Frühlingsbote oder Plage?

von Redaktion

Wie die Landwirte in der Region auf die Saison des Maikäfers reagieren

Rosenheim Wenn im Frühjahr ein sanftes Brummen auf den Wiesen im Landkreis Rosenheim zu hören ist, hat die Ausflugszeit des Maikäfers begonnen. Die braunen Insekten mit dem weißen Zackenband an der Seite sind auf den ersten Blick schön anzusehen. Doch gerade die Larven können an Wiesen, Bäumen und Wäldern großen Schaden anrichten. Die Landwirte in der Region kennen die Population der Maikäfer daher genau und behalten die Ausbreitung der rund sieben Zentimeter großen Insekten im Auge.

Insekt mit speziellem
Lebenszyklus

„Der Maikäfer ist ein besonderes Tier mit einem ganz speziellen Lebenszyklus“, berichtet Josef Bodmaier, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes. Nach vier bis sechs Wochen schlüpfen die Larven, die sogenannten Engerlinge, aus dem Ei. Danach leben sie rund drei Jahre in der Erde, verpuppen sich im anschließenden Winter und verlassen im folgenden Frühjahr den Boden als Maikäfer. Zwischen April und Juni fliegen die Insekten in ihrer finalen Form über die Felder, um sich innerhalb von drei Monaten fortzupflanzen.

Gerade in seiner dreijährigen Larvenzeit kann der Maikäfer für die Landwirte zu einer kaum greifbaren Gefahr werden. Denn während der Engerling unter der Erde sitzt, frisst er nicht nur Humus und Gras, sondern sogar ganze Baumwurzeln, weshalb er laut Bodmaier als Schädling eingestuft wird, der nur schwer zu bekämpfen ist. „Dafür müsste man die Erde in einer Tiefe von zehn Zentimetern durchmischen, damit die gefräßigen Engerlinge zerstört werden“, meint der Kreisobmann. Einfachere Methoden, wie etwa der Einsatz von Chemikalien, seien schon seit Langem verboten.

Zwar ist der Maikäfer laut dem Bundesamt für Umwelt als Insektenart nicht geschützt. Doch durch den früheren Einsatz von chemischen Insektiziden sei die Maikäferpopulation im Laufe der Jahre stark zurückgegangen. Der Einsatz von Chemikalien ist demnach nur bei Gefahr im Verzug wie beispielsweise bei einem Massenbefall zugelassen.

Zu diesen drastischen Maßnahmen mussten die Landwirte in der Region jedoch bisher nicht greifen, wie Georg Kasberger, Behördenleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Rosenheim, bestätigt. „Der Maikäfer sorgte bei uns in den vergangenen Jahren für wenig Diskussionen.“ Die Population ist demnach auch in der Hochsaison so gering gewesen, dass die Wiesen und Felder bisher nicht in Gefahr waren.

Laut einem Sprecher des Bayerischen Landwirtschaftsministeriums wurden zwar speziell im Inntal regelmäßig stärkere Maikäferflüge beobachtet. „Der Schaden wird jedoch durch schwere Böden, eine robustere Pflanzengesellschaft und häufigere Niederschläge abgefedert.“

Laut dem Ministerium fallen Fraßschäden aller Art unter ein natürliches Risiko, weshalb der Freistaat keinen direkten Einfluss auf die Maikäferpopulation nimmt. Sollte ein Betrieb aus der Region jedoch stark betroffen sein, kann die Sanierung der geschädigten Grünlandflächen gefördert werden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat zur Bekämpfung der Engerlinge außerdem eine bundesweite Notfallzulassung für das Pflanzenschutzmittel Exigon für den Zeitraum 4. März bis 1. Juli erteilt.

Nächste Hochzeit
erst im Jahr 2024

Nachdem 2015, 2018 und 2021 die Hauptflugjahre des Maikäfers dokumentiert wurden, gehen die erfahrenen Landwirte aufgrund des dreijährigen Lebenszyklus nicht von einem besonders schlimmen Jahr aus. „Es ist ja auch schön, wenn wir mit einem Tier einmal keine Probleme haben und es munter und fröhlich vor sich hinleben kann“, meint Bodmaier. Der Kreisbauer blickt somit gelassen auf den kommenden Monat, in dem das Brummen der Maikäfer im Landkreis Rosenheim wieder zu hören sein wird.

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