Ostermünchen darf hoffen

von Redaktion

Bahnhof könnte trotz Brenner-Planung an gewohnter Stelle bleiben

Rosenheim – Sollte Matthias Neumaier jemals Lust auf einen anderen Job haben, könnte er in den diplomatischen Dienst wechseln. Der Chefplaner der Bahn für den Brenner-Nordzulauf sagt nicht, dass in den vergangenen Wochen wegen des Abschnittes zwischen Grafing und Ostermünchen die Fetzen geflogen seien. Er sagt vielmehr: „Wir haben eine turbulente Zeit hinter uns.“

Neumaier verrät auch nicht etwa Ärger über den rauen Ton und Kritik an den Planungen der Neubautrassen. Er sagt stattdessen, dass sich zuletzt der Dialog „verschärft“ habe. Um sich dann artig und mit leuchtenden Augen für die Anregungen zu bedanken.

Anregungen, die auch den Bahnhof Ostermünchen und die Verknüpfungsstelle im Inntal betreffen. Die Bahn verspricht, weiter Wünsche der Bürger zu prüfen. Und, wo sie sie als nicht umsetzbar ansieht, an der Trassenplanung zu feilen. So wie im Inntal. Man werde im weiteren Verlauf der Vorplanung die Trassenführung „optimieren“, sagt Neumaier.

Präsentation
schon im Mai?

Es geht voran mit den Planungen des Brenner-Nordzulaufs. So kann man die Ausführungen Matthias Neumaiers beim Hintergrundgespräch zusammenfassen. Langsam, in zähen Diskussionen, so sieht das von außen aus. Neumaier aber sagt: „Ich bin zufrieden, wir machen sehr gute Fortschritte.“ Und das sowohl in der Region Rosenheim, als auch im Nordwesten davon, zwischen Grafing und Ostermünchen. Vier Grobtrassen hatte die Bahn dort zunächst präsentiert, kürzlich kam eine fünfte hinzu: die so genannte Bürgertrasse (wir berichteten).

Wird die Bahn auch beim Bahnhof Ostermünchen reagieren? Viele Bürger wollen nicht, dass Ostermünchens Anschluss zum Schienennetz irgendwo auf der grünen Wiese entsteht, an der Verknüpfungsstelle. Sie wollen, dass er bleibt, wo er ist. Die Regierung von Oberbayern verlangte in ihrem Gutachten beim Raumordnungsverfahren den Bedarf der Nachbesserung und trug der Bahn auf, die Möglichkeit einer Bestandstrasse nahe am Ort zu prüfen. Jetzt macht Neumaier den Menschen Hoffnung: „Es sieht nicht schlecht aus für den Bahnhof Ostermünchen.“

Das bedeutet: Man untersuche eine alternative Ausgestaltung der Verknüpfungsstelle Ostermünchen. Dabei würden die heutige Bestandsstrecke und der Bahnhof erhalten bleiben, sagte auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen ein Sprecher der Bahn. Dafür würden Bestands- und Neubau-Gleise etwas nördlicher angelegt.

Das bedeutete einen etwas größeren Abstand zum nächsten kritischen Punkt der Planung, der Querung des Inn bei Langenpfunzen – und damit womöglich eine Chance auf eine Untertunnelung des Inns. Eines der Haupthindernisse für eine solche Lösung war immer der Höhenunterschied zwischen Inn und Ostermünchen. Bei einer Untertunnelung des Flusses wäre das Gefälle womöglich zu steil für ICE-Züge und Gütertransporte.

Im Übrigen werde in der weiteren Folge der Trasse auch weiterhin eine Unterquerung des Inns anstelle der Überquerung auf einer Brücke angestrebt. Eine Verschiebung der Verknüpfungsstelle könnte „die Gradienten reduzieren“, wie Neumaier sagte, und damit das Problem mit dem Gefälle vermindern. Tatsächlich prüfe man auch die Möglichkeit einer Untertunnelung des Inns sorgfältig, sagte Neumaier den OVB-Heimatzeitungen. Allerdings sei das Gelände zwischen Ostermünchen und Inn sehr hügelig, auch müsse man etwa in einer Tiefe von 20 Metern unter dem Inn durchgehen. Vielleicht schon im Mai will die Bahn Resultate aus der Vorplanung bekannt geben.

Für die Planungen des Grenztunnels wiederum seien die Planungen in enger Abstimmung mit den Kollegen der Österreichischen Bahn vergeben worden. Er machte wenig Hoffnung auf eine Verlegung der Verknüpfungsstelle in einen Tunnel im Wildbarren. Die Bahn hatte wiederholt auf europäische und nationale Regelungen gepocht, die eine solche Lösung verbieten sollten. Das wiederum ist einem Gutachten des Deutschen Zentrums für Schienenverkehrsforschung nicht zu entnehmen, das DZSV wollte eine unterirdische Verknüpfungsstelle grundsätzlich nicht ausschließen. Allerdings sei die Prüfung eines solchen Vorhabens einerseits teuer, andererseits könne man keine Garantie auf Genehmigungsfähigkeit geben.

Die Bahn zieht daher eine andere Lösung vor: Sie will prüfen, ob die Verknüpfungsstelle, in der Alt- und Neugleise auf einem Kilometer Länge parallel laufen, nicht direkt neben der Autobahn liegen kann. Dafür müsste das Bestandsgleis ein Stück nach Osten verlegt werden. Doch, so sagte Neumaier diplomatisch: So könnte man die Zerschneidung der Landschaft weitgehend verringern.

Eine Trasse wie die Chinesische Mauer

Die Kritik an den Planungen der Bahn für den Brenner-Nordzulauf in der Region Rosenheim reißt nicht ab. Unter anderem über Facebook warnt der Brennerdialog Rosenheimer Land vor einer Trasse, die den Landkreis förmlich auseinanderschneide. Die Bürgerinitiative greift zu einem historischen Vergleich: Inklusive der Lärmschutzwände auf den Gleisdämmen erreichten die Trassen für den Brenner-Nordzulauf eine Höhe von 16 Metern. Bei einer Trassenbreite von 70 Metern habe die Neubautrasse Ausmaße größer als die „Chinesische Mauer“. Der Brennerdialog geht davon aus, dass die Bestandsstrecke für den Schienenverkehr der Zukunft vollkommen ausreicht und der Gleisneubau damit unnötig ist. we

Artikel 1 von 11