Erfolg für „Team Anne“

von Redaktion

Aktion für an Leukämie erkrankte Kolbermoorerin sprengt Erwartungen

Kolbermoor – Helfer der Feuerwehr Kolbermoor grüßen an diesem verschneiten Samstag freundlich und weisen den Weg. Den Weg zum Gelände der Edelbrennerei „Franz Stettner und Sohn“ in Kolbermoor. Dort läuft gerade eine Aktion, die Hoffnung geben soll. Hoffnung für Anne aus Kolbermoor. Ihre Freunde suchen einen Stammzellenspender, dessen Spende hilft, den Blutkrebs der 34-Jährigen zu besiegen (wir berichteten).

Testzelt vor
dem Gelände

Auf dem Gelände führt der Weg durch zwei Zelte. Links die Geimpften, rechts die Ungeimpften. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) Rosenheim hat an dieser Stelle eine Schnellteststation aufgebaut, in der sich die potenziellen Stammzellenspender auf eine Corona-Infektion testen lassen können.

Nach einigen Schritten wartet ein Helfer des Rosenheimer THW und bittet noch um einen Moment Geduld. Er dosiert die Menschen, die in die Halle gelassen werden. Damit auch die Abstände eingehalten werden können.

Lange warten muss man jedoch nicht, bevor ein Mitarbeiter der Stiftung „Aktion Knochenmarkspende Bayern“ (AKB) den ersten Kontakt zu den Spendern aufnimmt. Er verweist auf mehrere Tafeln, die über die bevorstehende Prozedur informieren und Ausschlusskriterien aufzählen: Infektionen sowie bestimmte chronische Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems.

Nach der Erfassung der Spender ist für diese der Weg frei in den hinteren Bereich einer Lagerhalle auf dem Gelände der Brennerei. Inhaber Franz Stettner gehört zum „Team Anne“. Der Name ist neu, die Clique, welche dahintersteht, nicht.

Es ist eine eingeschworene Gemeinschaft, die in den vergangenen Monaten nichts unversucht gelassen hat, um auf diesen Samstag aufmerksam zu machen. Um einen Stammzellenspender für Anne oder zumindest für irgendjemanden zu finden, der wie die 34-Jährige aus Kolbermoor an Blutkrebs erkrankt ist. Eine Truppe, die nicht nur ordentlich die Werbetrommel gerührt hat, sondern zudem viele Helfer aus den Kreisen der örtlichen Hilfsorganisationen, aber auch darüber hinaus mobilisieren konnte. Freunde, die man jedem nur wünschen kann.

In besagter Halle stehen Helfer aus dem Gesundheitsbereich bereit, um eine Blutprobe abzunehmen. An einem der Tische nimmt die 17-jährige Alicia Egers aus Bad Aibling Platz. Sie ist gemeinsam mit ihrer Mutter gekommen, welche zustimmen muss, wenn sich die Minderjährige als Stammzellenspenderin registrieren lässt.

Dann geht alles recht schnell: Sanitäterin Simone Oberweg legt den Stauschlauch an, tastet nach einer Vene in der Ellenbeuge, desinfiziert diese und sticht mit einer Kanüle das Gefäß der FOS-Schülerin an. Keine Minute später drückt diese eine kleine Mullkompresse auf die Einstichstelle. Fertig.

Kaffee, Rührung
und Dank

In einer gegenüberliegenden Halle warten ein Kuchenbuffet und heißer Kaffee auf Alicia Egers und ihre Mutter. Alles gespendet, genauso wie die Preise für eine Tombola zugunsten der AKB.

Denn diese muss für die Kosten zur Typisierung der Spender selbst aufkommen. Ein politischer Fehler, der sich seit Jahrzehnten im Sozialgesetzbuch wiederfindet, wie AKB-Vorsitzender Dr. Hans Knabe findet. „Da steht alles drin, was für eine Therapie nötig ist, aber nicht für die Vorsorge“, klagt er und macht sich keine Illusionen, dass die Politik dies alsbald ändern könnte.

Spenden und Freiwillige braucht es damit wohl auch künftig. So wie das „Team Anne“. Die Mutter der Erkrankten steht an diesem Samstag vor eine Theke und schenkt Kaffee aus. Sie, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, wirkt gefasst.

Wenn man mit ihr jedoch über die Aktion für ihre Tochter spricht, die Annes Freunde ohne viel Erfahrung in solchen Dingen auf die Beine gestellt haben, kann sie mit ihrer Rührung, vor allem aber mit ihrem Dank nicht hinterm Berg halten – Dank für das „Team Anne“, für den Schirmherren der Aktion, Franz Stettner, für die vielen Helfer und natürlich für jene, die sich heute haben typisieren lassen, um Anne zu helfen.

Tamara Jörns und Nancy Gläsner stehen gemeinsam mit Marko Hammer von der AKB vor der Halle auf dem Stettner-Gelände. Eine kurze Verschnaufpause vom ganzen Trubel. Beide sind sichtlich überwältigt vom Andrang an diesem Tag – und gleichzeitig hoch konzentriert bei der Sache.

750 Menschen haben sich, Stand 14 Uhr, bereits registrieren lassen. Für AKB-Mitarbeiter Hamer schon ein großer Erfolg, gerade mit Blick darauf, die 1000er-Marke zu knacken. Genaue Zahlen wird es jedoch erst in der kommenden Woche geben. Um das Infektionsrisiko gering zu halten, habe man sich gegen eine EDV-basierte Erfassung entschieden, berichtet Hammer. Sagen kann er nur: Eine Aktion wie an diesem Samstag in Kolbermoor habe er tatsächlich noch nicht erlebt.

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