Obing – Vorsichtiges Aufatmen in Obing: Die Polizei hat hier nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd und der Staatsanwaltschaft Traunstein einen 31-jährigen Rumänen festgenommen. Er sei dringend tatverdächtig, am 2. April gegen 0.30 Uhr mitten im Dorf eine 54-jährige Frau überfallen, auf eine Wiese am Ortsrand gezerrt und dort über einen längeren Zeitraum vergewaltigt zu haben. Es könnte sein, dass jetzt eine weitere Tat in Obing verhindert wurde, denn der Mann war Zivilbeamten aufgefallen, weil er eine junge Frau heimlich verfolgt haben soll.
Obings Bürgermeister Josef Huber reagierte gestern erleichtert auf die Festnahme: „Was für eine gute Nachricht! Jetzt heißt es hoffen, dass sich diese weiter verfestigen lässt.“ Auch seine Stellvertreterin Franziska Mayer zeigte sich voller Hoffnung, dass sich die Obinger bald nicht mehr ängstigen müssen. Trotzdem steht für sie fest: „Wir werden nicht mehr so unbedarft sein wie vor diesem Verbrechen. Ein bisschen was bleibt in den Köpfen.“
Gegenstand an
den Hals gehalten
Bei der Kripo Traunstein war am Montag, 4. April, die Ermittlungsgruppe (EG) „Mühlbach“ gegründet worden. Spezialisten aus verschiedenen Fachkommissariaten arbeiteten mit mehreren Staatsanwälten mit Hochdruck an der Klärung. Einbezogen wurde auch ein Fall, der sich am Abend des 13. März in Obing ereignet hatte. Eine Frau wartete in ihrem Pkw in der Poststraße auf eine Angehörige, als plötzlich ein Unbekannter in das Fahrzeug stieg. Der Mann hielt der Frau einen Gegenstand an den Hals und forderte von ihr wiederholt, loszufahren. Der Frau gelang es reaktionsschnell, das Auto zu verlassen und wegzulaufen. Sie erlitt dabei eine leichte Schnittwunde im Gesicht, so das Präsidium.
Zu dieser Tat hatte die Polizei damals keine Pressemitteilung herausgegeben. Das Verbrechen war erst nach der Vergewaltigung öffentlich bekannt geworden. Dieser vermutliche „Kommunikationsfehler“ hat nach Angaben von Obings Bürgermeister im Dorf „großes Kopfschütteln“ und Unverständnis ausgelöst. Nach dem Sexualverbrechen vom 2. April übernahm die Ermittlungsgruppe „Mühlbach“ der Kripo Traunstein auch den Fall vom März, heißt es in der Pressemitteilung.
Mit höchster Priorität hätten die Ermittlungsgruppe sowie die sachleitende Staatsanwältin mit mehreren Kolleginnen und Kollegen der Staatsanwaltschaft Traunstein im Laufe der vergangenen Woche nahezu rund um die Uhr an der Klärung der beiden Fälle gearbeitet. Sie gingen nach eigenen Angaben rund 30 Hinweisen und Ermittlungsansätzen nach, zahlreiche Zeugen wurden vernommen.
Mehrere Personen wurden laut Präsidium und Staatsanwaltschaft überprüft – so am 7. April ein 43-Jähriger, der zur Tat vernommen und seine Wohnung durchsucht wurde. Weil sich die Verdachtsmomente gegen ihn aber nicht erhärteten, wurde er am gleichen Tag wieder auf freien Fuß gesetzt.
Am Samstag kurz nach Mitternacht fiel zwei Zivilpolizisten der Zentralen Einsatzdienste Traunstein in Obing ein Mann auf, der eine junge Frau und einen jungen Mann heimlich verfolgt und beobachtet habe. Aufgrund seines auffälligen Verhaltens und einer passenden Täterbeschreibung erfolgte die vorläufige Festnahme. Der Mann konnte nach Präsidiumsangaben keine Erklärung für sein Verhalten abgeben und machte nach Belehrung von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch.
Bei der Wohnungsdurchsuchung des Beschuldigten in Obing mit Kräften der Ermittlungsgruppe der Kripo, der Spurensicherung und der Staatsanwaltschaft konnten Beweismittel gesichert werden, die einen dringenden Tatverdacht für das Sexualverbrechen begründeten, heißt es in der Pressemitteilung.
Ermittlungsrichter
vorgeführt
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurde der 31-Jährige deshalb am Sonntag dem Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Rosenheim zur Prüfung der Haftfrage vorgeführt. Der Richter habe sich der Auffassung der Staatsanwältin angeschlossen und ebenfalls einen dringenden Tatverdacht für die Vergewaltigung und den Raub gesehen. Er erließ wegen der Tat am 2. April Haftbefehl wegen Fluchtgefahr.
Der Beschuldigte kam in Untersuchungshaft. Für ihn gilt weiterhin die Unschuldsvermutung, betont die Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen würden weitergeführt und wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Weiterhin werde geprüft, ob der Beschuldigte auch als Täter für die Tat vom 13. März in Frage komme.