Rosenheim – „Warum dieser Friedensweg? Reicht es nicht, wenn wir in der Kirche und der Moschee für Frieden beten?“ Diese Frage stellte die evangelische Dekanin Dagmar Häfner-Becker an den Anfang einer Veranstaltung, die am Mittwochabend Muslime und Christen gemeinsam vom Kuko zur Kirche Sankt Nikolaus führte. Und sie gab die Antwort gleich mit: „Es reicht nicht, denn sowohl im Christentum als auch im Islam verstehen wir uns als Teil der Gesellschaft und wollen diese mitgestalten mit unserer Haltung.“
Damit war auch schon dargelegt, dass die Organisatoren, die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen und die muslimischen Moscheen in Rosenheim, den Friedensweg nicht als politische Veranstaltung im engeren Sinn verstanden: Nicht um Forderungen an andere, an Politik und Gesamtgesellschaft im Sinne von „Ihr müsst“ sollte es gehen, sondern um den eigenen Beitrag eines jeden Einzelnen. Denn das Bemühen um Frieden, so meinte die evangelische Dekanin, fange im ganz kleinen an, im Umgang jedes Menschen mit seinem Nächsten.
„Friedensarbeit, so glaube ich, ist deshalb zunächst und zuerst immer die Arbeit an sich selbst.“ Die gemeinsame Aktion der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) und der muslimischen Moscheen in Rosenheim war ein deutliches und für alle sichtbares Zeichen: Dass es gelingen kann, über Religionsgrenzen hinweg zusammenzufinden und zusammenzustehen für ein gemeinsames Ziel. Ein Ziel, das Mineta Belic von der bosniakischen Moschee so formulierte: „Gewalt und Hass“, so sagte sie, „gehören zu keiner Religion. Wir bitten gemeinsam darum, auf einen Weg geführt zu werden, der von Vernunft und Versöhnung, von Offenheit und aufeinander Zugehen bestimmt ist.“
Für dieses Ziel und in dieser Hoffnung hatten sich rund 100 Rosenheimer auf den Weg durch die Stadt gemacht, darunter auch die stellvertretende Landrätin Marianne Loferer. Johannes Thomae