Abgeblitzt und doch zufrieden

von Redaktion

Viermal im Impfzentrum Loretowiese – viermal nur positive Erfahrungen

Rosenheim – Ich bin abgeblitzt. Bei einem netten und attraktiven Mann. Noch dazu Arzt. Der mir sehr kompetent und freundlich erklärte, wie die Empfehlungen der „Ständigen Impfkommission“ (Stiko) lauten und was an Erfahrungen aus Israel bekannt wird. Der dann meinte, ich sei a) noch viel zu jung (Danke!) und hätte b) zwar ein ansehnliches Bündel Vorerkrankungen (ich hätte zwischen C und Z einige abzugeben, die mit A reichen mir) – die hier aber nicht relevant wären. Ich solle in aller Ruhe auf die endgültige Stiko-Empfehlung in zwei bis drei Wochen warten. Abgeblitzt. Aus der vierten Impfung wurde erstmal nichts.

Vierte Impfung gegen
„innere Unruhe“

Also wieder raus aus dem Impfzentrum, zurück in Richtung Auto. Auf der Loretowiese kreuzt sich mein Weg mit dem von Ernst Hoffmann. Der hatte gerade seine Schwiegermutter zu deren vierter Impfung gefahren und bei der Gelegenheit mal nachgefragt, wie das denn bei ihm so sei. Hoffmann ist Musiklehrer am Luitpold-Gymnasium in Wasserburg und erlebt es immer wieder, dass eine Schülerin oder ein Schüler einen negativen Schnelltest hat, ihn im Musikunterricht fröhlich ansingt – und am nächsten Tag mit einem positiven PCR-Test zu Hause bleibt.

Bei rund 400 Jugendlichen pro Woche habe er eine gewisse „innere Unruhe“ und wollte gern mehr Sicherheit. Zumal er gute Erfahrungen gemacht habe, wie Hoffmann erzählt. Nach zwei Impfungen blieb eine Geburtstagsumarmung von Vater und Sohn folgenlos, obwohl der Junior am nächsten Tag coronabedingt flach lag. „Spätestens seitdem bin ich von der Wirkung der Impfung überzeugt.“ Auch Hoffmann sagt, er wurde vom Personal im Impfzentrum Rosenheim sehr kompetent und freundlich darauf hingewiesen, dass es zu früh sei, er nicht zum zweiten Mal geboostert wird.

Obwohl wir beide das Impfzentrum ohne vierten Piks verließen, waren Ernst Hoffmann und ich uns einig: Beide haben wir nur gute Erfahrungen bei unseren Impfterminen gemacht. „Sehr gut organisiert“, sagt Hoffmann. Dem kann ich nur zustimmen. Zum ersten Impftermin – zehn Tage nach der Anmeldung online – kam ich eine Stunde zu früh. Den Puffer bei 400 Kilometern Anfahrt hatte ich nicht gebraucht. Als ich eigentlich erst dran gewesen wäre, war ich längst auf dem Heimweg. Mit Pflaster am Oberarm. Und ohne blauen Fleck – was nach einer Spritze eigentlich nie vorkommt (eine der Vorerkrankungen mit A). Auch die zweite und dritte Impfung blieben ohne sichtbare Spuren, alle drei Ärzte wussten, was sie taten.

Beim Booster gab es damals zwei Schlangen – für Leute mit Termin und für die ohne Termin. Lange Schlangen. Ich richtete mich, auf meine Krücken gelehnt (eine weitere Vorerkrankung mit A), auf längeres Warten ein und wurde von einem aufmerksamen Mann zur Aufnahme aus der Schlange gezogen. Zuvor hatte schon ein junger Mitarbeiter von Munich Security gefragt, ob ich denn gerne einen Stuhl hätte oder ob ich anstehen könnte. Eine halbe Stunde später flitzte seine Kollegin am anderen Ende des Zeltes los, hielt die Tür auf.

Aufmerksame
Mitarbeiter

Egal ob Sicherheitspersonal (Danke für die Flasche Wasser!), die Männer und Frauen bei der Aufnahme, Ärzte und Personal in der Impfkabine – alle waren sie ausnehmend freundlich und hilfsbereit, warteten geduldig, bis ich Krücken und Unterlagen irgendwie sortiert hatte. Es mag Menschen geben, die andere Erfahrungen im Impfzentrum gemacht haben. Meine jedenfalls waren ausschließlich positiv.

Endgültige Empfehlung steht noch aus

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine zweite Booster-Impfung aktuell für Frauen und Männer über 70, für Bewohner, Betreute und Beschäftigte in Pflege- und medizinischen Einrichtungen sowie für alle Menschen mit Immunschwäche ab fünf Jahren. Bei den gesundheitlich gefährdeten Personen soll die zweite Booster-Impfung drei Monate nach dem ersten Booster mit einem mRNA-Impfstoff erfolgen, beim Pflegepersonal sechs Monate nach dem ersten Booster. Das Stellungnahmeverfahren der Stiko endet in wenigen Wochen, dann folgt die endgültige Empfehlung.

Wann kommt der neue Impfstoff nach Rosenheim?

Er ist nach klassischer Methode produziert und verspricht guten Schutz bei überwiegend schwachen Nebenwirkungen: Der Impfstoff von Novavax – der Name lautet Nuvaxovid – könnte auch Impfskeptiker überzeugen, sich gegen Corona immunisieren zu lassen. Damit könnte der neue Stoff auch die Impfkampagne wieder anschieben. Das zumindest hoffen Experten in der Region Rosenheim. Denn dort hinkt die Impfquote immer noch deutlich den Zahlen für Bayern und Deutschland hinterher: Lediglich zwei Drittel der Menschen sind zweitgeimpft, weniger als die Hälfte hat die Auffrischungsimpfung hinter sich. Die Frage ist, wann der neue Impfstoff kommt. Die Rosenheimer Stadtverwaltung, die federführend für das Impfzentrum auf der Loretowiese ist, kann dazu noch keine Angaben machen. „Uns wurde noch kein Termin mitgeteilt“, sagt Sprecher Christian Schwalm. Allerdings gibt‘s so etwas wie einen Impfwecker: Wer sich unter https://impfzentren.bayern/ oder über Anruf unter der Telefonnummer 08031/3658899 für eine Nuvaxovid-Impfung vormerken lässt, bekommt per Telefon oder E-Mail Bescheid, wann er seinen Impftermin wahrnehmen kann.

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