Rosenheim/Riedering – „Wie können wir die Landfrauen nach der langen Corona-Pause wieder für einen Landfrauentag begeistern? Wie können wir wieder durchstarten? Was motiviert die Rosenheimer Landfrauen, zu unserem Landfrauentag zu kommen?“ Diese Fragen stellten sich die Damen des Rosenheimer Kreisvorstands rund um Kreisbäuerin Katharina Kern und ihre Stellvertreterin Maria Bichler. Am Ende der Überlegungen stand ein Konzept mit anderen Rahmenbedingungen als vor der Pandemie: Ein Landfrauentag mit einer Andacht, einem Referat, einem regionalen Warenmarkt und Zeit zum Austausch und zur Geselligkeit. Das Ziel der Organisatoren: Ein Landfrauentag, der Kopf und Herz guttut.
230 Gäste
und Ehrengäste
Im Saal des Gasthofs Hirzinger in Söllhuben begrüßte Kreisbäuerin Katharina Kern nach der Andacht 230 Gäste und Ehrengäste. Landrat Otto Lederer und Riederings Bürgermeister Christoph Vodermaier stellten in ihren Grußworten die besondere Bedeutung der Landfrauen und der Landwirtschaft in der Region heraus.
Höhepunkt des diesjährigen Landfrauentages war der Vortrag von Professorin Dr. Ursula Münch, Direktorin der Politischen Akademie in Tutzing. Sie sprach zum Thema „Landfrauen zwischen Aufbruchstimmung und Überforderung: Landwirtschaft in Zeiten großer Veränderungen“. Münch beobachtet, dass die Welt komplizierter geworden ist und dass wir in unkomfortablen Zeiten leben. „In Deutschland war es lange sehr gut und jetzt kommen viele Unsicherheiten wie der Krieg, die Pandemie, Radikalisierung, Bedrohung und Inflation“, macht die Professorin fest.
Die Aufbruchstimmung sei in vielen Bereichen feststellbar und so bringe das geänderte Konsumverhalten die Landwirtschaft in Schwierigkeiten. „Streit hat es immer gegeben, aber die Gesellschaft wird unversöhnlicher bei verschiedenen Themen, was auch durch die breite Auswahl der Medien zusätzlich verstärkt wird. Waren Streitpunkte früher eher politisch, lässt es sich nun schwerer trennen“, so die Direktorin. Wenn Ziele erreicht werden sollen, dann sei Geschlossenheit eine der wichtigsten Voraussetzungen, auch in der Verbandsarbeit. Die Referentin rief dazu auf, „eine gemeinsame Linie zu finden“, damit ein Vorhaben gelingen kann.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass Auflehnung gegen die Führung, sei es in Politik oder Gesellschaft, persönlicher wird. Münch betont: „Wer gehört werden will, braucht die Stärke des Verbandes und der sollte ein geschlossenes Bild abgeben, damit die Politik ihn ernst nehmen kann.“
An dieser Stelle spielten die Landfrauen eine entscheidende Rolle, denn sie würden in der Familie und auf dem Hof, im Dorf und im Verband den Rückhalt herstellen. „Die Gesellschaft nimmt eure gute Arbeit wahr und kann damit den Verband und die Landfrauen einordnen“, bestärkte Münch.
Populismus
entgegenwirken
Um dem Populismus und den Manipulationen entgegenzuwirken, solle man sich nicht gegen andere Lebensformen abschotten, sondern aus dem eigenen sicheren Standpunkt vermitteln. Damit würden die Landfrauen etwas für die Gemeinschaft leisten und der Gesellschaft eine Identität geben.
„Die aktuellen Wahlen im Bauernverband sind ein gutes Beispiel für politische Bildung, denn das ist gelebte Demokratie. Wenn der Verband mit seinen Mitgliedern ein geschlossenes Bild abgibt, dann wird damit auch die Gesellschaft gestärkt“, ermutigt die Professorin. Die Landfrauen machten sich für die Gesellschaft verdient, indem sie Heimat und Stabilität schaffen, Bezugspunkte setzen, soziale Arbeit einbringen.