Warnung vor steiler fünfter Welle

von Redaktion

34 Tote in sechs Tagen – Doch die Inzidenzzahlen gehen weiter zurück

Rosenheim – 34 Tote: So viele Verstorbene wie noch nie verzeichnete das Staatliche Gesundheitsamt Rosenheim im Laufe der vergangenen sechs Tage in Zusammenhang mit Corona. In der Vorwoche war mit 24 Toten bereits ein vorläufiger Höchststand erreicht worden.

Da klingt es zunächst paradox, wenn das Gesundheitsamt von einer leichten Entspannung spricht. Die Infektionszahlen sind aber tatsächlich weiterhin rückläufig, sie lagen am gestrigen Donnerstag für die  Stadt Rosenheim bei 339,67 (Freitag, 16. Dezember: 353,82), für den Landkreis Rosenheim bei 356,10 (414,18). Die Kontakt- und Zugangsbeschränkungen scheinen zu wirken, berichtet Gesundheitsamtsleiter Dr. Wolfgang Hierl. „Der Gipfel der vierten Welle, einer Delta-Welle, liegt hinter uns.“

Keine Entwarnung
trotz sinkender Zahlen

Diesem Fazit folgen zwei deutliche „Aber“. Die Lage in den Kliniken in Stadt und Landkreis sei weiterhin besorgniserregend, sagt Hierl. Keinesfalls dürfe man sich daher „hinreißen lassen“, aufgrund der sinkenden Sieben-Tage-Inzidenz Entwarnung zu geben. In der Region Rosenheim steckten sich jeden Tag weiterhin viele Personen mit dem Virus an. Gleichzeitig sei die Impflücke der Bevölkerung in der Region viel zu groß, als dass davon ein „nennenswerter Bevölkerungsschutz“ zu erwarten sei.

Außerdem ist da noch die Sache mit Omikron. Berichte aus Südafrika, wo diese Corona-Variante zuerst festgestellt wurde, aber auch aus Großbritannien und Dänemark lassen darauf schließen, dass Omikron noch ansteckender ist als die bereits hoch infektiöse Delta-Variante. Hierl befürchtet – nach Warnungen des Robert-Koch-Instituts vor einer rasanten Verbreitung nach dem Jahreswechsel – im äußersten Fall ein „dramatisches Überlaufen der Intensivstationen“.

Aufgrund der bisherigen Erfahrungen sei von einer verminderten Wirksamkeit der Impfstoffe bei Omikron auszugehen, betont Hierl. Daher werde nur durch eine Auffrischung ein ausreichendes Schutzniveau vor schweren Verläufen erreicht. Es wäre fatal, die eingeführten Beschränkungsmaßnahmen zu früh zu lockern und dadurch in eine schnell einsetzende, steile fünfte Omikron-Welle zu schlittern.

Die Hoffnungen auf einen schnell verfügbaren, an die Variante angepassten Impfstoff dämpft Dr. Hanns Lohner. Er fürchte, dass dieser adaptierte Impfstoff erst in April oder Mai nächsten Jahres bereitstehe. Das sagte der Romed-Chefarzt und Pandemiebeauftragte auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Um so wichtiger seien die Auffrischungsimpfungen, von denen ein hoher Impfschutz zu erwarten sei.

Lohner gewinnt aus den Berichten aus England wie aus Hochrechnungen der Experten düstere Eindrücke. Er geht ebenfalls von einer hohen Belastung des Gesundheitssystems aus. Erwartet werden aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr nach seinen Worten viele Infizierte und Quarantänepflichtige. Lohner weist aber noch auf einen weiteren Umstand hin, dem sonst kaum Rechnung getragen wird: Er erwartet „eine hohe Erkrankungsquote auch bei Klinikmitarbeitern“.

Seit 24. November sind insgesamt 102 Menschen mit Wohnsitz in Stadt oder Landkreis Rosenheim aus einem Virusvariantengebiet im südlichen Afrika eingereist. In 60 Fällen hieß das Reiseland Südafrika, in 27 Fällen war es Namibia und einmal Simbabwe. Hinzu kommen Rückreisende aus Großbritannien. Bei vier Menschen wurde mittels Genomsequenzierung die Omikron-Variante bestätigt.

718 Menschen
sind gestorben

Seit vergangenem Freitag wurden dem Gesundheitsamt 780 neue Fälle für Stadt und Landkreis Rosenheim gemeldet. In der Woche zuvor waren es noch 1309 Fälle gewesen. Bisher sind insgesamt 43118 Fälle von Corona-Infektionen in Stadt und Landkreis Rosenheim aufgetreten (Landkreis: 34628, Stadt: 8490). Mittlerweile wurde bei mindestens 26445 Personen eine Genesung dokumentiert. Die Gesamtzahl der an oder mit Corona gestorbenen Menschen erhöhte sich im Verlauf von nur sechs Tagen (wegen Weihnachten zieht das Landratsamt den Wochenbericht um einen Tag vor) um 34 auf 718.

Von den Verstorbenen vergangene Woche waren drei unter 60 Jahre alt, die Gesamtzahl in dieser Altersklasse erhöht sich damit auf 32. 16 der in der vergangenen Woche verstorbenen Personen waren in einem Heim betreut worden. 169 Covid-19-Patienten werden aktuell in Stadt und Landkreis  stationär behandelt, vergangene Woche waren es 215 gewesen. Auch der Krankenstand in den Intensivstationen sinkt: um vier auf 28.

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