Drogengeschäfte im großen Stil

von Redaktion

Hells-Angels-Mitglied (33) aus Rosenheim in Traunstein vor Gericht – Gutachter: „Exorbitanter Konsum“

Traunstein/Rosenheim – Kurz nach dem Prozess gegen einen 29-jährigen Biker aus Rohrdorf (wir berichteten) steht seit gestern ein weiterer Angeklagter aus dem heimischen Rocker-Milieu in Traunstein vor Gericht unter dem Vorsitz von Richterin Christina Braune. Der 33-jährige Rosenheimer soll Kokain und Cannabis für die Hells Angels im großen Stil besorgt und auch weiterverkauft haben.

Laut Anklage soll der 33-Jährige nicht nur zu mehreren Gelegenheiten in der zweiten Jahreshälfte 2021 Kokain und Cannabis in nicht geringer Menge gekauft, sondern anschließend auch gewinnbringend weiterverkauft haben. Für den Kauf von mindestens einem halben Kilo Cannabis und mehreren hundert Gramm Kokain soll der 33-Jährige dabei auf die Kontakte eines Bekannten bei den Rosenheimer Hells Angels zurückgegriffen haben.

Der Verkauf der Drogen soll unter anderem über einen eigens dafür eingerichteten Telegram-Kanal namens „Apotheker Daddy“ erfolgt sein. Bei seiner Verhaftung Mitte Oktober 2021 fanden die Beamten in seiner Rosenheimer Wohnung eine geladene und schussbereite Gaspistole in unmittelbarer Nähe des Drogenlagers. Knapp 100 Gramm Kokain hatte der Angeklagte zu diesem Zeitpunkt bei sich.

Keine Angaben
zu den Abnehmern

Über seinen Verteidiger, Maximilian Hoh, ließ der Angeklagte zu Prozessauftakt erklären, keine Angaben zu Abnehmern und Bezugsquellen der Drogen machen zu wollen. Zum vermeintlichen bewaffneten Handeltreiben ließ er sich über seinen Anwalt etwas detaillierter ein. So habe er die Gaspistole nicht zum Schutz der Drogen beschafft und sie auch nie mit sich geführt. Er habe sein Kokain zum Eigenkonsum und die Mengen zum Verkauf dabei immer strikt getrennt: Rund 30 Prozent der Menge habe er für sich behalten, die restlichen 70 Prozent schließlich weiterverkauft.

Die Suchtmittel zum Eigenbedarf habe er stets im ersten Stock seines Hauses im Schlafzimmer zusammen mit der Pistole gelagert. Im Erdgeschoss, in der Küche, sei das Kokain zum Verkauf deponiert gewesen – weit entfernt von der Waffe. „Zur Finanzierung der Sucht“ habe der 33-Jährige den Handel betrieben. „Rund drei Gramm pro Tag“ und „ab und zu mal einen Joint“ habe er in der letzten Zeit konsumiert.

Anschließend gewährte ein Beamter des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd vor Gericht Einblicke in die Ermittlungen gegen die beiden Drogen-Lieferanten der Hells Angels – und somit auch gegen den Angeklagten. Der Ablauf der Deals sei stets recht ähnlich abgelaufen: Nach einer diskreten Geldübergabe fand die Drogen-Übergabe dabei in der Regel immer ein paar Tage später statt. Man traf sich in einer Tiefgarage in Taufkirchen – und Kokain mit mittlerem vierstelligen Wert wechselte regelmäßig den Besitzer.

Telegram-Kanal führt
Polizei auf die Spur

Über die Festnahme des Angeklagten berichtet dann eine weitere Beamtin. Die Polizistin von der Kripo Rosenheim beschäftigte sich seit Sommer 2021 mit einem Telegram-Kanal, auf dem Waffen und Drogen verkauft wurden. Der Angeklagte konnte daraufhin recht schnell ausfindig gemacht werden.

Rainer Gerth, Sachverständiger des Inn-Salzach-Klinikums in Wasserburg, macht im Anschluss noch Angaben zum Angeklagten und dessen Drogen-Konsum. Und bestätigt dabei weitestgehend die Aussagen des 33-Jährigen. Seit 2019 sei der regelmäßige Kokain-Konsum ein steter Begleiter gewesen. „Ein wirklich exorbitanter Konsum“, so der Gutachter. Aufgrund der Kokain-Abhängigkeit des Angeklagten legt der Sachverständige dem Gericht nahe, eine Unterbringung in einer Entziehungsklinik anzuordnen.

Der Prozess gegen den 33-jährigen Rosenheimer vor dem Landgericht Traunstein wird am heutigen Dienstag fortgesetzt. Sascha Ludwig

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