„Personalmangel ist unser Problem“

von Redaktion

Herbstfest Rosenheim Wirte stehen vor Herausforderungen

Rosenheim – Ein Zelt-Tor steht schon, wie ein erster Vorbote des Herbstfestes. So viel ist gewiss. Doch kann irgendjemand eine Garantie abgeben, dass in knapp zwei Monaten auch wirklich Gäste hindurchgehen? Die Corona-Pandemie und die Aussichten auf eine mögliche Sommer- und Herbstwelle trüben Wirten und Veranstaltern den sommerlichen Himmel ein wenig ein. Und so ist, wie in den Jahren vor der Pandemie, das Portal des Flötzinger-Festzelts auf der Loretowiese das erste gut sichtbare Zeichen fürs Nahen des Herbstfestes. Doch heuer eben unter Vorbehalt.

Klinik-Auslastung
im Fokus

Denn da gibt es immer wieder diese Momente der Unsicherheit. Etwa, wenn sich Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter öffentlich um das Oktoberfest sorgt. Er hoffe, dass man das Thema „nicht noch kurzfristig diskutieren“ müsse, sagte Reiter kürzlich. Wegen Corona, wie er anführte, die Zahlen seien wirklich „niederschmetternd“, auch wenn man sich mittlerweile mehr auf die Klinik-Auslastung konzentriere.

„Man hat es
nicht in der Hand“

München hat in Sachen Fest-Absage einen gewissen Vorbildcharakter. Dennoch macht man sich in Rosenheim wegen Corona aktuell keine großen Gedanken. Die Lage sei derzeit noch entspannt, heißt es seitens des Romed-Verbunds. Auch Wirte und Veranstalter äußern sich gelassen. Es gebe ein Restrisiko, sagte Klaus Hertreiter, Geschäftsführer des Wirtschaftlichen Verbands Rosenheim, dem Ausrichter des Festes. „Aber es bringt auch nichts, sich nervös zu machen – das hat man eh nicht in der Hand.“ Der Verband beobachte weiter Festivals, Feste und Konzerte in der Umgebung. „Eine Verschlechterung der Lage können wir nirgendwo wahrnehmen“, sagt Hertreiter. „Also, ich bin optimistisch.“

Auch der neue, von Auerbräu erst kürzlich gewonnene Inntalhallen-Wirt Werner Heinrichsberger ist nach eigenen Worten „tiefenentspannt“, was die Corona-Gefahr angeht. Desgleichen Dr. Thomas Geppert, Geschäftsführer des Dehoga-Landesverbands. Aus Gesprächen mit der Staatsregierung habe er erfahren, dass eine Absage so schnell nicht in Frage komme. Der Verbandsvertreter aus Bad Aibling macht auf eine andere Gefahr für Großveranstaltungen aufmerksam – den Personalmangel. „Die Lage ist akut“, sagt Geppert. „Der Fachkräftemangel ist kein neues Thema. Aber jetzt fehlen auch noch Aushilfen.“

Wirte bestätigen, dass es schwieriger denn je ist, Personal im Service zu gewinnen. Werner Heinrichsberger sieht seine Küche gut aufgestellt. Auch Schankkellner könne er in ausreichender Zahl aufbieten. Allerdings: „Ein Defizit haben wir noch bei Kellnern und Bedienungen.“

Schausteller Max Fahrenschon weiß von ähnlichen Problemen auch bei anderen Festwirten in der Region. Und auch er erlebte nach der Rückkehr aus dem Urlaub eine unerfreuliche Überraschung: Die osteuropäischen Saisonarbeitskräfte waren aus ihren Ferien erst gar nicht mehr nach Oberbayern zurückgekehrt. Fahrenschon fasst es so zusammen: „Der Personalmangel macht uns Kopfzerbrechen.“

Keine 60 Tage mehr, dann eröffnen die Vertreter der Brauereien, die Wirte, Schausteller und Rosenheimer Trachtenvereine mit Musikkapellen und Wiesn-Trommler die erste Rosenheimer Wiesn seit 2019. Die Kandidatinnen für die Miss-Herbstfest-Wahl absolvieren einen Foto-Termin nach dem anderen, zuletzt bei einer gemeinsamen Wanderung auf die Hochries. Auch sonst gehen die Vorbereitungen aufs Herbstfest ihren geregelten Gang, während Arbeiter die Zelte des Impfzentrums und der Corona-Teststation abbauen.

Lorenz Stiglauer, Geschäftsführer der Flötzinger-Brauerei, betrachtet die Bauarbeiten am Flötzinger-Zelt mit Genugtuung. Jetzt, da das Portal steht, könnten in Kürze das Holzgerüst aufgestellt und die Zeltplane darübergespannt werden. Dann allerdings folgt mit dem Innenausbau noch eine stressige Phase. Die Probleme mit dem Personal kann Stiglauer bestätigen. „Es ist schwieriger als früher“, sagt er. „Wir kriegen es zusammen, aber wohl auch deswegen, weil das Herbstfest etwas Besonderes ist – da wollen viele einfach unbedingt mitarbeiten.“

Etwas Besonderes ist das Herbstfest offenbar auch für die Gäste. Die Nachfrage sei enorm, berichtet der Flötzinger-Geschäftsführer. „Aufs Herbstfest freuen sich viele Erwachsene wie Kinder auf Weihnachten.“ Welche Freude man den Menschen mit so einem Fest mache – „das ist schon der Wahnsinn“.

Auch deswegen will er an eine Absage gar nicht denken. „Wirtschaftlich wäre es auch schlecht, natürlich“, sagt er. „Aber richtig schade wäre es vor allem wegen der Menschen.“

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