Der Schock sitzt tief

von Redaktion

Grünen-Politikerin Katja Husen bei Radmarathon tödlich verunglückt

Rosenheim – „Das ist entsetzlich für uns alle“: So beschreibt Christian Schiefer die Gemütslage der Organisatoren von Radsportverein Rosenheim und Skiclub Aising-Pang nach dem tödlichen Radunfall von Katja Husen (46). Beim 29. Rosenheimer Radmarathon am vergangenen Sonntag war die Hamburger Grünen-Politikerin gestürzt und hatte sich trotz Helms schwere Kopfverletzungen zugezogen. Sie wurde mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus geflogen. Dort starb sie am Dienstag (wir berichteten).

Veranstalter sind
„tief betroffen“

Als offizieller Schirmherr des Radmarathons sprach Rosenheims Oberbürgermeister Andreas März Familie und Freunden von Katja Husen sein Beileid aus. Die Nachricht habe er mit „großer Bestürzung“ erfahren, schreibt März auf der Facebook-Seite der Stadt Rosenheim. „Solch tragische Unfälle führen uns immer wieder vor Augen, wie zerbrechlich der menschliche Körper trotz aller Sicherheitsvorkehrungen und Schutzausrüstung ist.“ Die Veranstalter wiederum äußern sich auf der offiziellen Homepage des Radmarathons „tief betroffen“.

Der Unfall ereignete sich auf der Bundesstraße B 307, bei der Abfahrt vom Sudelfeld nach Bayrischzell, an einer Stelle wenige hundert Meter hinter der höchsten Stelle der Straße. Die Ursache ist noch nicht geklärt. Katja Husen war wie so häufig mit ihrem Lebensgefährten unterwegs. Offenbar wollte die Hamburgerin ihn überholen, beim Wiedereinscheren verlor sie die Kontrolle über ihr Rennrad und kam zu Fall.

Ein Fehlverhalten eines anderen Fahrers, Rollsplit oder ein Ölfilm auf der Straße scheiden nach Angaben der Veranstalter als Ursache aus. „Ich bin zwei Tage zuvor, am Tag zuvor und noch am Tag des Radmarathons die Strecken abgefahren“, sagt Schiefer. „Es war alles in Ordnung.“ Schiefer sprach von „optimalen Verhältnissen“, wie auch Torsten Meyer, stellvertretender Vorsitzender des Mitveranstalters, dem Skiclub Aising-Pang.

Unter Radsportlern gilt der Streckenabschnitt, auf dem sich das Unglück ereignete, als verhältnismäßig harmloser Einstieg in eine Genussabfahrt, keinesfalls zu vergleichen mit einer steilen Abfahrt mit engen Kurven im Hochgebirge, womöglich auf schlechtem Untergrund. Gefürchtet ist eher die Passage auf der anderen Seite, die Auffahrt von Tatzlwurm hinauf zum Sudelfeld, die wegen ihrer Prozentpunkte viele Fahrer stark fordert.

Bestürzung
in Hamburg

Das Unglück schlägt Wellen bis nach Hamburg. Katja Husen war dort für die Grünen aktiv, Freunde und Wegbegleiter in der Hansestadt reagierten bestürzt. „Noch vor ein paar Tagen hat sie voller Begeisterung von dem geplanten Radmarathon erzählt, auf dem sie am Wochenende den tödlichen Unfall hatte“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Landesvorsitzenden Maryam Blumenthal und ihres Stellvertreters Leon Alam. „Katja Husen wurde buchstäblich aus dem Leben gerissen. Ihr viel zu früher Tod macht uns fassungslos.“

Auch bei den Veranstaltern in Rosenheim sitzt der Schock tief. Man halte sich strikt an die Vorgaben der Straßenverkehrsordnung, versuche mit optimaler Vorbereitung Gefahren für die Teilnehmer weitestgehend auszuschließen, so heißt es vonseiten von Radsportverein und Skiclub. Ihre Zufriedenheit mit der Organisation der Veranstaltung äußern tatsächlich zahlreiche Teilnehmer im Gästebuch des Online-Auftritts des Radmarathons. Nach Angaben der Veranstalter engagierten sich rund 100 Helfer als Streckenposten oder in anderen Funktionen für den Marathon. Die Ausrichter achten auch strikt auf die Einhaltung der Helmpflicht. „Ein Teilnehmer hatte seinen Helm vergessen, dem haben wir einen geliehen“, sagt Torsten Meyer. Radsport jedoch ist gefährlich: Vor einigen Jahren fuhr ein Mann bei einer Abfahrt bei Sachrang frontal in ein entgegenkommendes Auto und starb.

Insgesamt 1800 Menschen hatten sich angemeldet, mindestens 1300 waren tatsächlich auf einer der fünf verschiedenen Routen von 67 bis 249 Kilometern Länge gestartet. Katja Husen hatte sich offenbar die zweitlängste, bereits ziemlich anspruchsvolle 182 Kilometer lange Variante vorgenommen.

Eine engagierte Hamburger Grüne

Katja Husen (Foto: dpa) war ein bekanntes Gesicht der Politik in Hamburg. Die Biologin und Geschäftsführerin des Zentrums für Molekulare Neurobiologie (ZMNH) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) war nach Angaben der Partei mehr als 20 Jahre in unterschiedlichen Funktionen bei den Grünen aktiv. Sie war etwa Bürgerschaftsabgeordnete, Mitglied im Bundesvorstand, Mitglied im Landesvorstand, designierte Bezirksamtsleiterin und Bundestagskandidatin. Sie war als begeisterte Radfahrerin bekannt, die gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten viele Ausfahrten unternahm.

Artikel 7 von 10