„Es ist dir aufgesetzet“, sagt der listige Boandlkramer zum Brandner Kaspar in der bekannten Erzählung von Franz von Kobell. Mit hintergründigem Humor geht es letztlich um die ernste Frage, ob unsere Lebenszeit auf dieser schönen Erde nicht doch von vornherein festlegt ist und weder der Kerschgeist des Brandner Kaspar noch irgendetwas anderes diese Frist verlängern kann.
In Gesprächen teilen sehr viele diese Auffassung. Manchmal stelle ich mir tatsächlich selbst diese Frage, zum Beispiel wenn ich als Seelsorgerin viel zu junge Menschen beerdigen muss und mit fassungslosen Familien und Freunden am Grab stehe. Ist der Lauf unseres Lebens wirklich komplett vorherbestimmt, ohne dass es ein Entrinnen gibt?
Trotz aller offenen Fragen weiß ich, dass es so nicht sein kann. Es würde bedeuten, der Schöpfer hätte den Lauf der Weltgeschichte im kleinsten Detail für immer festgelegt. Gott lässt uns aber die Freiheit, diese Welt und unser Leben zu gestalten.
Unsere persönliche Bereitschaft zur Liebe und zur Versöhnung, auf andere zuzugehen, zu trösten und zu teilen wird zumindest ein Leben radikal verändern. Nämlich unser eigenes. Dazu erleben wir wunderbare Fügungen, die oft erst im Nachhinein aufscheinen und Gottes Gegenwart erkennen lassen.
Freilich, wenn uns das Schicksal hart trifft, bekommen wir zunächst keine Antwort. Es ist uns nicht alles „aufgesetzet“, dennoch liegt unser Leben nicht allein zu unserer Verfügung in unserer Hand. Es braucht das Vertrauen, dass Leben, Sterben und Heimgehen, immer in Gottes Liebe geborgen ist.