Am Montagabend vor einer Woche klopft es auf einmal an der Sakristeitüre unserer Pfarrkirche in der Innenstadt. Die Mesnerin, die gerade absperren will, öffnet und ist überrascht. Draußen stehen zwei türkischstämmige Männer mit einem Blumenstrauß und einer Schachtel türkischem Konfekt. Die beiden erzählen, sie kämen im Auftrag ihrer Moschee. Heute sei das Zuckerfest zum Ende des Fastenmonats und sie würden uns zu diesem für sie besonderen Feiertag gern einen freundlichen Gruß ihrer Gemeinde überbringen. Schließlich wollen wir alle gemeinsam in einer friedlichen Welt leben. Diese liebevolle Geste hat mich sehr berührt und der Blumenstrauß im Pfarrhaus lässt mich nun schon eine Woche darüber nachdenken. Das feine nussige Konfekt zum Zuckerfest ist tatsächlich so zuckersüß, dass ich mir jeden Tag nur einen kleinen Würfel davon aus der Pfarrhausküche hole, aber vermutlich ist das auch so gedacht. Man kann sicher Vorbehalte haben gegenüber muslimischen Radikalen vor allem in anderen Ländern, aber wenn sich Wladimir Putin als „überzeugter Christ“ bewusst bei der Mitfeier des orthodoxen Osterfestes ablichten lässt, versetzt mir das auch einen Stich ins Herz. Und wenn ich mir die Skandale unserer christlichen Glaubensgemeinschaften der letzten Jahrhunderte anschaue, dürfen wir durchaus selber etwas bescheidener und nachdenklicher auftreten. Wie auch immer, die zeichenhafte Geste der Muslime vor Ort bewirkt im Kleinen sicher mehr, als die große Weltpolitik erreichen kann. Man muss irgendwo anfangen, damit der Friede Kreise zieht.