Rosenheim – Wer am Wochenende sein Auto, die Gartenmöbel oder die Fenster putzen wollte, war womöglich etwas länger als sonst beschäftigt. Gelb-bräunliche Schlieren zierten alle Gegenstände, die im Freien standen. Der Grund: Sahara-Staub.
Die kleinen Sandkörner aus der Wüste Afrikas sorgten am Dienstag vergangener Woche für ein Farbenschauspiel am Himmel über der Region. An der Technischen Hochschule Rosenheim (TH) wurde der Sand nun unter einem Rasterelektronenmikroskop genauer unter die Lupe genommen.
Das Labor für Werkstofftechnik der Fakultät für Ingenieurwissenschaften unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Müller hat dabei einzelne Körner des Wüstensandes mithilfe eines Rasterelektronenmikroskops – kurz REM – um das 60000-fache vergrößert. Diese Vergrößerung ist auch notwendig, denn die Staubkörner bewegen sich in einer Größe von einem Mikrometer bis zu 200 Nanometer. Ein Mikrometer entspricht 0,000001 Meter – also ein Millionstel eines Meters. Ein Nanometer ist dann schon der millionste Teil eines Millimeters.
Zum Vergleich: Die kleinsten bekannten Bakterien haben eine Größe von 300 Nanometer. „Man sieht, dass die Sandkörner sehr, sehr fein sind“, sagt Müller. Diese Feinheit ist laut dem Fachmann für Nanotechnologie „außergewöhnlich und besonders“. Vergleichbar kleine Objekte landen eher selten unter seinem Hochleistungsmikroskop, da gewöhnliche Sandkörner zwischen fünf und 50 Mikrometer groß sind.
Die Größe und Feinheit der Staubkörner wird auch letzten Endes der Grund dafür gewesen sein, dass diese so massenhaft in die Region geblasen wurden, sagt Müller.
Vor allem leichte und feine Partikel können weitere Strecken durch die Atmosphäre bewältigen. Deshalb erscheint es nicht verwunderlich, dass der Himmel vergangene Woche stundenlang gelb-bräunlich leuchtete.
Professor Müller ist zudem aufgefallen, dass die Kanten der Sandkörner auffällig abgerundet sind. Dieses Phänomen erklärt sich Müller damit, dass der Sand über viele Jahre hinweg in der Wüste immer wieder bewegt und aneinandergerieben wurde. „Wanderdünen ist da das Stichwort“, sagt Müller. Normalerweise haben Sandpartikel, die beispielsweise aus einem Steinbruch kommen, eher splittrige Kanten.
Zum Schluss seiner Untersuchung konnte Müller die chemischen Bestandteile der Sandkörner mithilfe von energiedispersiver Röntgenspektroskopie und Rückstreuelektronenbeugung analysieren. Er kam dabei zu dem Ergebnis, dass die Körner größtenteils aus Aluminium, Calcium, Silicium, Carbonium und Sauerstoff bestehen.
Alles unbedenkliche Bestandteile. „Dies ist für Sand nicht ungewöhnlich“, sagt Müller.
Ungewöhnlich war für Meteorologen eher die hohe Konzentration des Wüstenstaubs in der Luft. Die Konzentration des Staubs war um den Faktor 200 zum normalen Staubanteil in der Luft erhöht.
„Der Sahara-Staub der vergangenen Tage war ein außergewöhnlich starkes Sahara-Staubereignis. Das kommt selten vor“, sagt Dr. Werner Thomas vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Gesundheitsschädlich ist der Wüstenstaub laut Experten aber nicht. Dafür reiche die Konzentration dann noch nicht aus. Für gehörigen Dreck und meterlange Schlangen vor den Waschstraßen hat es aber allemal gereicht.