Schockanrufer prellen Seniorin um 30000 Euro

von Redaktion

Welle von Enkeltrick-Telefonaten im Landkreis Rosenheim – Polizei warnt

Rosenheim – „Mama, ich habe vorhin einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht. Eine Mutter von drei Kindern ist gestorben. Ich bin bei der Polizei und muss 70000 Euro Kaution bezahlen“. So oder so ähnlich beginnen die perfiden Anrufe der Trickbetrüger bei meist älteren Bürgern. Eine Reihe von sogenannten Schockanrufen verübten bislang unbekannte Täter am Dienstag im Landkreis Rosenheim.

Wie die Polizei mitteilt, blieben die meisten Betrugsanrufe folgenlos, weil die angerufenen Opfer richtig reagierten. In zwei Fällen konnten Geldübergaben laut Polizei gerade noch verhindert werden. In einem Fall wandte sich eine 89-Jährige noch vor der Geldübergabe an die richtige Polizei. In einem anderen Fall schritten Angehörige eines Rentners ein und verhinderten Schlimmeres.

Eine Seniorin aus dem westlichen Landkreis fiel jedoch auf die dreisten Trickbetrüger herein und verlor Bargeld und Wertgegenstände im Wert von etwa 30000 Euro.

Gegen 11 Uhr vormittags rief ihre angebliche Tochter weinend bei ihr an, sie habe einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht. Ein falscher Polizist übernahm anschließend das Gespräch und forderte 70000 Euro Kaution – andernfalls drohe Gefängnishaft für die Tochter. Durch äußerst geschickte Gesprächsführung verlegten die Anrufer zunächst das Telefonat vom Festnetzanschluss des Opfers auf dessen Handy und hielten es so über mehrere Stunden dauerhaft in der Leitung. Dabei erhielt sie immer neue Anweisungen.

Die Frau wurde in die Rosenheimer Innenstadt gelotst, wo sie einem Unbekannten auf offener Straße zunächst über 15000 Euro in bar übergab. Getrieben von weiteren Forderungen hob die Frau weiteres Bargeld ab und sammelte Wertgegenstände zusammen. Danach lotsten die Täter die Frau in die Münchner Innenstadt, wo sie schließlich das weitere Bargeld und die Wertgegenstände einem weiteren unbekannten Mann übergab.

Erst am Nachmittag auf der Heimfahrt in den Landkreis Rosenheim beendeten die Anrufer das Telefonat mit der Seniorin mit dem Hinweis, dass die vermeintliche Tochter nun auf freien Fuß komme. Zu Hause angekommen telefonierte die Frau mit ihrem Schwiegersohn, wobei ihr dann der Betrug bewusst wurde und sie im Anschluss Anzeige bei der Polizeiinspektion Bad Aibling erstattete. Nun hat die Kriminalpolizei die Ermittlungen aufgenommen.

Die Polizei rät

- Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, auch nicht durch angeblich dringende Ermittlungen, beispielsweise zu einem Einbruch in der Nähe oder einer dringend zu zahlenden Kaution! Die Polizei fordert niemals Bargeld, Überweisungen oder Wertgegenstände, um Ermittlungen durchzuführen! Legen Sie einfach auf!

- Geben Sie am Telefon niemals Auskünfte über Hab und Gut, Bargeld und Wertgegenstände! Legen Sie einfach auf!

- Lassen Sie niemanden in die Wohnung, der sehen will, wo Sie Geld oder Schmuck aufbewahren!

- Rufen Sie nie über die am Telefon angezeigte Nummer zurück! Drücken Sie keine Wahlwiederholung! Legen Sie auf und wählen dann neu den Notruf 110!

- Erstatten Sie immer Anzeige, auch im Versuchsfall.

Artikel 4 von 11