Dramatische Bilder

von Redaktion

Große Hilfsbereitschaft in der Region – Sorge bei Helfern

Rosenheim – Die Hilfsbereitschaft in der Region Rosenheim ist groß, der Zuspruch, den diverse Helferkreise für etwaige Transporte ins Kriegsgebiet Ukraine erhalten, ist bemerkenswert. Ein erster Hilfstransport soll heute, Mittwoch, in Höhenmoos (Rohrdorf) vom Hof rollen – viele weitere werden in den nächsten Tage folgen.

Seit Jahrzehnten
enge Verbindungen

Im „Haus der Vereine“ in Höhenmoos sortieren und verpacken die Helfer des „Helferkreises für die Diözese Ternopil/Ukraine“ mit Sitz auf Frauenchiemsee und Mitgliedern in der gesamten Region. Der Helferkreis unterhält seit Jahrzehnten enge Verbindungen in die Region Ternopil im Südwesten der Ukraine. Hat dort seit den 1990er-Jahren beim Aufbau unterstützt, Projekte angeschoben und begleitet – und Freundschaften geschlossen. Umso erschütterter verfolgen die Ukraine-Kenner die Nachrichten aus dem Kriegsgebiet, sorgen sich um ihre Bekannten – und wollen helfen. Im Fall Ternopil sind aktuell insbesondere Hilfsgüter für Flüchtlinge gefragt, die auf ihrer Flucht aus dem bombardierten Osten des Landes gen Westen die Region passieren. „Hygieneartikel, Babynahrung, Windeln, Konserven, aber auch Verbandsmaterial und Schmerzmittel werden dringend benötigt“, erklärt Katharina Schmid, die Vorsitzende des Helferkreises. Denn: Es kommen überwiegend Frauen mit Kleinkindern an, die mit dem Nötigsten versorgt werden müssten. Die Männer müssen indes im Kriegsgebiet verbleiben. Kein Mann unter 60 Jahren darf aktuell die Ukraine verlassen.

Frauen mit Babys
und Kleinkindern

Frauen mit Babys und Kleinkindern auf der Flucht, auf einer Reise ins Ungewisse. Die sich von ihren Männern, den Vätern, verabschieden müssen. Unklar, sie jemals wiederzusehen. „Das sind Bilder, die besonders schlimm sind, sie zerreißen einem das Herz“, beschreibt es Elisabeth Weidenspointner aus Rimsting, die sich ebenfalls seit Jahrzehnten im Ternopil-Helferkreis engagiert und nun die Hilfstransporte unterstützt. Die engagierten Helfer wollen den Flüchtlingen nun zumindest das Nötigste zur Verfügung stellen – über ihre Kontakte zur Diözese Ternopil. Denn dort werden die Flüchtenden in den Kirchen und Einrichtungen der dortigen griechisch-katholischen Kirche mit offenen Armen empfangen, mit Trinkwasser, Essen und Hygieneartikeln versorgt, ihnen für die Durchreise ein Dach über dem Kopf zur Verfügung gestellt. An die Kirchen in der Region Ternopil sollen nun die Hilfslieferungen aus dem Raum Rosenheim gehen.

Der Anklang auf den ersten Aufruf, den der Helferkreis Anfang der Woche gestartet hatte, ist riesig: „Wir haben schon unheimlich viele Spendenzusagen und auch gezielte Sachspenden bekommen“, berichtet Schmid. Was sie besonders freut: die Großzügigkeit vieler Spender, darunter Beträge von über 1000 und in einem Fall gar 5000 Euro – „das ist überwältigend.“

In der Zwischenzeit wird im kleinen Ort Höhenmoos der erste Transporter bestückt, er soll Mittwoch beim Zoll vorfahren – „sicherheitshalber, um alle Papiere zu haben“ – und sich dann auf den Weg in Richtung slowakisch-ukrainische Grenze zu machen, in die Nähe von Uschhorod, knapp 1000 Kilometer von Rosenheim entfernt. Dort erfolgt die Übergabe der Spendenartikel an Abgesandte aus Ternopil, die wiederum die Ladung durch die Karpaten zum Zielort karren.

Während gepackt, sortiert und beladen wird, trudeln bei den Helfern immer neue Nachrichten aus der Ukraine ein: Bilder von Flüchtenden, Freunde und Bekannte, die die Nächte im Keller verbringen, sich bei Luftalarm in Sicherheit bringen. Die Besorgnis in der Region: groß. So auch bei Elisabeth Weidenspointner, die engen Kontakt zu ihrem Patenkind in Ternopil hält – wobei das „Kind“ bereits 47 Jahre alt ist und längst eine eigene Familie mit drei Kindern hat.

Über drei Jahrzehnte begleiten die Weidenspointners ihren Roman bereits durchs Leben. Alles begann mit der Übernahme einer Patenschaft für Romans Studium im Priesterseminar der Diözese Ternopil. Nach weiteren Studienaufenthalten in Rom ist er längst zum Priester geweiht – und lebt dennoch mit seiner Familie zusammen. „Das ist in der griechisch-katholischen Kirche möglich, noch vor der Priesterweihe zu heiraten“, erklärt die Rimstingerin. Roman D. lebt in der Stadt Ternopil und ist Priester in der dortigen Kathedrale – und seit Kriegsbeginn wie viele seiner Landsleute in ständiger Angst. Die Nächte verbringen er und seine Familie im Keller. Bei Luftalarm bringen sie sich in Sicherheit. Immer begleitet von der bangen Angst: Was kommt noch? Denn das Kriegsgeschehen konzentriert sich noch auf den Osten des Landes. Der Westen ist bislang bis auf einzelne Ziele verschont. Doch die Angst, die Unsicherheit, sie bleibt – und schwingt in jeder Nachricht, die die Freunde im Raum Rosenheim erreicht, mit.

Artikel 7 von 11