Lieb und teurer

von Redaktion

Endgültig grünes Licht fürs Herbstfest – Kräftige Preisschübe zu erwarten

Rosenheim – Nun ist es amtlich, das Rosenheimer Herbstfest findet erstmals seit 2019 wieder statt. Das gab der Wirtschaftliche Verband Rosenheim als Ausrichter des Festes gestern Nachmittag bekannt.

Allerdings hatte die Austragung des Festes seit Freitag als sicher gegolten, als Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter gegen Mittag das Comeback der Münchner Wiesn verkündet hatte. Wie für die Wiesn werden fürs Herbstfest Rekord-Bierpreise erwartet, wenn auch weiterhin deutlich unter den De-luxe-Preisen des Branchenprimus in München.

Ohne Auflagen
und Einschränkungen

Wie das Oktoberfest in der Landeshauptstadt auch, soll laut Pressemitteilung das Herbstfest ohne Auflagen und Einschränkungen stattfinden. „Nach zwei Jahren Zwangspause ist es wichtig, auch im Bereich der Volksfeste wieder zur Normalität überzugehen“, sagte Reinhold Frey, Vorsitzender des Wirtschaftlichen Verbands Rosenheim. Die aktuell bereits überall stattfindenden Feste und Feierlichkeiten bestätigten, dass Feiern wieder möglich und vertretbar sei.

Zustimmung für die Entscheidung äußerte Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März. Auch er sieht das Herbstfest als Teil der Corona-Bewältigung: „Ich glaube, dass gerade nach der Pandemie das Leben normal weitergehen muss.“ Das gelte sogar in Zeiten, da in Europa Krieg herrscht. „Wo will man da die Grenze ziehen? Soll man dann auch nicht mehr in den Biergarten gehen?“, sagte Andreas März den OVB-Heimatzeitungen.

Max Fahrenschon, Vorsitzender der Bezirksstelle Rosenheim des Bayerischen Schaustellerverbands, freut sich, „endlich wieder unsere Stammkunden begrüßen zu dürfen“. Schließlich seien die zwei Wochen des Herbstfestes für die Rosenheimer „nicht umsonst die fünfte Jahreszeit“.

Für diese Herzensangelegenheit müssen die Rosenheimer wahrscheinlich viel tiefer in die Tasche greifen als in den Jahren vor der Pandemie-Pause. Laut Marisa Steegmüller, geschäftsführende Gesellschafterin der Brauerei Flötzinger, stehen die Preise für das Herbstfest aber noch nicht fest. Man werde die Entwicklung etwa der Energiepreise auch wegen des Krieges in der Ukraine im Auge behalten müssen. „Aber für uns steht fest, dass wir weiterhin deutlich unter den Preisen in München liegen wollen“, sagt sie. „Wir wollen weiterhin ein Fest für die ganze Familie und ein richtiges Volksfest sein.“

Bierpreise erheblich unterhalb der Münchner Marke? Das schließt Bierpreise deutlich über den sonst gewohnten Rosenheimer Preisen nicht aus. Bei der bislang letzten Auflage des Herbstfestes lagen die Preise zwischen 8,90 und 9,20 Euro. Jedoch ist das lange her – das war 2019.

Allein im ersten Jahr der Corona-Pandemie haben nach Schätzungen der Dehoga bis zu 20 Prozent der Mitarbeiter in der Gastronomie den Job an den Nagel gehängt und sich einen anderen Broterwerb gesucht. Personalknappheit dreht auf jeden Fall an der Lohnspirale. Und die angeheizten Personalkosten werden die Festwirte an die Gäste weitergeben.

Dazu kommen kräftig erhöhte Preise für Energie und Rohstoffe. Schon spekuliert man in München auf 13,60 bis 14,90 Euro für die Mass Bier auf dem Oktoberfest. Da scheinen Herbstfestpreise von elf Euro aufwärts im Rahmen des Möglichen zu sein. Auch Hendl dürften erheblich im Preis steigen.

Ob sich die Volksfest-Fans die Freude am Großereignis auf der Loretowiese durch die höheren Preise verderben lassen? Eher unwahrscheinlich. Auf dem Panger Volksfest ging‘s schon wieder ordentlich zu. „Man hat gemerkt, dass die Leute richtig Lust auf Volksfest haben“, sagt Zapf-Debütant Andreas März.

Die souveräne Vorstellung mit drei Schlägen gibt Selbstbewusstsein fürs erste Mal beim Rosenheimer Herbstfest. „Nervös bin ich nicht“, sagt März. Das Training zuvor habe sich offensichtlich bezahlt gemacht, meint März. Möglich, dass der Rosenheimer Oberbürgermeister auch vorm Herbstfest nochmals Extra-Schichten am Übungsfass einlegt. Ob wie zuletzt bei Flötzinger oder doch zur Abwechslung beim Auerbräu, das müsse man sich noch überlegen, sagt März. Es wäre ja auch zu schade, ging vom teuren Fest-Stoff auch nur ein Schluck verloren.

Die erste Zwangspause seit 1946

Seit 1861 wird in der Stadt Rosenheim auf der Loretowiese gefeiert, zunächst beim landwirtschaftlichen Bezirksfest, das dann mehr und mehr zum „richtigen“ Volksfest wurde. Das Herbstfest legte immer wieder Pausen ein. Wegen der Cholera, die im Landkreis Rosenheim wütete, fiel das Fest etwa 1873 aus. Auch nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs gab es länger kein Volksfest, erst 1925 kehrte es dann zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in den Jahren von 1946 bis 1949 Frühlingsfeste, seit 1949 gibt es das Herbstfest. Corona unterbrach die Tradition: 2020 und 2021 waren die ersten Jahre seitdem, die das Herbstfest zwangspausierte. we

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