Land unter in den Kliniken

von Redaktion

Romed-Verbund schiebt wegen hoher Corona-Zahlen Operationen auf

Rosenheim – Vielerorts fallen die Corona-Regeln. Doch die Infektionszahlen steigen. Mit schlimmen Folgen: Der Verbund der Romed-Kliniken schlägt bereits Alarm. „Es werden mehr und mehr Operationen verschoben“, meldet Dr. Jens Deerberg-Wittram. Die Situation sei „extrem angestrengt“. Schon jetzt schiebe Romed eine Menge von Fällen vor sich her, „wir müssen jetzt schon Monate einrechnen, bis wir das aufgearbeitet haben, weil der normale Betrieb weitergeht“.

Die Inzidenzzahlen in der Region Rosenheim bewegen sich deutlich über dem Stand von 2500. Tendenz: weiterhin steigend. „Da ist meine Sorge, dass wir in einer Woche vielleicht 130 Patienten haben“, sagt Deerberg-Wittram.

Krankenstand bei
Mitarbeitern hoch

111 Patienten wurden am Dienstag (22. März) allein für den Romed-Verbund gemeldet, elf von ihnen werden auf der Intensivstation behandelt, drei von ihnen müssen sogar beatmet werden.

Stärker auf die Fähigkeiten des Klinikums wirkt sich allerdings der hohe Krankenstand der Mitarbeiter aus. Zehn Prozent von ihnen seien krank oder zumindest positiv getestet. An Patienten darf man sie dann nicht heranlassen. Homeoffice aber ist für Krankenhauspersonal, wenn es nicht in der Verwaltung arbeitet, keine Option.

Abverlegungen
kein Thema

Zehn Prozent weniger Personal, auf der anderen Seite über 100 Patienten, so viele, wie seit der zweiten oder dritten Welle nicht mehr – das mindert das Leistungsvermögen der Klinik. „Isolation bedeutet Sperrungen, weniger Betten, weniger Personal“, sagt Deerberg-Wittram. „Mit dem Effekt, dass der Apparat nicht so viel leisten kann wie sonst.“

Abverlegungen von Patienten seien dennoch kein Thema, den anderen Kliniken in Oberbayern, erst recht in München, gehe es nicht besser. Die Auslastung sei nicht alleine ein Rosenheim-Phänomen.

Es sei daher denkbar, dass man bei einer weiteren Zuspitzung der Infektionslage die bislang strengen Regeln lockere. Und in der Not positiv getestete, aber symptomlose Mitarbeiter einsetze, notfalls mit verstärkter Schutzausrüstung. „Das würde aber natürlich das Risiko einer Infektion für andere Patienten und Mitarbeiter erhöhen“, sagt Deerberg-Wittram.

Ist die niedrige Impfquote in der Region die Ursache für die Belastung der Krankenhäuser? Auch Geimpfte können an Covid erkranken, ja sogar im Krankenhaus landen. Allerdings ist das Risiko der Hospitalisierung bei Ungeimpften zwölfmal so hoch wie bei dreifach Geimpften. Das besagt aktuell eine US-amerikanische Studie.

Viel Spielraum
für das Virus

Im Landkreis und in der Stadt Rosenheim sind nur gut zwei Drittel der Menschen zweifach geimpft, eine Auffrischungsimpfung hat nicht mal jeder Zweite. Viel Spielraum für das Virus. Und eine hohe Gefahr für viele Menschen in der Region, dann doch im Klinikum in Rosenheim oder einem der drei anderen Romed-Kliniken im Landkreis zu landen.

Die Experten in Rosenheim sind jedenfalls vom Sinn der Immunisierung überzeugt. „Die Chance auf einen leichten Verlauf ist nach einer abgeschlossenen Impfung dramatisch besser“, sagt Deerberg-Wittram. Neun der elf Menschen auf der Intensivstation seien mit schweren Erkrankungen eingewiesen worden, etwa wegen Krebs oder Herzanfällen. „Wenn man sich vorstellt, dass die nicht geimpft wären“, sagt der Geschäftsführer. „Die würden wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit sterben.“ Daher sei er weiter für eine Impfpflicht – und zwar allgemein und nicht nur für Menschen in Gesundheitsberufen, wie er betont.

Die würde vielleicht auch helfen gutzumachen, was die allgemeine Lust auf Lockerung derzeit anrichtet. Eine Lust, die der Romed-Chef im Übrigen nachvollziehen kann: „Es gibt so was wie Krisensättigung, jeder kann nur ein gewisses Maß an Krisen verarbeiten.“

Die unfassbare Bedrohung durch Russland, das Leid der Menschen in der Ukraine belasteten die Menschen derzeit. Fakt sei aber, dass es im Frühling 2022 auch den Kliniken nicht gut gehe, sagt der Romed-Chef.

Der Pfeil zeigt weiter nach oben

Er findet die Lockerungen der Corona-Regeln „kontraproduktiv“: Tag für Tag muss Dr. Wolfgang Hierl mit seinen Mitarbeitern beim Gesundheitsamt Rosenheim abenteuerlich hohe Infektionszahlen registrieren. Am Dienstag waren es rund 1500 Corona-Infektionen, die aus Stadt und Landkreis Rosenheim an seine Adresse gemeldet wurden, nämlich 331 beziehungsweise 1166 Ansteckungen. Die Sieben-Tage-Inzidenzzahlen in der Region steigen damit weiter, auf 2292,2 im Landkreis, 2667 in der Stadt. Insgesamt zählen Stadt und Landkreis damit 80000 Menschen, die sich mit Corona infiziert hatten oder aktuell haben. Lässt man die Möglichkeit von Mehrfachinfektionen außen vor, hat sich damit jeder Vierte in der Region bereits angesteckt. we

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