Es passiert nicht oft, aber kürzlich war es wieder so weit: Ich habe mich aus dem Pfarrhaus ausgesperrt. Auf dem Weg zum nächsten Termin die Türe in aller Eile zugezogen und dabei den Schlüssel auf dem Schreibtisch zurückgelassen. Wie gut, wenn es dann Kollegen gibt, die den gleichen Schlüssel haben und hoffentlich noch im Haus sind.
Für eine wichtige Tür sollte es nicht nur einen einzigen Schlüssel geben. Denn was tun in diesem Fall, wenn jemand den Schlüssel für sich allein beanspruchen würde? Im Leben ist das nicht anders. Auch dort brauche ich Menschen, die mir wieder öffnen und etwas erschließen, wenn ich selbst verschlossen bin oder für ein Problem keinen Zugang und keine Lösung mehr finde.
In der Bibel sagt Jesus zu Petrus, dessen Festtag wir heute gemeinsam mit dem des Heiligen Paulus feiern: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben.“ Aus diesem Grund wird der heilige Petrus in vielen Kirchen auch mit einem großen Schlüssel in der Hand dargestellt. Trotzdem meine ich, dass die Theologen vergangener Jahrhunderte diesen Satz aus dem Evangelium vielleicht nicht immer ganz richtig verstanden haben.
Die Verantwortung des Petrus ist keine „Schlüsselgewalt“ im wahrsten Sinn dieses Worts, sondern ein Auftrag, der ihm als Anführer für die Jünger und Jüngerinnen Jesu behutsam in die Hand gegeben wird. Einen Schlüssel muss man sicher gut hüten. Trotzdem ist der Schlüssel des Petrus kein exklusiver Türöffner für eine geschlossene Veranstaltung: Der Schlüssel zum Himmel ist immer die Liebe.