Das Schweigen im Walde

von Redaktion

Landesamt für Umwelt bestätigt jetzt Sichtung eines Goldschakals

Rosenheim – Es ist eine weitere Episode aus Sicht vieler Landwirte, bei der das Landesamt für Umwelt (LfU) wieder einmal als Geheimniskrämer dasteht. Der Vorwurf, dass die Behörde mit Informationen zu Wölfen in der Region mauere, ist unter Bauern weit verbreitet. Viele Landwirte lassen auf eigene Kosten DNA-Proben bei Rissen nehmen, weil sie kein Vertrauen mehr in das LfU haben. Nun wurde auf OVB-Anfrage klar, dass bereits im Oktober vergangenen Jahres ein Goldschakal im Landkreis Rosenheim in einer Fotofalle nachgewiesen wurde.

Dabei wirbt das LfU mit Transparenz. „Was wir wissen, geben wir weiter“, schreibt die Behörde mit Sitz in Augsburg auf ihrer Internetseite. Nur eben nicht immer, wie sich nun zeigt. Gerüchte über Goldschakale im Landkreis Rosenheim sowie im Landkreis Traunstein gibt es schon länger. Jüngst heißt es, dass ein Tier an der Hochries gesichtet worden sei, was sich allerdings nach unseren Recherchen bislang nicht bestätigt hat.

Auch die Rosenheimer Kreisbäuerin Katharina Kern hat im vergangenen Jahr Gerüchte gehört und sogar Fotos gesehen, die ein Tier bei Eiselfing zeigen sollen.

Wenig Scheu
vor Kleintieren

Von dem, was ihr bislang in Sachen Goldschakal zugetragen wurde, berichtet sie: Das Tier kenne wenig Scheu, wenn es darum gehe, Kleintiere zu erbeuten – Hühner genauso wie Hasen. „Solche Sachen macht der Fuchs auch. Aber wenn ein solches Tier auffällig ist, schießt ihn der Jäger, wenn er keine Jungen hat“, sagt Katharina Kern. Beim ebenso nach europäischem Recht geschützten Goldschakal sei dies hingegen nicht möglich. Und das, obgleich dieser schnell lerne, wie er an Beute komme. „Dann wird es manchmal auch sehr schwierig und unangenehm“, kommentiert die Landwirtin die Situation.

Die Anfrage bei LfU zum Goldschakal in der Region stellt sich als kompliziert dar. „Im Landkreis Rosenheim wurde am 5. Oktober 2021 ein Goldschakal mit einer Wildtierkamera erfasst. Für diese Aufnahme liegen uns keine Bildrechte vor.“ Für diese zwei Sätze braucht das LfU mehr als 48 Stunden, um zu antworten – und das ohne präzise Ortsangabe.

Auf der Homepage des LfU finden sich keine dokumentierten Nachweise in Bayern. „Der Goldschakal wird nicht als großer Beutegreifer geführt und besitzt einen anderen Schutzstatus als Wolf, Bär oder Luchs. Es werden daher keine Meldungen zum Goldschakal im Zusammenhang mit großen Beutegreifern veröffentlicht“, erklärt ein Sprecher der Behörde. Wie kann das sein, wenn nur wenige Kilometer weiter in Tirol eine App des Landes jedermann über mögliche Nachweise informiert? Und zwar sowohl über große Beutegreifer wie Bär und Wolf, aber eben auch Goldschakale: In Söll in Tirol war am 15. Mai 2021 ein Goldschakal nachgewiesen worden, im Juni ein weiterer in Matrei in Osttirol.

„Aufgrund der Aufnahme des Goldschakals in die Richtlinie für die Abwicklung von Schäden an Nutztieren und der steigenden Anzahl an Nachweisen, wurde beschlossen, auch Nachweise von Goldschakalen zu veröffentlichen“, sagt ein Sprecher des Landes Tirol auf Anfrage unserer Zeitung.

Schon jetzt nutzen auch viele bayerische Landwirte die Tiroler App, um gewarnt zu sein. Der Traunsteiner Landtagsabgeordnete Klaus Steiner (CSU) will nun erreichen, dass Bayern eine Warn-App nach Tiroler Vorbild einrichtet. Am Mittwoch wurde im Landtag sein Antrag dazu angenommen, nun muss die Regierung die Einführung prüfen.

Dass es eine solche App braucht, findet auch Stefan Köhler, Umweltpräsident des Bayerischen Bauernverbandes. „Ich habe mich bereits bezüglich der deutlich verbesserungswürdigen Transparenz von Sichtungs- und Rissmeldungen bei dem zuständigen Umweltminister eingesetzt“, sagt Köhler auf OVB-Anfrage. Vermutliche Bestätigungen müssen aus seiner Sicht sehr zeitnah sichergestellt und untersucht werden: „Hier zählt jede Stunde!“ Das gelte nicht nur für Wolf und Bär, sondern auch Goldschakale. Außerdem müsse es künftig einen Schadensausgleich für Risse von Goldschakalen geben – noch sei ihm keine bekannt, so Köhler.

Zwar sieht Kreisbäuerin Kern das Tier nicht als Bedrohung für die Almwirtschaft insgesamt. Dennoch sei er gerade für junge Schafe, aber auch für seltene Bodenbrüter wie Auer- oder Birkhahn gefährlich. „Und das, wo sich die Populationen dieser Tiere gerade erst erholen“, mahnt Kern.

Gerüchte um einen Bären im Chiemgau

Im Chiemgau gehen Gerüchte um, dass sich ein Bär in der Region aufhalten soll. Zum einen soll ein Baum in der Nähe von Ruhpolding starke Kratzspuren aufweisen. Außerdem sollen Spuren im Achental gefunden worden sein. Das Landesamt für Umwelt ist möglichen Hinweisen auf einen Bären nachgegangen. Nach ersten Erkenntnissen erhärte sich der Verdacht auf einen Bären jedoch nicht, sagte ein Sprecher der Behörde. Die DNA wird nach Informationen unserer Zeitung noch ausgewertet. Tatsächlich war an Fronleichnam ein Bär in Langkampfen bei Kufstein nachgewiesen worden. Dass Bären weite Strecken binnen kurzer Zeit zurücklegen, ist nicht ungewöhnlich. Die Tiroler Behörden haben außerdem einen Hinweis zu einem Tier in Rettenschöß bekommen, das an der Schwanzspitze verletzt war. „Die amtstierärztliche Begutachtung des verletzten Tieres vor Ort ergab keinen konkreten Verdacht auf die Beteiligung eines großen Beutegreifers. Aufgrund der Beunruhigung der Herde und der Information über abgestürzte Rinder auf bayerischer Seite wurden dennoch Proben für eine genetische Untersuchung genommen“, so ein Sprecher des Landes Tirol. Die genetische Untersuchung habe jedoch keinen Nachweis von Raubtier-DNA erbracht.hgy

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