. Er und seine Mitarbeiter sind gerade dabei, die abgelassenen Becken wieder aufzufüllen, um morgen unter den neuen Vorgaben öffnen zu können. Um diese zu erfüllen, postiert Barber einen zusätzlichen Mitarbeiter auf dem Parkplatz vor der Therme, auf dem in Zusammenarbeit mit der deutschen Lebensrettungsgesellschaft Bad Aibling eine Teststation eingerichtet wurde. Den Luxus einer eigenen Teststation hat das Rosenheimer „Kinopolis“ nicht. Ein eigenes Angebot an Schnelltests wäre zu Stoßzeiten laut Geschäftsführerin Janet Breucker unmöglich umzusetzen. „Das wird am Eingang erst einmal für Diskussionen sorgen“, befürchtet die Rosenheimer Kinobetreiberin. Sie hält die aktuellen Vorgaben für etwas überzogen. Zumal mit der zusätzlichen Hürde eine Wiedereröffnung mehr „Beschäftigungstherapie als wirtschaftlich sinnvoll“ sei. Wenig Verständnis für die 2G-plus-Regel hat auch Rainer Blum, Geschäftsführer des City-Golf Rosenheim und Betreiber der Anlagen in Happing, „Wir haben auf unserer Driving Range drei Meter Abstand und sind noch dazu im Freien“, meint er. Trotzdem wurde das Golfen Teil der allgemeinen Vorschriften, die den Betrieb der Anlage unmöglich machen. Aus diesem Grund, sowie aktuell auch witterungsbedingt, bleibt das Gelände bis zum 15. Dezember geschlossen.
Über eine Erleichterung von 2G-plus würde sich Natalie Reindl, Geschäftsführerin des Fitnessstudios „Elan Fitness“ in Wasserburg, freuen. Sie hat ihre Räume unter den neuen Bedingungen bereits wieder geöffnet und bekam direkt den Unmut der Besucher zu spüren. „Ich bekomme von fast einem Drittel unserer Mitglieder Nachrichten, weil sie die geltenden Bestimmungen nicht verstehen können“, berichtet die Wasserburgerin.
Einer der verärgerten Besucher von Fitnessstudios ist ein 68-jähriger Mann aus Prutting, der wie seine Frau (64) bereits die dritte Impfung hinter sich hat. „Da fragt man sich schon, als braver Staatsbürger lässt man sich impfen, inzwischen zum dritten Mal, und dann sitzt man wieder da und muss sich testen lassen.“
Vom 2G-plus-Wahnsinn befreit sind seit gestern die Skiliftbetreiber. Die bayerische Regierung ruderte in Sachen Testpflicht für Skifahrer zurück und ermöglicht Seilbahnbetreibern wie Egid Stadler Planungssicherheit (wir berichteten). „Dafür haben wir gekämpft“ , sagt der Leiter der Bergbahnen am Sudelfeld. Für ihn war die frohe Botschaft der Startschuss, um am Wochenende die ersten drei Beschneiungsanlagen anzuwerfen.
Schnell auf 2G-plus eingestellt hat sich die Kletterhalle „Stuntwerk Rosenheim“. Mit der nahegelegenen Schnelltestmöglichkeit im Aicherpark ist Betriebsleiterin Esmeralda Duchan guter Dinge, dass der Ablauf größtenteils reibungslos verläuft. Ein Mitarbeiter kontrolliere am Eingang die Nachweise und hat notfalls für Kurzentschlossene einen Schnelltest parat.
Vereine stehen vor
neuen Problemen
Vor einer erneuten Herausforderung stehen auch die Sportvereine wie der FV Oberaudorf. „Wie viele Leute in den Herren- und Damenmannschaften übrig bleiben, wird man sehen“, meint der Vorsitzende Christian Haydn. Das erste Volleyball-Team der Damen habe sich bereits frühzeitig in die Winterpause verabschiedet. Sie hoffen, wie die meisten Freizeit-, Kultur- und Sportanbieter, dass der 2G-plus-Wahnsinn im kommenden Jahr zumindest in bestimmten Bereichen ein Ende haben wird.