Rosenheim – Mit ihrer Razzia am Mittwoch bei einem Telegram-Hetzer in Rosenheim hat die Kriminalpolizei über die Grenzen Bayerns hinaus für Aufsehen gesorgt. Polizeihauptkommissar Martin Emig, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, berichtete von großem, deutschlandweitem Medieninteresse. So meldete sich „Der Spiegel“ bei Emig. Unter der Schlagzeile „Razzia in Rosenheim: Reichsbürger im Polizeivisier“ berichtete auch die österreichische „Kronen-Zeitung“ über die Durchsuchungsaktion bei einem 59-jährigen Rosenheimer, dem die Staatsanwaltschaft Traunstein Hetze und die Leugnung des Holocausts vorwirft.
Chatgruppe mit 800 Followern
Das österreichische Interesse ist verständlich. Erstens war es das Tiroler Landesamt für Verfassungsschutz, das vergangenes Jahr auf die Chatgruppe des 59-Jährigen mit damals schon 800 Followern gestoßen war und die Bayern benachrichtigt hatte. Zum Zweiten kennt man das Problem der „Staatsverweigerer“ in Österreich aus eigener Anschauung. Erst im November wurden im Lager eines Niederösterreichers NS-Gegenstände, zahlreiche Schusswaffen, 1,2 Tonnen Munition und sieben Rohrbomben entdeckt. Das Interesse darf die Polizei als Erfolg werten, will sie mit der Razzia doch auch ein Signal gegen Hetze im Internet senden.
Derweil wertet die digitale Forensik in Rosenheim Tablets, PCs und Smartphones des 59-Jährigen aus, der sich laut Emig kooperativ zeige. Die Ermittlungen nehmen nach Emigs Worten eher Monate denn Wochen in Anspruch. Der Mann habe seine Urheberschaft bereits zugegeben, „nun müssen wir schauen, wer dahintersteckt“, sagt Emig.Michael Weiser