Blindflug für die Region beendet

von Redaktion

Corona-Lage Datenpanne bewältigt – Zahl der Neuinfektionen steigt stark an

Rosenheim – In ganz Deutschland ließ die Omikron-Welle die Inzidenzen nach oben schnellen – einzig die Region Rosenheim blieb bis zuletzt verschont. Vermeintlich – denn die Welle mit Inzidenzwerten um die 400 war in einer mehrtägigen Datenpanne begründet. Diese Woche nun wurden im Staatlichen Gesundheitsamt Rosenheim 6000 Datensätze und mehr nachgetragen – und die Region ist zurück in der Realität: Die 7-Tage-Inzidenz hat sich in Stadt und Landkreis bei 2500 eingependelt und damit auf einem erneut hohen Niveau.

Den anschwellenden Druck der Omikron-Welle verspüren inzwischen auch die Kliniken in der Region wieder mit zunehmender Deutlichkeit: Knapp 100 Corona-Patienten beziehungsweise Verdachtsfälle (10) waren Stand Freitag, 18. März, in den Romed-Krankenhäusern in stationärer Behandlung. Acht dieser Patienten befanden sich auf einer Intensivstation, zwei davon mussten beatmet werden.

Kliniken ächzen
unter Belastung

Im gesamten Rettungsdienstzweckverband einschließlich des Landkreises Miesbach werden aktuell 288 (am 10. März: 256) Covid-19-Patienten stationär behandelt. Hiervon befinden sich 15 Patienten (Vorwoche: 13) auf einer Intensivstation.

Die Zahl der offiziell registrierten Corona-Toten seit Pandemiebeginn ist in der Zwischenzeit in Stadt und Landkreis auf 814 angestiegen. Zuletzt kamen laut Gesundheitsamt drei weitere Todesfälle hinzu, darunter eine Person unter 60 Jahre, eine zwischen 60 und 80 sowie eine Person im Alter von über 80 Jahre. Zwei dieser Personen waren in einem Heim betreut worden.

Seit Ende Februar, dem Zeitpunkt vor der Datenpanne, ist die Zahl der Corona-Toten in der Region um zwölf angewachsen (25. Februar: 802), darunter zwei Personen unter 60 Jahren.

Der Leiter des Rosenheimer Gesundheitsamtes, Dr. Wolfgang Hierl, ist erleichtert über die wieder eingekehrte Normalität: „Diese einzigartige EDV-Störung hat die beteiligten Behörden und Fachfirmen vor eine extreme Herausforderung gestellt. Der epidemiologische Blindflug für die Region Rosenheim ist damit beendet.“

Die Mitarbeiter im Gesundheitsamt arbeiteten unter Hochdruck daran, die positiv getesteten Personen auf digitalem und postalischem Weg wieder tagesaktuell über ihre Infektion und über die gesetzlichen Pflichten zur Quarantäne zu informieren. „Gleichzeitig arbeiten wir uns, soweit die Kapazitäten vorhanden sind, in die gegengesetzte zeitliche Richtung vor, um den Rückstand abzuarbeiten.“ Hierl weiter: „Ich muss mich in aller Form bei den Bürgern entschuldigen, die nicht in der gewohnten Form kontaktiert werden konnten.“

Eigenverantwortung
ist gefragt

Alle positiv Getesteten haben laut Gesundheitsamt die Pflicht, sich in eine zehntägige Quarantäne zu begeben, die durch eine Testung mittels Antigen-Schnelltest an einer beauftragten Teststelle oder durch PCR-Test auf sieben Tage verkürzt werden kann. Gleichzeitig sollen sie ihre engen Kontaktpersonen auch außerhalb der Familie (Freundeskreis, Arbeitsstätte) über das erhöhte Ansteckungsrisiko informieren und sie bitten, ihre sozialen Kontakte für 14 Tage auf das Notwendigste zu reduzieren, kontinuierlich im Kontakt zu anderen Personen eine Maske zu tragen und sich testen zu lassen. Behördenleiter Hierl: „Hier ist ganz klar eigenverantwortliches Handeln der Betroffenen nach einem Ansteckungsrisiko gefragt.“

Informationen und Handlungsanweisungen für Infizierte, Kontaktpersonen und Verdachtspersonen sind auf der Homepage des Landratsamtes (www.landkreis-rosenheim.de) eingestellt.

Ein kostenfreier PCR-Test kann mit Vorlage eines Testberechtigungsscheins für enge Kontaktpersonen, der auf der Website des Landkreises Rosenheim zu finden ist, durchgeführt werden.

Diskussion um falsche Zahlen

Die zuletzt fehlerhaften Infektionszahlen haben auch im Rosenheimer Haupt- und Finanzausschuss für Diskussionen gesorgt. Das Thema zur Sprache brachte CSU-Stadtrat Dr. Wolfgang Bergmüller. „Falsche Zahlen dürfen nicht veröffentlicht werden“, kritisierte er. Die Zahl der Neumeldungen, die zum Teil weit unter 100 lagen, hätten bei vielen Bürgern den falschen Eindruck geweckt und zum Teil dazu geführt, dass man weniger vorsichtig sei. Bergmüller nannte ein solches Vorgehen „grob fahrlässig“. Er plädierte dafür, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passiere. Oberbürgermeister Andreas März (CSU) erklärte, dass die Übertragung der Zahlen aus den Labors zum Gesundheitsamt nicht funktioniert habe. Dennoch gab es März zufolge Positivmeldungen, die nicht über diese Schnittstelle liefen und dem Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet werden mussten. Letztendlich sei es das RKI gewesen, das die Zahlen veröffentlicht habe – mit einem Hinweis, dass die Inzidenz nicht stimmen könne. „Dann darf das Landratsamt die Zahlen nicht auf seiner Website veröffentlichen“, sagte Bergmüller. Man dürfe nichts veröffentlichen, was falsch ist.Anna Heise

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